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Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Titel: Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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Tadel verläuft. Mutti wird schrecklich böse sein.«
    »Wir wollen gleich zum Direktor gehen und Beschwerde wegen der ungerechten Tadel erheben«, versuchte Annemarie sie zu überreden. Aber auch Ilse und Marianne hatten plötzlich die Lust verloren, in den Vorstand einzutreten. Nur Vera blieb ihrem Schwur treu, in keiner Not sich zu trennen und Gefahr.
    »Drei müssen wir mindestens sein, sonst hat unsere Abordnung kein ordentliches Ansehen«, sagte Annemarie. »Wer tritt noch in den Vorstand ein?«
    Verlegene Mädchengesichter ... beredtes Schweigen.
    »Ihr habt ja keinen Schneid im Leib, seid nicht wert, Gymnasiasten zu sein, die Jungen sind aus ganz anderem Holz«, machte die junge Vorsitzende des neuen Schülerrates ihre Genossinnen herunter.
    Schließlich meldete sich noch eine, die nicht sehr angesehen in der Klasse war und auch bei den Lehrern nicht besonders angeschrieben. Annemarie hätte lieber noch eine von den Fleißigen dabei gehabt, aber- »In der Not frißt der Deibel Fliegen«, dachte sie.
    »Wollt ihr denn wirklich zum Direktor gehen?« Die Freundinnen versuchten noch einmal die unternehmungslustige Annemarie umzustimmen.
    »Annemie, wirr fliegen bei Dirrektor alle drrei an derr Luft«, fürchtete auch Vera.
    »Wer Angst hat, kann ja hierbleiben.« Selbst der Busenfreundin gegenüber wurde Annemarie jetzt ärgerlich. »Der Schülerrat der Untersekunda hat seine Abordnung hier zu erwarten«, sagte sie großartig und verließ die Klasse stolzen Hauptes. Vera und die dritte im Bunde spazierten beklommen hinterdrein. Je näher man der Tür des Direktorzimmers kam, umso langsamer wurden die Schritte. Einen Augenblick zauderte selbst die kecke Annemarie, ehe sie an der Respekt einflößenden Tür mit den matten Glasscheiben anzuklopfen wagte. Nur einen Augenblick. »Herein«, rief es von drinnen.
    »Wollen wirr laufen nicht lieberr forrt?« Vera zog sie ängstlich rückwärts.
    »Hasenfuß!« Obwohl auch Nesthäkchen durchaus nicht zum besten zumute war, öffnete sie jetzt recht keck die gefährliche Tür.
    Der Herr Direktor saß an seinem Arbeitsplatz und blickte über die Brille hinweg auf die an der Tür bescheiden Stehenbleibenden.
    »Ei, sieh da, drei Grazien. Was bringen Sie Schönes?« fragte er wohlwollend.
    Den gütigen alten Augen gegenüber ging Annemarie ihre empörte Anklage nicht so recht über die Lippen.
    »Nun?« Der Herr Direktor wartete immer noch auf Antwort.
    Es half nichts, sie mußten reden.
    »Fräulein Neubert hat mir und meinen Freundinnen ungerecht einen Tadel gegeben« »Ungerecht?« Das freundliche Lächeln des Herrn Direktors schwand.
    »Ja, wir sind beim Schneeschippen von einem Konditor, vor dessen Tür wir geschaufelt haben, mit einer Tasse Schokolade belohnt worden. Und dafür hat uns Fräulein Neubert einen Tadel geschrieben«, sprudelte sie heraus.
    »Hm ... scheint mir nicht ganz wahrscheinlich, wird wohl noch anders zusammenhängen. Und was wollen Sie und die beiden anderen nun bei mir?« Durchdringend blickten die Augen über die Brille hinweg.
    Annemarie drehte an ihren Fingern. Aber wer A gesagt hat, muß auch B sagen.
    »Fräulein Neubert hat mich ferner vom Unterricht ausgeschlossen, und als ich mich trotzdem beteiligte, hat sie mich ... da hat sie mich aus der Klasse gewiesen und mir einen zweiten Tadel eingeschrieben.« Ganz leise kam es diesmal über die roten Lippen.
    »Diese unerfreulichen Dinge erfahre ich noch früh genug in der Konferenz. Was wollen Sie also hier?« Nichts Wohlwollendes hatten die sonst gütig blickenden Augen mehr. Kurz und streng klang die Frage. Annemaries sich verkriechender Mut richtete sich wieder trotzig empor.
    »Beschweren wollen wir uns über die ungerechte Behandlung. Wir Schülerinnen haben auch unsere Rechte. Wir haben einen Schülerrat gebildet und erheben Einspruch gegen jede Ungerechtigkeit.« Annemarie wußte selbst nicht, woher sie den Mut zu diesen energischen Worten nahm.
    »Also Revolte ... Revolte in meiner Schule! Schülerrat ... ja, schämen Sie sich denn gar nicht? Haben wir noch nicht genug Unfrieden draußen im Lande? Und wissen Sie, törichtes Kind, denn überhaupt, was solche Schülerräte bezwecken?« So ärgerlich hatte Annemarie den Herrn Direktor noch nie gesehen.
    »Gerechtigkeit«, stieß sie mit dem letzten Rest ihres arg zusammengeschmolzenen Selbstbewußtseins hervor. »Die Schülerräte sollen bei Ungerechtigkeiten der Lehrer zu Gericht sitzen und ...«
    »So, also über eure Lehrer wollt ihr

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