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Nervenflattern

Nervenflattern

Titel: Nervenflattern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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aber keiner drin. Und die Betten sind frisch gemacht.«
    Oder unbenutzt, dachte Lenz.
    Zusammen gingen sie auf die vor ihnen liegende Tür zu, die nur angelehnt war. Hain schob sie in den Raum und riss die Augen auf.
    »Mein Gott«, stöhnte er.
    Lenz machte einen Schritt um seinen Kollegen herum, sah in das von nussbaumfarbenen Möbeln dominierte Zimmer und schluckte. In den dunkelgrünen Polstern saßen die zusammengesunkenen Leichen von Johannes Hainmüller und seiner Frau, wie der Kommissar spontan vermutete.
    Ohne den Blick von den beiden Toten zu nehmen, griff er zu seinem Mobiltelefon, wählte Ludger Brandts Nummer und wartete. Als der Kriminalrat abgenommen und sich gemeldet hatte, erklärte er ihm die Situation und bat ihn, alles Weitere zu veranlassen.
    Hain hatte in der Zwischenzeit ein Paar Einweghandschuhe angezogen und Hainmüllers Leiche kurz untersucht.
    Der ehemalige Abteilungsleiter hatte zwei Löcher in seinem Körper. Auf der Vorderseite des Halses das Einschussloch und auf der Rückseite den Austrittskanal. Das Projektil war in das Polster des Sessels eingedrungen und hatte eine dunkle Verfärbung am Rand des Lochs hinterlassen. Im handtellergroßen Umkreis um die Stelle waren Gewebereste und Knochensplitter zu erkennen. Lenz sah Hain zu und schüttelte dabei den Kopf.
    »Das passt doch hinten und vorne nicht zusammen. Warum sollte die Tauner die beiden umbringen?«
    Hain sparte sich eine Antwort und wandte sich der Frau zu. Sie saß der anderen Leiche in einer merkwürdig verdrehten Haltung gegenüber. Die Hände lagen auf den Oberschenkeln, direkt vor ihrem Schambereich.
    »Als ob sie dagesessen und auf ihre Hinrichtung gewartet hätte«, sinnierte Hain.
    Auf der linken Brustseite war ihre helle Bluse von einem großen, tiefroten, fast schwarzen Fleck bedeckt. Der Schütze hatte sie offensichtlich direkt ins Herz getroffen.
    Lenz ging in den Flur und griff nach der Handtasche. Er holte ein Portemonnaie heraus, durchsuchte es und fand, wonach er gesucht hatte.
    »Sie ist seine Frau«, klärte er seinen Kollegen auf, und wedelte dabei mit dem Personalausweis der Toten.
    »Hedwig Hainmüller.« Der Kommissar schüttelte den Kopf und suchte nach einem Geburtsdatum.
    »Wer hat denn 1966 seine Tochter noch Hedwig genannt?«
    Hain ließ den Körper der Frau los, stellte sich neben Lenz und sah auf den Ausweis.
    »Aber der Name passte wenigstens zu ihr. Eine Schönheit war sie ja nicht gerade.«
    Vor dem Haus hörten sie das Heulen von Polizeisirenen.
    »Bevor sich die diversen Kollegen hier gleich auf den Füßen herumtreten, lass uns noch kurz die anderen Zimmer anschauen«, schlug Lenz vor und ging ins Bad. Hain nahm sich die Küche vor, danach trafen sie sich im Schlafzimmer. Der junge Oberkommissar schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Nichts. Hier ist alles so clean wie in einem Operationssaal.«
    Er ließ sich auf die Knie fallen und sah unter das Bett.
    »Nicht eine Staubfluse. Die Frau des Hauses hat ganze Arbeit geleistet.«
    »Hoffentlich haben wenigstens die beiden Leichen Fingerabdrücke hinterlassen.«
    Ludger Brandt und Rolf-Werner Gecks betraten die Wohnung, gefolgt von zwei uniformierten Polizisten.
    »Wo ist denn die Spezialeinheit BKA, Ludger? Ich hab erwartet, dass ihr in Mannschaftsstärke auftaucht«, flachste Hain.
    »Die jagen Terroristen. Außerdem mischen sie sich noch früh genug hier ein.«
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Wo sind sie denn, Paul?«
    Lenz führte seinen Chef ins Wohnzimmer.
    »Oh Mann, das sieht ja übel aus. Hinweise auf einen Suizid?«
    »Nein«, antwortete Hain. »Es sei denn, sie hätten eine unsichtbare Pistole benutzt.«
    Lenz fiel erst in diesem Moment der Ammoniakgeruch auf. Offenbar hatte sich die Blase eines oder der beiden Toten geleert.
    Der Hauptkommissar informierte seinen Vorgesetzten darüber, wie Hain und er in die Wohnung der Hainmüllers gelangt waren.
    »Schon gut, Paul. Ohne euer zwar nicht ganz legales, aber beherztes Vorgehen würden die beiden vielleicht nächste Woche noch hier rumliegen. Aber wer hat die Sauerei denn verursacht? Kommt die Tauner dafür in Frage?«
    »Schwer zu sagen. Wir haben uns auf der Fahrt hierher gefragt, ob Hainmüller gefährdet sein könnte. Aber weil die Tauner auf dem Jugendamt immer nur mit seinem toten Mitarbeiter Brill zu tun hatte und nicht wissen konnte, dass er hier eigentlich die Entziehung des Sorgerechts angeleiert hat, haben wir keine Notwendigkeit gesehen. Wie es aussieht, haben wir

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