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Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Titel: Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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Schwesterchen eine Verletzung am Kopf davongetragen hätte. Das sah Klaus auch ein und versprach, keine feindlichen Absichten mehr gegen die Hängematte zu hegen. Aber Annemarie sowohl wie Puppe Gerda kannten ihr Kläuschen und trauten dem Frieden nicht. Zehn Pferde brachten sie nicht mehr in die Hängematte hinein.
    Eines Morgens, beim ersten Frühstück, das oben am Waldesrand eingenommen wurde, fehlte Klaus. Keiner hatte den Jungen gesehen.
    Nachdem die beiden anderen, Hans und Annemarie, ihre Tassen leer hatten, ging es auf die Suche. Die Meergänschen rufend, johlend und quiekend hinterdrein.
    Zuerst durch den Garten. Jedes Versteck wurde aufgestöbert. Die Geißblattlaube, die wilden Rosenhecken und vor allem die Kirschbäume. Aber soviel sie auch spähten, kein braungebranntes, zerschundenes Jungenbein wollte sich da oben zeigen.
    Plötzlich steckte der Vermißte behutsam sein lachendes, durchtriebenes Jungengesicht durch die Tannenzweige.
    Puppe Gerda hatte ihn zuerst entdeckt. Eine böse Ahnung sagte ihr stets, daß ihr Feind nahe war. Sie zeigte mit der steifen Hand in das Tannengebüsch, bis Klein-Annemarie aufmerksam wurde.
    »Da ist ja das Kläuschen!« rief Nesthäkchen plötzlich.
    Klaus hielt es daraufhin für geraten, aus seinem Versteck herauszukommen.
    Mit einem kühnen Sprung setzte er über das Gebüsch herüber und wünschte höflich: »Guten Morgen« Dann begann er so harmlos zu pfeifen, als ob nichts gewesen wäre. Während Mutti froh war, daß der Junge sich wieder eingefunden hatte, begann Vater sofort stirnrunzelnd das Examen: »Wo bist du gewesen, Klaus?«
    »Och, nur 'n bißchen so herum.« Klaus machte eine Bewegung, die das ganze Riesengebirge umfaßte.
    »Ich möchte genau wissen, wo du gesteckt hast!«
    »Da unten bei den Verkaufsbuden und am Kurplatz.« Klaus verbarg sein feuerrotes Gesicht in der Kakaotasse. Na ja, er war doch auch dort gewesen, aber daß er von dort aus noch einen kleinen Ausflug unternommen, das verschwieg er wohlweislich.
    »Künftig wird der Garten vor dem Frühstück nicht mehr verlassen, verstanden?« Vater erhob sich, um sein tägliches Bad zu nehmen.
    Es war nach Tisch. Die kleinen Meergänschen wurden um diese Zeit stets von ihrer Mutter in die Stube gesperrt, damit sie die Gäste nicht durch ihr Toben im Garten bei der Mittagsruhe störten.
    Trotz Annemaries Bitte: »Ach, liebe, gute Frau Meergans, lassen Sie mir doch bloß ein einziges, kleines Meergänschen zum Spielen raus!« wanderten die Meergänschen jeden Nachmittag in ihren »Stall«. So drückte der unnütze Klaus sich aus.
    Hans schrieb im Gartenpavillon einen Brief an seinen Freund. Klaus und Annemarie jagten oben im Walde Schmetterlinge. Annemarie benutzte Kläuschens Mütze als Schmetterlingsnetz. Sie hatte soeben ein prächtiges Pfauenauge gefangen.
    »Weißt du, Annemarie, wo ich heute morgen gewesen bin?« begann der Junge halblaut voll Dankbarkeit; denn er hatte sich zu seiner Schmetterlingssammlung schon längst ein Pfauenauge gewünscht.
    »Bei den Verkaufsbuden, das weiß ich schon längst.«
    »Nee, aber noch ganz woanders.« Klaus machte ein verschmitztes Gesicht.
    »Etwa in dem Bergpalast bei Rübezahl?« Scheu flüsterte es Nesthäkchen und spähte dabei ängstlich zwischen die dunklen Baumstämme.
    »Quatsch«, sagte Klaus verächtlich, denn in der Sexta glaubte man nicht mehr an Märchenwesen. »Aber ich werde es dir lieber doch nicht erzählen, sonst verklatschst du mich am Ende!«
    »Pfui, Kläuschen, ich bin doch keine Petze!« Klein-Annemarie reckte ihre winzige Person ehrfurchtgebietend. »Sag es mir doch, ja, Kläuschen?«
    »Na, meinetwegen. Aber gib mir die rechte Hand und dein Ehrenwort, daß du es nicht ausplauderst.«
    Nesthäkchen streckte dem Bruder das kleine Patschhändchen hin.
    »Rechte Ehrenhand!« sagte sie dabei mit ebenso wichtigem als neugierigem Gesichtchen.
    »Also, ich habe einen neuen Freund hier in Johannisbad«, begann Klaus geheimnisvoll, »das ist der Milchmann.« Er machte eine Pause, welche die Erwartung des Schwesterchens noch steigern sollte.
    Aber Annemarie schien enttäuscht.
    »Na - und...?« fragte sie gleichgültig. Sie hatte insgeheim doch geglaubt, daß Rübezahl seine Hand im Spiele gehabt hätte.
    »Der fährt jeden Tag mit seinem weißen Milchwagen durch ganz Johannisbad und bimmelt dazu mit einer großen Klingel. Und heute -nun kommt's, Annemie - da hat er mich mitfahren lassen auf seinem Bock, und ich durfte für ihn bimmeln. Au, war

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