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Nesthäkchen 06 - Nesthäkchen fliegt aus dem Nest

Nesthäkchen 06 - Nesthäkchen fliegt aus dem Nest

Titel: Nesthäkchen 06 - Nesthäkchen fliegt aus dem Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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Packesel machen.« Dabei blieb's.
    »Ein Esel bist du wirklich, wenn du einen schweren Sack Mehl bei dieser Hitze tagelang auf dem Rücken schleppst und dir damit die Freude an dem Ausflug verdirbst«, stellte Hans fest.
    Auch dieser Ehrentitel verfing nicht. Nesthäkchen schleppte sein Mehl auf dem Buckel durch das schöne Schwabenland.
    Die Gesellschaft hockte auf den Steinstufen der rissigen Stadtmauer und lugte über die Mauer. Krabbe und Neumann ritten sogar auf dem Treppengeländer.
    Annemarie in ihrem Eifer, den Kodak richtig einzustellen, merkte nicht, daß Rudolf Hartenstein auch seinen Fotoapparat heimlich vorgezogen hatte. Knips - machte es - Nesthäkchen war im Kasten drin.
    »Recht freundlich, meine Herrschaften, nur eine kleine Sekunde - es tut nicht weh«, rief Annemarie. »Ilse, du hast gewackelt; Neumann, mußt du denn gerade deine Karpfenaugen zum Himmel aufklappen, wenn's losgeht? Sagt mal, Kinder, was macht ihr denn alle für spitzbübische Gesichter?«
    »Halt Fotografiergesichter«, wollte Rudolf sie beruhigen.
    »Nee, nee, da stimmt was nicht!« Nesthäkchen war so leicht nicht dumm zu machen. »Ilse kichert, unser Viehdoktor macht ein schadenfrohes Gesicht- Ola, sagen Sie mir, was los ist. Habe ich irgend etwas Komisches an mir?« Sie fuhr sich übers Haar und sah prüfend an ihrem geblümten Dirndlkleid herab.
    Jetzt brachen sie wirklich alle in lautes Gelächter aus.
    »Ihr seid ja dämlich, alle miteinander«, entschied Nesthäkchen.
    »Neschthäkche«, der Viehdoktor pirschte sich auf dem Weg nach Pfullingen an Annemaries Seite. »Neschthäkche, was krieg' i, wenn 1 dir halt verrate tu', weshalb mer g'lacht habe?«
    »Gar nix - reizt mich absolut nicht mehr.« Das schlaue Nesthäkchen tat möglichst gleichgültig, obwohl es darauf brannte, das Geheimnis zu ergründen.
    »Also guet, weil du 'seh bischt, da sag' i dir 'seh halt so: Der Hartenstein hat di in sein Käfig« neing'sperrt.« Er lachte schelmisch.
    »Was hat er?«
    »In sein schwarzen Käfig da bischt drin, Neschthäkche! Während du uns knipscht hascht, bischt halt selber knipscht worde.« Er lachte triumphierend.
    »Schwindel!« rief Annemarie. »Auf B. E. - frag ihn doch halt selber.«
    Auf »B. E.« hatte der Viehdoktor gesagt. Wenn ein Student sein Wort auf »Bier - Ehre« gab, war jede Flunkerei ausgeschlossen.
    Also war's wahr! So eine Gemeinheit! Sie vor allen lächerlich zu machen. Wenn er sie knipsen wollte, konnte er es ihr doch sagen. Einfach links liegenlassen wollte sie ihn, da würde er schon merken, daß sie verärgert war.
    Rudolf Hartenstein aber merkte nichts. Der ging mit Hans Braun, und beide machten Pläne für den Winter. Der junge Arzt beabsichtigte zum 1. September nach Berlin zu gehen und sich dort um eine Assistentenstelle in einem der Krankenhäuser zu bewerben. Das war nicht so einfach. Aber Annemarie hatte gemeint, daß sich ihr Vater gewiß dafür einsetzen würde.
    Auch Hans glaubte, daß es seinem Vater mit seinen vielen Beziehungen ein Leichtes sein würde, für ihn in einem Berliner Krankenhaus eine Anstellung zu finden.
    »Sie werden ihn ja in Ulm kennenlernen, Hartenstein, unsern alten Herrn, da können wir ihn gleich ankeilen.«
    Die Schwestern der beiden folgten in ziemlichem Abstand. Annemarie hatte zu der um einige Jahre älteren Ola großes Zutrauen gefaßt. Und für diese, welche das Leben ernster gemacht hatte, war Annemaries übermütige Art herzerquickend.
    Ola erzählte von ihrer Kindheit. Wie sie zwei, der Bruder Rudi und sie, schon in jungen Jahren beide Eltern in kurzem Zwischenraum durch eine Epidemie verloren hatten. Die Geschwister, die so zärtlich aneinanderhingen, mußten sich trennen. Professor Bergholz in Tübingen, ein Bruder ihrer Mutter, nahm Ola ins Haus. Rudi blieb in Stuttgart in der Familie des Vaters. Nur zu den Ferien kam er stets nach Tübingen herüber. Das war jedesmal ein Fest für Ola.
    »Und für Annelise gewiß auch?« warf ihre Begleiterin forschend ein.
    »Ja, natürlich, für Annelise auch. Wir sind ja wie Geschwister miteinander aufgewachsen.«
    »Warum - warum ist denn Annelise diesmal nicht mit uns gekommen?« Das war nun die Frage, die Annemarie schon den ganzen Tag auf der Seele brannte, obwohl sie Annelises Abwesenheit ganz und gar nicht bedauerte.
    »Das hat halt einen ganz bestimmten Grund.« Ola machte ein geheimnisvolles Gesicht. »Ihnen kann ich's ja wohl anvertrauen, Annemarie, sie ist heimlich verlobt-«
    »Mit - mit Ihrem Bruder?« Die Sonne

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