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Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Titel: Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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Geburtstagsbescherung auf mich gewartet, wie?«
    »Ja, freilich, auf dich und auch auf die Großmama. Sie wollte gern dabeisein und ...«
    »Großmuttchen ist wie immer pünktlich auf die Minute.« Annemarie raste aus dem Zimmer, um der besten aller Großmütter selbst die Tür zu öffnen.
    »Ja, unser Nesthäkchen wächst heran, wir haben bald eine große Tochter, Elsbeth!« Doktor Braun sah seiner hübschen Jüngsten mit Vaterstolz nach.
    »Du verziehst sie noch heute genauso wie früher, Ernst ...«
    Da betraten die zwei, Großmutter und Enkelin, Arm in Arm das Zimmer.
    »Großmuttchen ist seit letztem Sonntag kleiner geworden, ganz bestimmt ... ich bin heute einen halben Kopf größer«, stellte Annemarie frohlockend vor dem großen Eckspiegel fest.
    »Ich glaube eher, daß du inzwischen gewachsen bist, Herzchen«, lachte Großmama.
    »Von mir aus kann die feierliche Bescherung nun losgehen«, verkündete Annemarie.
    »Auf Klaus wird nicht gewartet, der kann pünktlich sein.«
    »So, meinst du?« Der Genannte hatte sich plötzlich hinter sie geschlichen. »Da reiße ich mir nicht nur ein, sondern alle beide Beine aus, um für dich, Leckermaul, Mandelschokolade, die du so gern ißt, aufzutreiben, und das ist dann der Dank vom Hause Habsburg.«
    »Richtige Mandelschokolade? Ach, Kläuschen, nun ist wirklich Frieden. Ich danke dir tausendmal.« Sie wollte ihm einen Kuß geben, aber er entzog sich lächelnd.
    Inzwischen hatte der Vater die breite Schiebetür, die das Wohnzimmer von dem Speisezimmer trennte, zurückgerollt. Lichterschein sprühte von dem mit weißem Damasttuch gedeckten Gabentisch.
    »Siebzehn Kerzen, in heutiger Zeit, ihr seid mir aber Verschwender«, drohte Großmama lachend.
    »Ohne die Geburtstagslichter tut es Ernst nun mal nicht, die sind ihm wichtiger als der Kuchen. Er hat sie für unser Nesthäkchen vom Weihnachtsbaum abgespart.«
    »Nesthäkchen, Muttchen? Nesthäkchen lesen den Struwwelpeter und nicht den Gerhart Hauptmann.« Annemarie hatte bereits die Nase in einen der Bände hineingesteckt. »Und Nesthäkchen brauchen auch noch kein Tanzstundenkleid ... ach, ist das süß!« Das Backfischchen probierte bereits den Rosenknospenmull vor dem Spiegel. »Noten ... fein! Den Auszug aus den 'Meistersingern' habe ich mir brennend gewünscht. Goldig sind die Lackschuhe ...«
    Annemarie drückte ihre Mutter stürmisch vor Dankbarkeit. Dann kam der Vater heran. Erneute Auflage von Küssen und Dankesbezeigungen. Schließlich ging's zur Großmama.
    »Großmuttchen, ich danke dir vielmals.«
    »Wofür denn?« verwunderte sich die alte Dame. »Ich habe dir doch gar nichts geschenkt, Kind. Bei den heutigen schweren Zeiten hielt ich es für richtiger, es bei den guten Wünschen bewenden zu lassen. Bist du nicht auch meiner Meinung, Herzchen?«
    »Freilich!« Das kam allerdings recht zögernd heraus. »Dann danke ich dir für deine guten Wünsche, Großmuttchen.« Da hatte Nesthäkchens glückliches Temperament die kleine Enttäuschung bereits überwunden.
    Man ging zu Tisch. Als Annemarie ihre Serviette aufhob, lag darunter ein kleines, längliches Kästchen.
    »Nanu?« Sie wurde vor Erregung rot und sah jeden der Reihe nach an. Aber ihr forschender Blick begegnete lauter harmlosen Gesichtern. Keiner schien mit dem Kästchen irgendwas zu tun zu haben.
    »Mach doch auf«, drängte Klaus, der selbst neugierig war.
    Behutsam öffnete Annemarie.
    »Eine Uhr ... eine süße kleine Armbanduhr! Das ist Großmuttchen gewesen, und wenn sie's auch nicht zugeben will.«
    Großmamas Suppenteller geriet in Gefahr. Die Nudeln in der Suppe vollführten einen wilden Wirbel, so ungestüm war Annemaries Umarmung.

Nesthäkchens sechzehnter Geburtstag
     
    Am Nachmittag füllte sich der Geburtstagstisch noch erheblich. Jede der Freundinnen wollte Annemarie eine Freude machen. Vera hatte ihr sogar eine Handarbeit verehrt, ein wunderschönes Sofakissen für ihr Zimmer.
    »Ich wünschen dirr Glück für deine ganze Leben, und wenn du liegen auf meine Kissen, du sollst denken, ich kissen dirr.«
    »Küssen heißt es aber«, verbesserte Margot gewissenhaft. Margot Thielen stand in ständigem Wettbewerb mit Vera, Annemaries beste Freundin zu sein. Diesmal stach sie diese aber aus. Margot hatte mit großer Geschicklichkeit ein Büchlein in mattrosa Seide mit weißen Lederecken selbst eingebunden und auf den Deckel in weißer Seide gestickt: »Meine Lieblingsgedichte.«
    Drinnen auf die erste Seite hatte sie mit ihrer schönen,

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