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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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Mutter tätschelte Dims Kopf und sagte, dass das alles nicht leicht sei, aber au ch nicht so schlimm. So bleibe es ihrer Schwester jedenfalls erspart, als kwai von Hof zu Hof zu ziehen, wie sie selbst es vor ihrer Hoch zeit getan habe. Außerdem hatte Miss Wong versprochen, gut au f sie aufzupassen. Der Vater nickte, spuckte Betel durch die schwarzen Zähne und fügte hinzu, dass die farangs in den Bars gut für fr ische Mädchen bezahlten.
    Dim hatte nicht verstanden, was ihre Mutter mit kwai meinte, aber sie wo llte nicht fragen. Natürlich wusste sie, dass kwai
    Ochse bedeutete. Wie die meisten anderen hier hatten sie nicht das Geld für einen eigenen Ochsen, so dass sie einen m ieten
    mussten, wenn das Pflügen der Re isäcker anstand. Erst später hatte sie erfahren, dass die Mädchen, die diesen herumziehenden Ochsentreibern folgten, ebenfalls kwai genannt wurden, da ihre Dienste im Mietp reis für den Ochsen inbegriffen waren. So verlangte es die Tradition. Hoffentlich fand sie selbst ein en
    Bauern, der sie haben wollte, ehe sie zu alt war.
    Mit fünfzehn war Dim eines Ta ges von ihrem Vater gerufen worden, während er ihr, die S onne im Rücken und den Hut in der Hand, durch das Reisfeld en tgegenwatete. Sie antwortete nicht sogleich, sondern richtete sich auf und ließ ihren B lick über die grünen Hügel rund um den kleinen Hof schweifen.
    Dann schloss sie die Augen, la uschte dem Zwitschern eines Vogels und sog den Geruch von Eukalyptus und Gummibäumen ein. Sie wusste, jetzt war sie an der Reihe.
    Im ersten Jahr wohnte sie ge meinsam mit drei Mädchen in einem Zimmer. Sie teilten sich alles: Bett, Essen, Kleider.
    Besonders Letzteres war wich tig, denn ohne schöne Kleider bekam man nie die besten Kunde n. Sie hatte tanzen gelernt, lächeln und entwickelte einen Blick dafür, wer nur etwas trinken wollte und wer gekomm en war, um Sex zu haben. Ihr V ater 6

    hatte mit Miss W ong vereinbart, dass das Geld nach Hause geschickt wurde, so dass sie in den ersten Jahren nicht viel davon zu sehen bekam , aber Miss Wong war zufrieden m it ihr, und nach und nach hielt sie mehr für Dim zurück.
    Miss Wong hatte allen Grund, zufrieden zu sein. Dim arbeitete hart und ihre Kunden kauften
    ihr viele Drinks. Überhaupt
    konnte sie f roh sein, dass Dim noch imm er da war, denn ein paar Mal wäre sie beinahe weg gewesen. Ein Japaner hatte Di m heiraten wollen, hatte dann aber kalte Füße bekomm en, als sie ihn um das Geld für das Flugtic ket gebeten hatte. Ein anderes Mal war ein Am erikaner mit ihr nach Phuket gefahren, hatte seine Rückreise verschoben und ih r einen Diamantring gekauft, den sie dann aber einen Tag nach seiner Abreise versetzt hatte.
    Manch einer hatte ihr die Bezah lung verweigert und sie weg -
    geschickt, wenn sie protestier te, andere hatten es Miss Wong gemeldet, wenn sie nicht alles getan hatte, was sie von ihr verlangten. Sie alle hatten ni cht verstanden, dass Dim ihr eigener Herr war, wenn sie si e erst aus d er Bar freigek auft hatten, denn damit war der Anteil für Frau W ong gesichert. Ihr eigener Herr. Sie dachte an das rote Kleid im Schaufenster. Ihre Mutter hatte recht gehabt – es wa r nicht leicht, aber ganz so schwer war es auch nicht.
    Und es war ihr gelungen, ihr unschuldiges Lächeln und fröhliches Lachen zu bewahren. Die Männer m
    ochten so etwas.
    Vielleicht hatte sie deshalb den Job bekommen, den W ang Lee in der Zeitung Thai Rath unter der Überschrift G.R.O. oder
    »Guest Relation Officer« annonciert hatte. W ang Lee war ein kleiner, beinahe schwarzer Chin ese, der draußen an der Sukhumvit Road ein Motel betrieb. Bei seinen Kunden handelte es sich beinahe ausnahm slos um Ausländer m it besonderen Wünschen – aber nicht so besonderen, dass sie sie nicht erfüllen konnte. So gesehen gefiel ihr die Arbeit dort besser als das stundenlange Tanzen in der Bar. Außerdem bezahlte Wang Lee 7

    gut. Der einzige Nachteil war, dass dieses Motel so weit von ihrer Wohnung in Banglaphu entfernt war.
    Dieser verdammte Verkehr! Es s taute sich schon wieder und sie sagte dem Fahrer, sie woll e aussteigen, obgleich sie d ann sechs Spuren überqueren m usste, um zu de m Motel auf der anderen Straßenseite zu komm en. Die Luft legte s ich wie ein warmes, nasses Handtuch um sie, als sie aus dem Taxi stieg. Sie spähte nach einer Lücke im Verkehr und hielt sich die Hand vor die Nase, wobei sie natürlich wusste, dass das nichts nutzte, denn es gab in Bangkok nur dies e Luft. Einzig dem

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