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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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magst ihn unter deiner wandernden Sanddüne begraben – aber er wird vom siebten Richter gefunden werden. Wenn du also glaubst, dass du uns töten musst – ich kann es nicht verhindern. Denn ich werde deinen bösen Taten nicht noch ein weiteres Unrecht hinzufügen.«
    Yonathan ließ die Hand Sethurs wieder los. Ruhig stützte er sich mit beiden Händen auf den goldenen Knauf Haschevets. »Nur eines noch«, fügte er mit einem Lächeln hinzu. »Ich will dir verzeihen, für alles, was du glaubst tun zu müssen.«
    Mit diesen Worten wandte sich Yonathan von Sethur ab, griff nach Kumis Zügel und ging zu seinen Freunden zurück. Während er sich auf die Gefährten zubewegte, deren furchtvolle Gesichter sich kristallklar vor der weißblauen Wolkenwand im Hintergrund abhoben, fühlte Yonathan für einen Moment Bedauern. Die Nebelwand war so nah wie nie zuvor. Fast hätten sie ihr Ziel erreicht.
    Nach einigem Zögern rang sich Yomi endlich zu einer Frage durch, die alle Gefährten fürchteten. »Es sieht ziemlich schlimm aus, nicht wahr?«
    »Ich fürchte, es sieht unheimlich schlimm aus, Yo.«
    »Musst du dich immer über mich lustig machen?«, beschwerte sich Yomi in schlecht gespielter Gekränktheit. Ein frischer Wind strich durch die widerspenstigen Haarsträhnen des langen, blonden Seemannes.
    Yonathan wandte sich an Gimbar. »Was tut Sethur gerade?« Er hatte dem Heerobersten noch immer den Rücken zugewandt.
    »Er scheint zu Stein erstarrt zu sein. Was hast du zu ihm gesagt, Yonathan?«
    Yonathan zuckte die Achseln. »Nichts Besonderes.«
    »Er hat den Arm erhoben, mit dem Schwert darin!«, rief Yehsir. »Das ist das Zeichen.«
    Yonathan beobachtete, wie die Männer Sethurs Pfeile an die Sehnen ihrer Kurzbogen legten.
    »Zumindest sollen sie uns nicht abschlachten wie wehrlose Lämmer«, sagte Gimbar mit grimmiger Miene und förderte einen gewaltigen Dolch zutage. »Greift eure Waffen, meine Freunde, und zeigt diesen dunklen Gesellen, dass die Streiter des Lichts keine Feiglinge sind.«
    Alle schauten Gimbar verdutzt an.
    »Diese theatralische Ader kenne ich an dir noch gar nicht«, bemerkte Felin.
    »Wartet noch einen Moment!«, rief Yonathan, und während er in Richtung der Nebelwand deutete, sagte er: »Seht, dort!«
    Nicht nur ihm war das Furcht einflößende Schauspiel aufgefallen, sondern auch Sethur, der seine Fassung noch nicht ganz wiedererlangt hatte. Das war wohl auch der Grund dafür, dass der Arm des Heerobersten ein wenig zu lang in der Luft schwebte, das ebenso prächtige wie tödliche Krummschwert hoch erhoben. In den blauweiß schimmernden Grenznebel war Bewegung gekommen. Ein kreisendes Wogen und Wallen verletzte die gleichmäßige Struktur der himmelhohen Wand und förderte dunklere und hellere Streifen zutage. Schnell beschleunigte sich das Kreisen, wurde zu einem rasenden Wirbel, der sich in Form eines gigantischen Trichters aus der Nebelwand löste.
    Starr vor Entsetzen verfolgten Sethur und seine Männer das Schauspiel. Aber auch Yonathan und seine Gefährten waren kaum einer Regung fähig und blickten gebannt auf den schnell heranfliegenden Wirbel. Schließt sich hier der Kreis?, fragte sich Yonathan. Einst war der dunkle Herrscher Grantor mit seinem Heer von einem übernatürlichen Zyklon besiegt worden, Goel wurde davongetragen und der Stab Haschevet verschwand im Auge des Sturms. Würde er, Yonathan, der das Wahrzeichen der Richter Neschans aus seinem jahrhundertelangen Schlaf geweckt hatte, nun in einer Wiederholung der damaligen Ereignisse in die Tiefe der Mara gerissen oder in die Höhen des Himmels geschleudert werden? Der Ausgang wäre vermutlich in jedem Fall gleich.
    Nein, dies war kein göttliches Strafgericht für ihn und seine Freunde. Er hatte sich nicht wie Sethur vom Bösen gefangen nehmen lassen. Wenn es ihm drohte, wie zuletzt im Schwarzen Tempel von Abbadon, hatte er ihm widerstanden. Er hatte sich auch nicht einlullen lassen, wenn es gleich einem lichten Boten Yehwohs erschien, wenn es ihm schmeichelte oder verlockende Angebote machte, wie Bar-Hazzat es vor einigen Wochen inmitten des Sandsturms versuchte hatte. Er war standhaft geblieben und damit siegreich über Mächte, die eigentlich seine Kraft bei weitem überstiegen.
    »Bleibt stehen und seht die Rettung Yehwohs!«, schrie er den Freunden zu. Eine plötzliche Hochstimmung hatte von Yonathan Besitz ergriffen, eine Freude und Zuversicht, die alle Furcht unter ihrer Flutwelle begrub.
    Die Männer Sethurs schätzten

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