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Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Titel: Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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miteinander.
    Endlich war man am Ziel, am grünen Strand der Spree. Paarweise ging es durch den rauschenden Wald in das Forsthaus, in dem das Frühstück eingenommen werden sollte. Hell erschallte es aus fünfzig Kinderkehlen: »Das Wandern ist des Müllers Lust.«
    Auf weichem Moosteppich standen lange Holztische. Die nette Frau Försterin schleppte mit ihrer Anna große Gläser Milch herbei für all die durstigen Mäulchen.
    Hei - wie das schmeckte! Wie schnell die Butterbrote vertilgt waren!
    Dann wurde im Walde gespielt »Schwesterchen, komm mit«, und »Bäumchen wechsle dich«. Der sonst so stille Wald hallte von Jubel, Rufen und Jauchzen wider.
    Nur eine blieb abseits von all den fröhlichen Kleinen und hätte doch so gern unter ihnen geweilt und mitgespielt. Das war Puppe Gerda in ihrer Botanisiertrommel. Ach, dann wäre sie schon lieber daheim geblieben in der luftigen Kinderstube, als sich hier in dem dunklen Blechgefängnis zu langweilen.
    Annemarie tat ihr eingesperrtes Nesthäkchen leid. Sie gab Margot heimlich einen Wink, und beide verschwanden aus dem lustigen Kreis hinter hohen Wacholderbüschen.
    »Meine kleine Gerda langweilt sich so ganz allein, wollen wir mit ihr 'Mutter und Kind' spielen, Margot?« bat Annemarie.
    »Ich möchte lieber erst Fräulein Hering um Erlaubnis fragen«, meinte die artige Margot schwankend.
    »Ach was, dann ist Fräulein erst böse, daß ich meine Gerda mitgebracht habe, komm nur«, wehrte Annemarie ab.
    Margot ließ sich überreden. Die beiden Kinder richteten sich in einer Moosgrube, die ringsum mit Heidelbeergestrüpp bestanden war, eine Wohnung ein. Gerda wurde aus ihrer Gefangenschaft befreit, und alle drei spielten wunderschön miteinander.
    Sie hörten es nicht, daß Fräulein Hering zum Aufbruch sammelte, denn das Mittagessen sollte in einem am Wasser gelegenen Gartenlokal eingenommen werden.
    »Na, sind wir alle beisammen?« fragte die junge Lehrerin, ehe man von dem freundlichen Forsthause Abschied nahm.
    »Ja - ja«, erschallte es ringsum.
    Aber das vorsichtige Fräulein Hering gab sich mit dieser Versicherung noch nicht zufrieden. Sie begann die an ihr vorüberziehenden Kinderpaare zu zählen. Da stellte es sich heraus, daß zwei fehlten.
    Aber welche waren es von den Kleinen?
    Fräulein Hering begann mit lautem »Holdrio -Kinder, wo seid ihr?« die nächste Umgebung zu durchstreifen. So kam sie auch an jene Mooswohnung hinter hohen Wacholdermauern. Sie lugte durch ein grünes Zweigfensterlein. Da sah sie eine wunderhübsche Puppe wie ein Elflein mitten im Grünen sitzen. Auf dem Sofa aus Heidelbeerkraut lag die gnädige Frau Annemarie und hielt ihr Mittagsschläfchen. Margot aber kniete auf der anderen Seite der Wohnung und kochte eifrig Grünkohl für die Puppe.
    »Aber Kinder, wo steckt ihr denn? Was soll denn das heißen, von den anderen fortzulaufen und hier für euch zu spielen? Und Puppen sollten doch überhaupt nicht mitgebracht werden. Um ein Haar hätten wir euch hier im Walde vergessen und wären ohne euch weitergegangen.« Nie war Fräulein Hering jemals zu den Kindern so ärgerlich gewesen.
    Margot fing denn auch sofort an zu heulen. Annemarie steckte aus Verlegenheit den Finger in den Mund. Auch ihr Mündchen zitterte. Die einzige, die ihre Ruhe behielt, war Puppe Gerda.
    »Na, weinen nützt nichts, jetzt kommt und seid künftig nicht mehr so unartig!« sagte die Lehrerin schon wieder ein klein wenig freundlicher.
    Aber Klein-Annemarie war das Bewußtsein zu schmerzlich, daß Fräulein Hering böse auf sie war. Sie hängte sich an ihren Arm und bettelte: »Bitte, liebes Fräulein Hering, seien Sie doch wieder gut mit uns. Meine kleine Gerda hat doch so traurige Augen gemacht, weil sie zu Hause bleiben sollte.«
    Fräulein Hering war aber noch ein wenig ärgerlich.
    Etwas kleinlaut zogen die beiden hinter den anderen her. Aber wenn die Sonne einem so lustig zublinzelt, wenn die Vöglein so jubelnd zwitschern und die Käfer einen so übermütig umsummen, dann hält Kinderschmerz nicht lange vor. Annemarie und Margot stimmten bald in den munteren Sang der anderen Kleinen mit ein.
    Im Gartenlokal gab's dann Würstchen und Himbeerlimonade. Da war niemand, dem es nicht schmeckte. Dann wurden die Spiele fortgesetzt, und diesmal machten Annemarie und Margot begeistert mit. Beim Ballspiel bemerkte Nesthäkchen freudig, daß Fräulein Hering ihnen freundlich zunickte. Sie war also nicht mehr böse.
    Viel zu schnell ging der schöne Tag zu

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