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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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»Zum Glück haben wir nicht davon probiert!«
    »Gimbar hätte jedenfalls unheimlich an uns zu schleppen gehabt, wenn wir nicht aufgewacht wären«, fügte Yomi grinsend hinzu.
    »Auf alle Fälle witterten die beiden Wächter das Bier sehr schnell«, setzte Gimbar seinen Bericht fort. »Anscheinend hatte das Ausschankverbot sie für diesen Geruch besonders empfänglich gemacht. Und sie machten sich auch sofort darüber her.«
    »Kein Wunder, dass sie so fest schliefen«, bemerkte Yomi.
    »Ich fürchtete fast, dass sie zu fest schliefen. Nachdem ich sie um einige Knöpfe erleichtert hatte, schob ich ihre Füße von der Luke, um sie öffnen zu können. Alles Weitere kennt ihr bereits.«
    »Du hast wirklich Mut und Verstand bewiesen«, lobte Yonathan.
    »Ja, echten Piratenverstand«, setzte Yomi hinzu.
    Gimbar nahm es nicht krumm, sondern flachste: »Da sieht man mal, dass selbst die Piratenausbildung zu etwas nütze sein kann.«
    »Hoffentlich hast du auch gelernt unter widrigen Umständen zu segeln«, änderte Yonathan das Thema.
    »Du denkst an den weiten Weg bis nach Cedanor?«
    Yonathan nickte. »Und an die Jahreszeit. Wie denkst du darüber, Yo? Du bist doch schließlich auch ein weit gereister Seemann.«
    Yomi zuckte die Schultern. »Frag mich lieber nicht, Yonathan. Unter normalen Umständen hätten wir längst in irgendeinem Herbststurm ein ziemlich nasses Ende finden müssen. Der böige Wind vor vier Tagen war da sicher nur eine freundliche Warnung. Aber wenn man mit dir reist, dann scheint ja nichts normal zu sein – nicht mal das Wetter.«
    »Und was meinst du dazu, Gimbar?«
    »Nach menschlichem Ermessen hat Yomi Recht. Es wäre Wahnsinn, sich noch länger auf dem Meer aufzuhalten. Um diese Zeit befinden sich längst alle Schiffe in den Häfen.«
    »Das klingt so, als würdest du noch eine andere Möglichkeit sehen?«
    »Ich kenne jetzt deine Geschichte, Yonathan – ein bisschen bin ich ja selbst schon zu einem Teil davon geworden. Yehwoh muss wirklich sehr daran gelegen sein, dass du heil dein Ziel erreichst. Deshalb – wenn wir uns nahe an der Küste halten – glaube ich, können wir es schaffen.«
    »Prima!«, stimmte Yonathan zu, noch ehe Yomi Gelegenheit fand seine Sorgen und Bedenken zu äußern. »Ich sehe es ähnlich wie ihr. Yehwoh hat uns durchs Verborgene Land geführt, wir haben das Tor im Süden durchquert und er hat sogar den Weißen Fluch zu unserem Freund bestimmt – was kann uns da noch passieren!«
     
     
Gestrandet im Traumfeld
     
    Der Sturm tobte wie eine wütende Bestie. Sie hatten die Segelfläche so weit wie möglich verringert – gerade genug, um die Mücke auf Kurs zu halten – und hofften, dass der Mast mitspielte. Der ganze Schiffskörper ächzte und stöhnte wie unter schrecklichen Qualen.
    »Wird er halten?«, rief Yonathan durch das Tosen des Sturms.
    »Der Mast?«, erwiderte Yomi, der sich krampfhaft an der Bordwand festhielt. »Das können wir nur hoffen…«
    »Er wird schon halten«, rief Gimbar. Er blickte hinauf zur Mastspitze, wo das Licht der kleinen Sturmlampe kaum die dichte Dunkelheit durchdringen konnte. »Dies ist immerhin ein Piratenschiff und die sind meistens hervorragend in Schuss.«
    Yomi warf dem Expiraten einen missbilligenden Blick zu.
    Seine blonden Haarsträhnen klebten nass an der Stirn und bildeten kleine Dämme, zwischen denen ihm das Wasser in die Augen rann. Alle drei waren nass bis auf die Haut. Die Umhänge, die Yonathan und Yomi noch von Din-Mikkith hatten, konnten daran ebenso wenig ändern wie die Mützen, die Gimbar aus dem Gepäck der Piraten ausgrub. Selbst Gurgi, die nur kurz den Kopf aus dem Halsausschnitt Yonathans streckte, war sofort wieder abgetaucht in ihr feuchtes, aber warmes Versteck.
    Als der Sturm nicht nachließ, sondern eher noch heftiger wurde, musste Yonathan das Ruder übernehmen, damit Gimbar und Yomi die zwei verbliebenen kleinen Sturmsegel reffen konnten; ein gefährliches Unterfangen, konnte sich doch bei solch schwerem Wetter leicht einmal der Großbaum losreißen und mit tödlicher Wucht umherschlagen. Aber alles ging gut.
    »So, querschlagen können wir jetzt nicht mehr«, rief Gimbar durch den Sturm. Die Fahrt des kleinen Seglers verlangsamte sich merklich. Aber die Besatzung hatte auch so noch alle Hände voll zu tun das unaufhörlich eindringende Wasser aus dem Schiffsbauch zu schöpfen.
    Yonathan fragte sich, wie lange dieser erbarmungslose Sturm noch anhalten würde. Oder sollte er sich lieber fragen,

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