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Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Titel: Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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Konditorei und begebt euch unverzüglich nach Hause. Alles andere wird sich morgen in der Schule finden.«
    Das klang so unheilverkündend, daß Marlene sofort mit scheuem Gruß davonschlich, Ilse natürlich hinterher. Vera und Marianne warfen schmerzliche Abschiedsblicke auf die noch recht umfangreiche Baisertorte. Nur Annemarie hatte soviel Geistesgegenwart, das halbe Stück Torte, das sie noch auf ihrem Teller hatte, in der Manteltasche verschwinden zu lassen. Höflich wandte sie sich an den Konditor.
    »Vielen Dank für Ihre feine Bewirtung, Herr Hirsekorn.«
    »Is jern jeschehen ... recht jern jeschehen, Fräuleinchen. Und wenn's morjen wieder schneit, könnt ihr euch wieder eine Tasse Schokolade verdienen!«
    Ach, Nesthäkchen und den Freundinnen sollte der Appetit auf Konditor Hirsekorns Schokolade gründlich vergehen.

Nesthäkchen gründet einen Schülerrat
     
    »Wenn doch bloß die Deutschstunde bei Fräulein Neubert erst vorbei wäre«, rief Ilse Hermann am nächsten Tage aufgeregt.
    Marlene Ulrich, an die ihre Worte gerichtet waren, nickte nur stumm. Sprechen konnte sie vor Beklommenheit nicht.
    Marianne, Vera und Annemarie hatten ebenfalls die Köpfe zusammengesteckt.
    »Seid doch nicht solche Banghasen, Kinder!« Unbekümmert biß Annemarie Braun in ihr Frühstücksbrot. »Was soll denn nachkommen? Höchstens noch eine erneute Auflage des gestrigen Donnerwetters. Na meinetwegen ... ich habe ein Elefantenfell.«
    Der Eintritt der gefürchteten Lehrerin machte dem halblauten Gespräch ein Ende.
    Fräulein Neubert schritt mit gemessenen Schritten zum Klassenpult. Dort oben blieb sie stehen und blickte durch die Eulenbrille stumm auf die Mädchenschar, von der sich hier und da eine hinter der vor ihr Sitzenden verkroch.
    »Lieber Gott, laß sie doch zur Literaturkunde greifen! Ich kann zwar sehr wenig von den mittelalterlichen Dichtern, aber immerhin besser, als wenn sie noch einmal die Soße von gestern aufwärmt«, betete Marianne Davis.
    »Ich habe der Untersekunda eine Mitteilung zu machen«, begann da Fräulein Neubert. Das hörte sich ganz und gar nicht nach Literatur des Mittelalters an.
    »Mehrere Schülerinnen der Untersekunda«, fuhr Fräulein Neubert fort, »sind gestern ungehorsam gewesen.« Die Eulenaugen schienen die fünf jungen Missetäterinnen zu durchbohren. Besonders auf dem rosigen Gesicht Annemaries blieben sie haften. »Trotz meines Gebotes, ihre Pflicht beim Fortschaffen des Schnees zu erfüllen, habe ich sie schlemmend in einer Konditorei ertappt. Ich will hier gar nicht von der Unschicklichkeit reden, daß Schülerinnen während der Schulzeit eine Konditorei aufsuchen. Lediglich von dem Ungehorsam, der verdient eine exemplarische Strafe. Ich sehe mich also genötigt, den betreffenden fünf Schülerinnen wegen Ungehorsam einen Tadel zu schreiben und ihnen auf dem Zeugnis im Betragen eine Drei zu geben ...« Lautes Weinen unterbrach die Rede.
    »Ach, Fräulein Neubert, liebes Fräulein Neubert!« Das war Marianne Davis.
    »Es soll nicht wieder vorkommen ... ganz gewiß nicht.« Ilse Hermann schluchzte.
    Marlene Ulrich sprach kein Wort. Sie biß sich auf die Lippen, aber kein Laut kam darüber.
    Vera hatte die ganze Tragweite der Worte Fräulein Neuberts noch nicht recht begriffen.
    Zwei Mädchenhände aber hatten sich zornig zu Fäusten geballt, und ein roter Mund hatte empört die Worte herausgestoßen: »Na, das ist aber stark!«
    »Hat hier eine noch etwas zu sagen?« Die Eulenbrillengläser durchbohrten den vorlauten Backfisch.
    Die strahlenden Augen Annemaries senkten sich nicht. Sie hielten der Eulenbrille stand.
    Auch jetzt schwieg Nesthäkchen nicht, obwohl die neben ihm sitzende Vera es beschwörend zupfte, doch bloß den Mund zu halten. Heulen, nein, das tat Annemarie nicht. Aber mit ihrer Meinung hielt sie nicht zurück.
    »Wir haben den Tadel nicht verdient, Fräulein Neubert«, sagte sie mit lauter Stimme, die nur vor Entrüstung zitterte. »Wir waren weder ungehorsam, da Sie uns ja nicht verboten hatten, in die Konditorei zu gehen, noch haben wir etwas Unschickliches getan. Der Konditor wollte sich uns für das Schneeschippen erkenntlich zeigen, und uns bei der Kälte etwas Warmes zukommen lassen. Meine Eltern haben sich darüber gefreut und durchaus nichts Ungehöriges dabei gefunden.« Nesthäkchen atmete tief auf. So ... nun wußte Fräulein Neubert wenigstens Bescheid.
    Die Klasse sah halb mit Bewunderung, halb mit Besorgnis auf die kühne Sprecherin. Auweh ... was

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