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Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Titel: Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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aufgebrachte Schneemann überhörte die Frage. »Ihr seid zum Schneeschippen beordert worden und nicht, um hier Dummheiten zu treiben. Geht an die Arbeit und laßt euch nicht einfallen, euch wieder mit solchem kindischen Unfug zu befassen.«
    Vor seine Tür, unbemerkt von den jungen Mädchen, war der dicke Konditor getreten. Schlohweiß wie seine Umgebung stand er da und schaute sich das muntere Treiben vor seinem Laden schmunzelnd an. Auch die Strafpredigt der Lehrerin hatte er vernommen. Die frischen, jungen Dinger, die eben noch so übermütig gejubelt hatten und nun wie begossene Pudel die Köpfe senkten, taten dem guten Mann leid.
    »Na, junge Fräuleinchens, weil ihr vor meinem Geschäft so schön den Schnee fortgekehrt habt, lade ich euch zu einer Tasse heißer Schokolade ein, damit ihr euch 'n bißchen inwendig aufwärmt.« Er hatte die Worte an Annemarie Braun gerichtet, um sie für den Tadel der Lehrerin zu trösten.
    »Famos!«
    »Und bringen Sie doch noch zwei Freundinnen mit.«
    »Ach, Herr Konditor, wir sind fünf Freundinnen hier. Bitte, bitte, erlauben Sie doch, daß die andern beiden auch mitkommen. Wir geben ihnen von unserer Schokolade was ab.« So freimütig klang's, und die blauen Augen schauten so bittend drein, daß der Konditor wohlwollend nickte.
    »Aber jewiß doch, jewiß doch. Die Freundinnen müssen beisammen bleiben. Immer rein in de jute Stube, meine Damens.«
    »Du, Annemarie, aber was wird Fräulein Neubert dazu sagen! Wollen wir nicht erst um Erlaubnis bitten?« warf Marlene halblaut ein.
    »Angsthase, du!« schalt Annemarie. »Das könnte uns fehlen. Die Neubert ist ja jetzt drüben auf der anderen Seite.«
    »Und wenn sie uns Schokolade trinken sieht, wird sie höchstens neidisch«, meinte auch Marianne und leckte sich schon den Mund im Vorgefühl des kommenden Genusses.
    Marlene wurde überstimmt. Sie folgte den anderen in den Konditorladen nach. Alle fünf nahmen an einem kleinen Marmortischchen Platz. Nicht lange dauerte es, da standen fünf Tassen duftender Schokolade vor den Backfischchen.
    »So, nun laßt es euch schmecken, junge Herrschaften«, sagte der freundliche Konditor und stellte die große Baisertorte aus dem Fenster mitten auf den Tisch vor die fünf.
    »Was ... die soll auch für uns sein?« Annemarie riß die Augen weit auf.
    »Na, janz werdet ihr sie wohl nicht schaffen.« Der Konditor begann mit breitem Lachen die Torte in Stücke zu schneiden. »Das schmeckt nach der Anstrengung, was?«
    Und ob es schmeckte!
    Doch ach! ...«Des Lebens ungemischte Freude wird keinem Sterblichen zuteil.« Es nahte das Verderben.
    Keine der fröhlich Schmausenden gab acht auf die Türschelle. Erst als eine weibliche Stimme draußen am Ladentisch ein Viertel Hustenbonbons verlangte, hoben sich jäh die Mädchenköpfe. Erschreckte Augen sahen sich an. O Gott ... Fräulein Neubert in Person. Warum gab es denn keine Tarnkappe, um sich unsichtbar zu machen! Wenn das Verhängnis doch bloß an ihnen vorübergehen wollte!
    Nein ... Fräulein Neuberts Augen entging nichts, sie sahen alles, auch wenn sie nicht die Eulengläser trugen. Beim Verlassen des Ladens warfen sie durch die offene Tür einen Blick in den Nebenraum und ... blieben starr an dem Marmortischchen der fünf haften.
    Marlene hatte sich trotz ihres Schreckens höflich erhoben. Die anderen folgten herzklopfend ihrem Beispiel. Nur Brauns Nesthäkchen blieb sitzen und steckte das Näschen in die Schokoladentasse. Aber diese Vogel-Strauß-Politik half ihr wenig. Schon stand Fräulein Neubert vor den Erschreckten.
    »Möchtet ihr mir vielleicht erklären, was das bedeuten soll?« begann sie mit gedämpfter, aber gewitterschwüler Stimme.
    Keine Antwort. Jede dachte, die andere würde sprechen. Annemarie gab sich einen Ruck.
    »Wir sind eingeladen worden«, sagte sie zögernd.
    »Eingeladen ... von wem?« Die Lehrerin schien ihren Worten nicht recht Glauben zu schenken.
    »Von mir«, mischte sich der Konditor da plötzlich in das Verhör. »Ich habe die jungen Damen mit Verlaub zu einem Täßchen Schokolade einjeladen, weil sie mir den Schnee vor meiner Tür fortjeschaufelt haben. Und wenn das Fräulein vielleicht auch ein Täßchen annehmen würde, es soll mir nicht darauf ankommen.«
    Der nette Mann glaubte auf diese Weise am schnellsten die Wogen des Zorns zu glätten.
    Aber da kannte er Fräulein Neubert nicht. Die schüttelte hoheitsvoll das Haupt und sprach mit gebieterischer Handbewegung: »Ihr verlaßt augenblicklich die

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