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Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Titel: Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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verknurrt.
    »Butter? Und dann macht ihr ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter? Das sind doch mindestens anderthalb Pfund?« Er wog das Päckchen abschätzend auf der Handfläche.
    »Zwei Pfund«, warf Marlene verärgert hin.
    »Kinder, ihr berechtigt zu den schönsten Hoffnungen. Ihr werdet in unsern Hamsterbund aufgenommen. Das ist ja eine kostbare Beute.«
    »Sehr kostbar!« Wie aus einem Munde kam es. Dann sahen sich die Kusinen an, und dann lachten sie plötzlich. Und aller Ärger war verflogen.
    Allmählich stellten sich auch die andern ein. Klaus trug in einer Hand ein Ende Leberwurst, von dem er aber schon einige Male abgebissen hatte, in der andern ein rundes Bauernbrot. »So nette Leute waren es. Sie wollten kein Geld von mir nehmen, weil ich ihrem Jüngsten, der aus dem Krieg nicht wiedergekommen ist, ähnlich sehe. Und Kartoffeln können wir uns holen, einen halben Zentner.«
    »Hanne hat gesagt, es muß ein ganzer Zentner sein, sonst lohnt's nicht.«
    »Soll sie sich gefälligst selbst aufbuckeln, mir ist ein halber gerade schwer genug. Wir holen ihn uns heute abend ab; ich habe den Sack dagelassen. Was hast du denn erwischt, he?«
    Das Schwesterlein machte ein etwas kleinlautes Gesicht. »Bloß zwei Eier ... Himmel, eins hat schon einen Sprung. Die Frau hätte mir sicher noch mehr gegeben, aber da hat Vera plötzlich auf den Hahn gezeigt und gefragt: 'Wie viele Eier legen der Hahn jede Tag?' Ihr hättet mal sehen sollen, wie die Bauersfrau da plötzlich ihre Schürze über die Eier gebreitet hat: 'Für Ausländsche legen deutsche Hühner überhaupt nich, noch dazu, wenn sie nich mal 'n Huhn von 'nem Hahn unterscheiden können', hat sie wütend gerufen.«
    Allgemeines Gelächter folgte. »Vera darf nicht wieder mitgenommen werden« ... »Vera muß einen Maulkorb bekommen«, so ging das hin und her.
    »Oh, wenn derr deutsche Huhn mich legen will keine Eierr, ich gehen zu deutscherr Schwein und lassen mirr geben Speck«, lachte die mit.
    »Ja, Speck ... der fehlt uns noch! Speck wollen die Bauern nicht rausrücken. Dabei hängen ihre Räucherkammern voll. Es gibt eben kein vollkommenes Glück auf Erden«, philosophierte Richter wehmütig.
    »So! Schaut hierher! Fortuna in rosenrotem Scheine.« Damit wies Marianne auf eine zartrosa schimmernde Speckseite, die sie bisher in Margots Rucksack verborgen gehalten hatte.
    »Donnerwetter!« brachen die Jungen in Begeisterung aus. Die Freundinnen standen in stummer Bewunderung davor.
    »Hat aber auch was gekostet.« Margot schien weniger begeistert.
    »Ach, gar nicht soviel«, brüstete sich Marianne. »Bloß meinen alten Mantel habe ich ihnen dafür geschenkt. Sie wollten uns nur gegen Kleidungsstücke was geben. Und ein Paar Stiefel schicke ich ihnen noch, und Margot muß ein wollenes Kleid schicken, das ihr zu klein geworden ist.«
    »Na, ich danke« ... »Das ist teurer Speck« ... »Was wird denn eure Mutter dazu sagen?« ... »Die haben euch aber ordentlich übers Ohr gehauen« ... »Die Kleidungsstücke sind doch viel mehr wert.« Der Trupp geriet in Aufregung.
    »Ich wollte den Speck nicht nehmen. Ich hab' gleich gesagt, wir dürfen keine Kleidungsstücke ohne Erlaubnis unserer Eltern fortgeben. Aber Marianne wollte den Speck unbedingt haben«, verteidigte sich die brave Margot.
    »Geräucherten Speck esse ich schrecklich gern.« Marianne leckte sich die Lippen.
    »Und der Mantel war schon zu eng. Und überhaupt ... Speck ist doch viel mehr wert.«
    Liebevoll glitt ihr Blick an dem zarten Rosa entlang.
    »Wenn du frieren mußt, nicht.«
    »Na, Kinder, nun haben wir unsere Pflicht als Berliner Hamster redlich erfüllt. Die Rucksäcke haben wir voll und den Magen leer. Ich schlage vor, daß wir uns jetzt mal für unsere Anstrengungen belohnen und unten am Wasser Frühstücksrast machen«, meldete sich ein hungriger Primanermagen.
    Da waren sie alle einverstanden. Am Havelgestade unter zartrosa Apfelblüten lagerte die Hamsterbande. Dort wurde geschmaust und die Beute ehrlich geteilt. Das war nicht ganz leicht. Siebzehn Eier waren da, geteilt durch acht Hamster, da kamen auf jeden zwei.
    »Und der brave Schweppermann kriegt drei«, löste Annemarie die schwierige Frage. »Aber natürlich das angeknickte.«
    Mit Grashalmen wurde gelost, wer den längsten zog. »Hurra!« Marianne war Schweppermann und bekam als Zugabe das geknickte Ei.
    Weniger einfach war es, die kostbare Butter ohne Waage zu verteilen. Am meisten Kopfzerbrechen aber machte die Berechnung. Wie

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