Nesbø, Jo - Harry Hole - 02
abgegeben, sonde rn nur gesagt, dass er schon wieder auftauchen würde.
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Tonje Wiig hatte so einsam und verloren ausgesehen, als hätte sie gerade festgestellt, dass ihr Zug ohne sie abgefahren war. Na ja, sie würde sich schon wieder fangen. Sie sah so aus. Sie hatte erfahren, dass sie die ne ue Botschafterin werden sollte, Dienst-beginn 1. Mai.
Jemand räusperte sich. Sie öffnete die Augen.
»Wie geht’s?«, fragte eine heisere Stimme.
»Harry?«
Ein Feuerzeug klickte und sie roch Zigarettenqualm.
»Du bist also zurück?«, sagte sie.
»Ich halt mich so eben über Wasser.«
»Was machst du?«
»Experimente«, sagte er. »Suche die ultimative Methode, das Bewusstsein zu verlieren.«
»Man hat mir erzäh lt, du seist einfach aus dem Krankenhaus marschiert.«
»Sie konnten nichts mehr für mich tun.«
Sie lachte vorsichtig, indem si e die Luft in kle inen, kurzen Stößen ausatmete.
»Was hat er gesagt?«, fragte Harry.
»Bjarne Møller? Dass es in Os lo regnet und der Frühling in diesem Jahr früh zu komm en scheint. Ansonsten alles wie immer, er hat m ich gebeten, dir Grüße auszurichten und zu sagen, dass alle zufrieden und gl ücklich und erleichtert seien.
Verwaltungschef Torhus hat Blumen gebracht und nach dir gefragt. Er hat mich gebeten, dir zu gratulieren.«
»Was hat Møller gesagt?«, wiederholte Harry.
Liz seufzte.
»O.k., ich habe gesagt, was ich s agen sollte, und er hat es überprüft.«
»Und?«
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»Du weißt, wie gering die Wahrscheinlichkeit ist, dass Brekke etwas mit diesem Vergewaltigungsfall zu tun hat, nicht wahr?«
»Ja.« Sie konnte den Tabak knister n hören, als er an der Z igarette zog.
»Vielleicht solltest du die Sache einfach vergessen, Harry.«
»Warum?«
»Diese Ex von Brekke hat die Frage überhaupt nicht kapiert.
Sie hat sich von ihm getrennt, weil sie ihn langweilig fand, einen anderen Grund hatte sie nicht. Und …«
Sie atmete ein.
»Und er war nicht einmal in Oslo, als das mit deiner Schwester passiert ist.«
Da sie ihn nicht ansehen konnte, versuchte sie zu hören, wie er es aufnahm.
»Tut mir leid«, sagte sie.
Sie hörte die Zigarette fallen und dann das Quietschen einer Gummisohle auf dem Steinboden.
»Tja. Ich wollte nur sehen, wie es dir geht«, sagte er. Stuhlbei-ne scharrten über den Boden.
»Harry?«
»Ja, ich bin hier.«
»Nur eines noch. Komm wieder, versprichst du mir das? Bleib nicht da draußen.«
Sie hörte ihn atmen.
»Ich komme wieder zurück«, sagt e er tonlos, al s sei dieser Satz ein Refrain, den er längst leid war.
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KAPITEL 54
Er sah den Staub in einem einsamen Lichtstrahl tan zen, der durch einen Spalt in den Diel en über ihm drang. Das Hemd klammerte sich an seinen Körper wie eine zu Tode erschrockene Frau, der Schweiß brannte auf seinen Lippen und vom Gestank des Bodens wurde ihm übel. Doch dann bekam er die Pfeif e zu fassen, eine Hand hielt die Nadel und schm ierte das Loch m it dem schwarzen Teer ein , hielt die Pfeife dann ruhig direkt über die Flamme und alles wurde wieder weicher. Nach dem zwe iten Zug stellten sie sich ein: Ivar Løken, Jim Love und Hilde Molnes. Nach dem dritten Zug kam en die anderen. Doch eine fehlte. Er zog den Rauch tief in die Lungen, ließ ihn dort, bis er zu zerspringen glaubte, und end lich tauchte auch sie auf. Sie stand in der Verandatür und die So nne schien ihr seitlich aufs Gesicht. Zwei Schritte, dann schwebte sie in einer weich gezeichneten Linie durch die Lu ft, schwarz, den Körper gespannt von den Fußsohlen bis zu den Fingerspitzen. Unendlich langsam durchbrach sie die W asseroberfläche wie ein weic her Kuss, drang tiefer und tiefer, bis sich das W
asser schließlich
über ihr schloss. Ein paar Luftbl asen stiegen an die Oberfläche und eine Welle schw appte an den Rand des Beckens. Dann wurde es still und das grüne W asser spiegelte den Hi mmel, als hätte sie nie existiert. Er inhalierte ein letztes Mal, legte sich mit dem Rücken auf die Bambusmatte und schloss die Augen. Dann hörte er das weiche Gluckern ihrer Schwimmzüge.
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