Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Neschan 01 - Die Träume des Jonathan Jabbok

Titel: Neschan 01 - Die Träume des Jonathan Jabbok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
Vom Netzwerk:
gelbgrünem Bambus, Gleiches galt für die gut sichtbaren Stangen, welche die tragenden Teile der Hütte zu bilden schienen, Decke und Wände waren mit einem Geflecht aus braungrünen, langen, schmalen Blättern ausgefüllt und das Fenster gab den Blick auf die satte, grüne Farbenpracht des Regenwaldes frei –, aber es war und blieb Grün. Etwas an dem schmalen Ausblick, den das kleine Fenster gewährte, war allerdings eigenartig. Yonathan konnte sich nicht recht erklären, was es war.
    »Sag mal, Yo«, begann er zaghaft. »Wer ist eigentlich dieser Din-Mikkith?«
    »Du solltest lieber fragen, was es ist.« Yomi zögerte. Er suchte nach den passenden Worten. »Din-Mikkith ist eigentlich kein… Mensch.«
    »Eigentlich? Was ist er dann?«
    »Es ist ein Behmisch.« Yomi zuckte mit den Schultern. »Was immer das ist.«
    Yonathan hatte sich inzwischen wieder aufgesetzt. Der Name »Behmisch« kam ihm irgendwie bekannt vor, aber er war noch zu benommen, als dass er wüsste woher. »Aber du hast ihn… warum sagst du eigentlich immer ›es‹? Na, jedenfalls hast du ihn doch gesehen. Wie sieht er denn aus?«
    »Es ist gut, dass du mich danach fragst. Du könntest womöglich… erschrecken.«
    »Du machst es aber spannend. So Furcht erregend wird er wohl nicht sein, oder?«
    Yomi zögerte. »Nun, er ist einfach… so… grün.«
    Yonathan ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. »Das wundert mich allerdings nicht.«
    »Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz.«
    »Schau dich doch um. Hier ist alles grün. Du sagtest vorhin, dass selbst ich noch ziemlich grün im Gesicht bin – warum also nicht auch dieser Din-Mikkith?«
    »Ich freue mich, dass du es so leicht nimmst«, argwöhnte Yomi. »Aber ich fürchte, du verstehst mich nicht…«
    »Das ist auch nicht so leicht, mein Freund«, unterbrach ihn plötzlich eine fremde Stimme.
    Yonathan zuckte zusammen. Er hatte nicht bemerkt, dass sich noch jemand im Raum aufhielt. Aber auch sein Freund schien ihn erst jetzt zu bemerken. Vorsichtig beugte sich Yonathan zur Seite und spähte an Yomis Schulter vorbei. Was er sah, ließ ihn gleich wieder zurückzucken.
    Doch zu spät!
    »Aller Friede Neschans sei mit Euch, Geschan, Träger des Stabes«, ertönte dieselbe unbekannte Stimme. Obwohl sie nicht bedrohlich, eher sogar feierlich klang, schien sie Yonathan äußerst gewöhnungsbedürftig. Sie klang leise – fast zu leise – und etwa so, als wenn für jedes Wort zu viel Luft verbraucht würde, wie ein Windstoß in trockenem Laub, ein freundlich-feierliches Zischeln.
    Auch das Äußere des Fremden war höchst merkwürdig. Jetzt wusste Yonathan, warum Yomi sich mit der Beschreibung ihres Gastgebers so schwer getan hatte. Die Situation war ihm ganz und gar nicht geheuer. Er wünschte sich irgendwo anders zu sein, nur nicht hier, vier Schritt von diesem seltsamen Wesen entfernt.
    Aber was konnte er tun? Sie waren nun einmal hier und die Anwesenheit dieser Gestalt war eine Tatsache. Und schließlich schien dies sein Lebensretter zu sein! Grund genug, nicht die Nerven zu verlieren.
    Yonathan kam mit sich überein, dass es seiner Würde nicht angemessen war, weiter Versteck zu spielen. »Aller Friede sei mit Euch, Din-Mikkith«, verkündete er zaghaft – und fügte hinzu: »Das seid Ihr doch wohl, nehme ich an.«
    Yomi hatte sich inzwischen vom Bett erhoben und gab damit den Blick auf ihren gemeinsamen Retter frei. Din-Mikkith schien zu lächeln (so genau konnte man das nicht beurteilen). Yonathan bemühte sich, ebenfalls eine freundliche Miene aufzusetzen. Dabei musterte er seinen Gastgeber eingehend und schickte gleichzeitig seinen Geist aus, um etwas über die Gefühle und Absichten dieses fremdartigen Wesens zu erfahren.
    Din-Mikkith war nicht viel größer als Yonathan, wirkte aber wesentlich gedrungener und stämmiger. Die grüne Haut hing in unzähligen Falten vom Körper herab – unübersehbar, denn Din-Mikkith war völlig nackt. Yonathans forschendem Blick blieb jedes Anzeichen verborgen, das darüber hätte Aufschluss geben können, ob er einem männlichen oder weiblichen Vertreter der Behmisch-Spezies gegenübersaß. Din-Mikkiths unbehaarte, grüne Haut war rau und lederartig und erinnerte an einen Eidechsenpanzer. Dadurch wirkte er nicht völlig nackt. Beklemmend empfand Yonathan jedoch die Tatsache, dass dieses natürliche Gewand in Farbe und Musterung so sehr der hinter dem Behmisch befindlichen Wand ähnelte, dass er dadurch fast durchsichtig erschien, sicher der Grund

Weitere Kostenlose Bücher