Nessie und die Geister der MacLachlan
lang ein leichter Rauch, der sich auflöste, zerfledderte wie Tabakrauch, bis absolut nichts mehr da war.
Trotzdem traten die beiden vom Weg in die Wiese und gingen um die Stelle herum, an der Webb verschwunden war. Vielleicht war er, zwar unsichtbar, aber noch immer vorhanden, und sie stießen mit ihm zusammen. Das wollten sie auf jeden Fall vermeiden.
Goodys Gesicht war von grauer und grünlicher Farbe. Sie sah aus, als ob sie sich übergeben müßte. Doch dann fing sie sich und sagte: „Typisch! Der olle Jocelyn verträgt nicht, daß man ihn nach seinem Geld fragt.“
„Wie du aussiehst, hast du’s auch nicht gut vertragen.“
„Aber ich hab ihn immerhin gefragt. Meinst du, lassen mich die Tanten heute Mac anrufen?“
„Und warum?“
„Weil ich ihm das sagen möchte. Das muß er doch erfahren. Und außerdem möchte ich wissen, was er dazu meint.“ Was sie beide, ohne sich darüber zu verständigen, vermutet, ja sogar befürchtet hatten, bewahrheitete sich. Als sie das Haus der beiden Tanten betraten, saß Colonel Webb wieder bei den alten Damen und führte eben sein Whiskyglas an den Mund. Und hinter dem Haus beim Torfschuppen lehnte sicherlich sein altertümliches Motorrad.
„Na?“ rief der Colonel. „Wieder mal am Loch gewesen?“
„Ja, Sir“, antwortete Cedric, dann guckte er Goody an. Als sie leicht den Kopf schüttelte, schwieg er und erzählte weder etwas vom Kaninchen, noch vom alten Jocelyn Webb, der sich zunächst in Rauch und dann in Luft aufgelöst hatte.
Die beiden Tanten betrachteten die Kinder, als würden sie sich gestört fühlen, und diesmal bot ihnen Tante Sarah keinen Schluck Whisky an.
Goody erinnerte sich, daß sie Mac anrufen wollte. „Tante Jessie, Tante Sarah“, begann sie, „darf ich Mac anrufen? Ich denke, er ist zu Hause.“
„Aber natürlich, weißt du die Nummer?“
Goody nickte. Als sie vor dem Telefonapparat stand und den Hörer abheben wollte, klingelte es. Sie hob ab, meldete sich und schrie sofort freudig auf. Mac war am anderen Ende.
„Ja“, sagte der Colonel in seinem Sessel, „das gibt es. Das nennt man Gedankenübertragung.“
Sarah war zwar neugierig, aber als sie merkte, daß auch Jessie hören wollte, was Goody sprach, stand sie auf und schloß die Tür zur Diele, wo das Telefon stand.
„Na?“ fragte Mac. „Wie geht es dir denn, Engelchen?“
„Hör zu“, sagte das Engelchen. „Wir haben eben wieder den alten Jocelyn gesehen.“
„Was du nicht sagst, ich hatte so ‘ne Ahnung, drum rief ich an.“
„Und vorher war wieder das Kaninchen in der Schlinge. Ich wollte dich übrigens auch gerade anrufen.“
„Gehören denn die beiden zusammen?“
„Das wissen wir nicht. Wir hatten eben das Kaninchen befreit und sprachen von ihm, da stand der Alte plötzlich auf dem Weg.“
„Seltsam.“
„Ich hab ihn gefragt, wo er sein Geld versteckt hat. Und weißt du, was er daraufhin gemacht hat?“
„Keine Ahnung, was denn?“
„Aufgelöst hat er sich, wie ein Foto im Feuer verbrennt. Zuletzt war nur noch ein bißchen Rauch da, und dann war er verschwunden.“
„Und wo er das Geld versteckt hat, das hat er natürlich nicht verraten?“
„Kein Wort.“
„Da hast du den alten Schotten.“ Mac erkundigte sich dann nach den beiden Tanten und nach Cedric und wie es so im großen und ganzen gehe. Er überlegte dann, ob er nicht noch einmal übers verlängerte Wochenende kommen solle, aber das konnte er noch nicht versprechen. Als ihn jedoch Goody fragte, ob er auch Mrs. Waterman hübsch aus dem Weg gehe, antwortete er nur kurz: „Ach, da gibt es viel nettere, denen ich aus dem Weg gehe.“
Zuletzt fragte sie ihn, ob er von Tante Henrietta in Sydmouth etwas gehört habe und wie es ihrer kleinen Schwester Anne gehe. Sie hörte noch, daß er sagte, Anne habe irgendwelche Zähne dazubekommen, er wisse im Augenblick nur nicht, welche, da brach die Verbindung ab.
Als sie sich umwandte, stand ein kleines Mädchen hinter ihr, mit goldblondem Haar, in weißem Kleid, weißen Strümpfen und weißen Leinenschuhen. Es lächelte sie an, und als Goody die Kleine fragen wollte „wie kommst denn du hier herein?“, war das Mädchen verschwunden. Das Merkwürdige war nur, daß Goody den Eindruck hatte, das Lächeln des kleinen Mädchens wäre zurückgeblieben, nicht nur in der Diele, sondern im ganzen Haus.
Tante Sarah rief: „Seht, wie sie lächelt!“, als Goody wieder ins Kaminzimmer trat.
Und Cedric fragte: „Was hast du denn?“
Tante
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