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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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Zeit.
    »Liz, hör jetzt auf mich!«

    421

    Das Kabel straffte sich und Harry spürte, wie es in die Haut seiner Handkante einschnitt.
    »Deine Pupillen sind weit geöffnet, du bekommst gleich einen Schock, Liz! Hörst du! Du musst jetzt schießen, bevor es zu spät ist! Du wirst gleich ohnmächtig, Liz!«
    Ein Schluchzen kam über ihre Lippen.
    »Verflucht, Harry! Ich kann das nicht, ich …«
    Das Kabel glitt wie Butter durch sein Fleisch. Er versuchte, die Faust zu ballen, doch einige Nerven m
    ussten durchtrennt
    worden sein.
    »Liz! Sieh mich an! Liz!«
    Liz blinzelte und blinzelte und sah ihn m it schwimmenden Augen an.
    »Das wird verdamm t noch m al gutgehen, Liz. Kannst du verstehen, warum die diese Nord chinesen in die Armee holen?
    Verdammt, es gibt auf der ga nzen Welt keine größeren Ziel-scheiben. Sieh dir den Kerl doch an, Liz. Wenn du es irgendwie schaffst, an mir vorbeizuschießen, bist du quasi gezwungen, ihn zu treffen!«
    Sie sah ihn m it offenem Mund an, dann senkte sie die Pistole und begann zu lachen. Harry versuchte, Woo zu stoppen, der an ihm vorbeiging, doch es war, als hätte Harry sich einer Lokomo-tive in den Weg gestellt. Sie ware n über ihr, als etwas in Harrys Gesicht explodierte. Wieder s choss ein stech ender Schmerz durch seine Nervenbahnen, doch dieses Mal war er an ders, irgendwie brennend. Er roch ihr Parfüm und spürte ihren Körper unter dem massiven Gewicht von Woo nachgeben, der sie alle drei zu Boden drückte. Das Ec ho des Donners rollte durch die geöffnete Tür auf den Flur hinaus. Dann wurde es still.
    Harry atmete. Er lag eingekl emmt zwischen Woo und Liz, doch er spürte, wie sich sein e Brust hob und senkte. Das konnte nur bedeuten, dass er noch am Leben war. Etwas tropfte und 422

    tropfte. Er versuchte, den Gedanken von sich zu weisen, er hatte jetzt keine Zeit dafür, keine Zeit für den nassen Tau, die kalten, salzigen Tropfen gegen die Decke. Dies hier w ar nicht Sydney.
    Sie fielen auf Liz’ Stirn, auf ihre Augenlider. Dann hörte er wieder ihr Lachen. Liz’ Augen öffneten sich und wurden zu zwei schwarzen Fenstern, um geben von weißen Rahm en auf einer rot bem alten Wand. Großv aters Axthiebe, trockene, dumpfe Schläge, wenn das Ho lz auf dem hart gestam pften Boden aufschlug. Der Hi mmel war blau, das Gras kitzelte an den Ohren und eine Möwe flog i mmer wieder in sein Blickfeld.
    Er hatte Lust zu schlafen, doch sein ganzes Gesicht stand in Flammen, er roch den Gestank seines eig enen verschmorten Fleisches, in dessen Poren sich das Pulver eingebrannt hatte, Mit einem Stöhnen rollte er sich aus dem m enschlichen Sandwich.
    Liz lachte noch immer, ihre Augen waren weit aufgerissen und er ließ sie.
    Dann wälzte er W oo auf den Rücken. Sein Gesicht war in einem überraschten Ausdruck er starrt. Sein Mund war halb geöffnet, als wollte er g egen das schwarze Loch in seiner Stirn protestieren. Er ha tte Woo beweg t, hörte es aber noch immer tropfen. Er drehte sich zur W and um und registrierte, dass er sich das nicht nur eingebildet hatte. Madonna hatte schon wieder eine andere Haarfarbe. Woos Zöpf chen hatte sich ganz oben an den Bilderrahmen geklebt und gab ihr einen schwarzen Punker-look, aus dem etwas tropfte, das wie eine Mischung aus Rührei und Rote-Bete-Saft aussah. Es fiel mit einem weichen Klatschen auf den dicken Teppich.
    Liz lachte und lachte.
    »So, ihr feiert hier eine Party? «, hörte er eine Stimm e aus der Türöffnung. »Und den lieben Jens habt ihr nicht eingeladen?
    Dabei dachte ich, wir wären Freunde …«
    Harry drehte sich nicht um , seine Augen suchten fieberh aft den Boden nach seiner Pistole ab. Sie m usste unter den T isch 423

    oder hinter den Sessel gerutscht sein, als ihm Woo den Schlag in den Rücken versetzt hatte.
    »Suchen Sie die hier, Harry?«
    Natürlich. Er drehte sich langs am um und starrte in die Mündung seiner eigenen Ruger SP-101. Er wollte den Mund öffnen und etwas sagen, als er es sah. Jens würde schießen. Er hielt die Pistole mit beiden Händen und hatte sich bereits ein wenig nach vorn gelegt, um den Rückstoß abzufangen.
    Er sah den Beam ten, der im Schrøder gesessen und m it dem Stuhl gewippt hatte, seine na ssen Lippen, das verächtliche Lächeln, das nicht läch elte, aber trotzdem da war. Das gleiche unsichtbare Lächeln, das die Polizeipräsidentin aufsetzen würde, wenn sie um eine Gedenkminute für Harry Hole bat.
    »Das Spiel ist aus, Jens«, hörte er sich selbst sagen. »Da mit kommen

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