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Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Titel: Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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Musikhalle angstvoll nach ihr Suchenden.
    Alle möglichen Leute hielten Onkel Heinrich, Tante Kätchen und Großmama an und fragten sie, ob sie nicht ein kleines Mädchen im weißen Stickereikleid mit blondem Lockenkopf und einer Puppe auf dem Arm gesehen hätten.
    Der eine schickte sie dahin, der andere dorthin, aber stets war es ein ganz anderes Kind als Annemarie.
    »In meiner Kindheit wurden im Zoologischen Garten verlorengegangene Kinder von der Musikkapelle austrompetet«, erinnerte sich Tante Kätchen schließlich.
    Onkel Heinrich trat zu dem Musikdirigenten und fragte ihn, ob das noch immer so gehalten würde. Aber der schüttelte den Kopf.
    »Nee, da müssen Sie ins Fundbüro, da werden abhanden gekommene Gegenstände, Kinder und Hunde, zurückgegeben. Es hängen ja überall Anzeigen an den Bäumen.«
    Richtig, das hatten alle in ihrer Aufregung übersehen. Hier und da klebten Zettel an den Bäumen, daß verlorengegangene Kinder in der Garderobe am Tiergarteneingang wieder in Empfang zu nehmen seien.
    Inzwischen war Nesthäkchen laut weinend mit Puppe Gerda durch die Wege des Zoologischen Gartens geirrt. Vom Löwenkäfig zum Bären, und vom Vogelhaus zu den Antilopen.
    »Onkel Heinrich - Großmama - Tante Kätchen!« jämmerlich schrie die kleine Verirrte durch die Gänge.
    Lieber Gott, wenn es dunkel wurde, wenn sie die Nacht in Gesellschaft von Löwen, Tigern und Bären zubringen mußte! Bei dieser Vorstellung begann Nesthäkchen noch lauter zu brüllen als selbst der Löwe.
    Ein Wärter trat an die Kleine heran, und als er ihren Kummer vernommen, sagte er tröstend: »Na, weine man nicht mehr, kleines Fräulein, ich werde dich in der Garderobe abgeben, da wird dich dein Onkel schon finden.«
    Er brachte das verängstigte Kind und die ebenso verängstigte Puppe in die Garderobe, die gleichzeitig auch Fundbüro war.
    Dort saßen nun Klein-Annemarie und Puppe Gerda unter stehen gebliebenen Regenschirmen, entlaufenen Hunden, verlorenen Gummischuhen und gefundenen Armbändern und weinten jämmerlich, trotz der gutmütigen Versicherung des Bürodieners, daß der Onkel sicher bald kommen würde.
    Da tat sich auch schon die Tür auf - «Onkel Heinrich -Großmama!« erklang es jauchzend. Fest hing Nesthäkchen an Großmamas Hals, so fest, als ob sie nie wieder aus den sie schützenden Armen der guten Großmama heraus wollte. Puppe Gerda jedoch lag Tante Kätchen im Arm.
    »Aber nun nach Hause«, unterbrach Onkel Heinrich die allgemeine Freude und Rührung.
    Er trocknete sich den Angstschweiß von der Stirn. »So - einmal und nicht wieder!« sagte er mit einem Seufzer der Erleichterung.

Am grünen Strand der Spree
     
    »Mutti - Vater - Mutti - Fräulein!« In hellem Jubel stürmte Nesthäkchen in die Wohnung.
    Die Mappe flog in eine Ecke, der Federkasten nebst Bleistiften und Pudeltintenwischer sprang in die andere.
    »Mutti - Fräulein - Hanne - ach, hört doch bloß mal! Wir machen morgen einen Schulausflug!«
    Und nun ging es unaufhaltsam weiter. »Mit dem Dampfer fahren wir - einer ganz für uns allein - und eine Mark sollen wir mitbringen! Um neun Uhr an der Spreehaltestelle, und Stullen soll sich jedes Kind nach seinem Hunger mitnehmen, ich muß mindestens zwölf haben. Puppen sollen zu Hause bleiben und - ach, ich freu' mich ja so mächtig!«
    »Wenn das nur gut geht, mit solch einer großen Bande!« war Muttis ängstlicher Kommentar.
    Doch Nesthäkchen war schon auf dem Weg ins Jungenzimmer.
    »Hänschen, Kläuschen - wir machen morgen einen Schulausflug mit dem Dampfer!« Wie ein Gummiball sprang das kleine Schwesterchen in das Zimmer der Brüder.
    »Pah« - machte Klaus geringschätzig, »wir machen nächstens auch einen, aber mit einem Omnibus«, so versuchte er sie zu übertrumpfen.
    »Aber Dampferfahren ist viel feiner!« prahlte Klein-Annemarie wieder.
    »Deine Botanisiertrommel, Hänschen - nicht wahr, du leihst sie mir morgen?« Bettelnd schaute sie ihren zweiten Bruder an.
    »Ist ja klar«, lachte der gute Bruder, langte die große, grüne Trommel vom Nagel und hängte sie Klein-Annemarie um die Schulter. Tatsächlich, sie war nicht viel kleiner als Nesthäkchen selbst.
    »Du bist mein aller - allerbestes Hänschen.« Annemarie war ganz und gar von Dankbarkeit erfüllt.
    »Wenn es nun aber morgen regnet?« fragte Klaus plötzlich.
    »Dann hört es wieder auf!« schrie Nesthäkchen wütend. Der dumme Klaus hatte immer so abscheuliche Ideen.
    »Was meinen Sie, Hanne«, fragte Annemarie zweifelnd

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