Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nessie und die Geister der MacLachlan

Nessie und die Geister der MacLachlan

Titel: Nessie und die Geister der MacLachlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
Vom Netzwerk:
auch, und die Sarah aus dem Bild hab ich auch so gesehen wie ihn. Aber auch dich sehe ich so.“
    „Also sind wir alle Geister“, stellte Goody fest, „auch die beiden alten Tanten. Wen magst du übrigens lieber?“
    „Das weiß ich nicht. Die eine mag ich lieber, die andere tut mir mehr leid.“
    „Wer tut dir mehr leid?“
    „Jessie mit ihren Fischerhosen und dem Mantel aus Ölhaut und dem wasserdichten Hut und dem riesigen karierten Regenschirm, so groß wie in Südengland die Sonnenschirme in den Gärten.“
    „Und das alles, weil sie mit Wasser nicht in Berührung kommen darf, wegen dieser Allergie. Wie wäscht sie sich? Das heißt, womit? Und was geschieht, wenn sie sich mit Wasser wäscht? Oder gar badet?“
    „Da bekommt sie ihre Allergie“, erklärte Cedric.
    „Gut ja, aber wie äußert die sich? Ist es nur ein Jucken, schwillt ihre Haut an, bekommt sie statt Heuschnupfen Wasserschnupfen oder so etwas ähnliches, einen Hautausschlag, Juckreiz oder...“
    „Oder wird sie auch ein Geist?“ Cedric spülte den Mund, gurgelte, und als er sich umdrehte, kam ihm Goody auf dem Badewannenrand sitzend merkwürdig klein vor. „Ist was?“
    „Du darfst mich aber nicht auslachen.“
    „Nö“, sagte er, „garantiert nicht. Was hast du denn?“
    „Ich, ich meine, vorhin in meinem Zimmer, da war so ein seltsames scharrendes Geräusch in der Wand...“
    „Das ist vom Kamin, da löst sich manchmal Mörtel oder ein Stein und fällt herunter.“
    „Das hab ich mir auch gesagt, trotzdem...“
    „Was trotzdem?“
    „Trotzdem hab ich Angst.“
    Er wollte schon sagen: „Was, du auch?“ Aber das verkniff er sich. Er fragte nur: „Ja, was machen wir denn da?“
    „Wenn Mac da wäre, würde ich zu ihm ins Bett kriechen.“
    „Aber Mac ist nicht da“, stellte er fest. Einen Moment dachte er sogar, sie wolle zu ihm ins Bett kriechen, aber das war bestimmt nicht ihre Absicht. Was hätte er auch mit ihr im Bett angefangen? Es wäre sicher unbequem gewesen, das Bett mit jemandem zu teilen.
    „Cedric“, sagte sie da ganz kleinlaut. „Cedric, du darfst dir darauf weiß Gott nichts einbilden oder was denken, aber.. „Ja, was denn?“
    „Dürfte ich heute nacht in dein Zimmer? Ich schlafe auf dem Boden, und das Bettzeug bringe ich mit.“
    „Nein“, widersprach er. „Ich schlafe selbstverständlich auf dem Boden, und du gehst in mein Bett.“
    Sie stritten noch eine Weile, wer wo schlafen sollte, schließlich einigten sie sich. Goody sollte im Bett schlafen, Cedric pumpte das Schlauchboot auf und schlief in diesem. Das heißt, er legte sich hinein. Zum Schlafen kam er jedoch kaum. Zunächst fing Goody immer, wenn er gerade in Schlaf sinken wollte, zu sprechen an. Sie steckte voller Fragen. Wie es Mac wohl ging, und ob Mrs. Waterman von der Post in Wokingham auch zurückhaltend genug war, und was Well und was Anne, die kleine Schwester, machten. Und dann wollte sie wissen, ob ihre verstorbene Mutter, wenn sie Schottin gewesen wäre, auch irgendwo einmal auftauchte. Als guter Geist natürlich, der niemanden erschreckte, sondern jedem ein bißchen Trost spendete.
    Jedenfalls, Cedric versuchte zum sechsten oder zum siebten Mal einzuschlafen, da bemerkte er etwas. Sein Boot begann zu schaukeln, als ob es auf den Wellen führerlos dahintriebe. Es drehte sich im Kreis, wurde von einer Woge emporgehoben, tanzte dann einen Atemzug lang oben auf dem Kamm der Woge und fuhr wieder hinunter ins Tal. Und so wurde er immer näher zur Küste getrieben, hörte schon das Rauschen der Brandung an den Felsen, jetzt hieß es, darauf zu achten, daß er mit dem Boot nicht an einem der vorgelagerten Riffe zerschellte.
    Und in dem Augenblick, da er alle seine Aufmerksamkeit dafür verwenden mußte, daß das Boot nicht an einen der riesigen Felsbrocken geschleudert wurde, in diesem Augenblick wachte er wieder auf, krallte sich an den Seilen seines Schlauchbootes fest, um nicht hinausgeschleudert zu werden, merkte zunächst, daß das Boot ruhig auf dem Bretterboden seines Zimmers lag, und erst ein wenig später, daß das Geräusch keine Täuschung war. Es brauste und platschte wieder im Haus, und dann kam das langgezogene „Huuuuuhh, huuuuu.“
    „Goody!“ rief er, und als sie nicht antwortete, noch einmal lauter: „Goody!“
    Er sprang aus dem Schlauchboot, stolperte über den breiten Außenwulst und wäre beinahe hingefallen. „Goody!“ rief er an ihrem Bett, suchte eine Hand, zog daran, daß sie fast aus dem Bett gefallen

Weitere Kostenlose Bücher