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Nesthäkchen 06 - Nesthäkchen fliegt aus dem Nest

Nesthäkchen 06 - Nesthäkchen fliegt aus dem Nest

Titel: Nesthäkchen 06 - Nesthäkchen fliegt aus dem Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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sucht's halt de Beerle z'samme!« Von allen Seiten regnete es gute Ratschläge.
    Nesthäkchen wäre am liebsten auf und davon gelaufen. Aber es konnte die teuren Sachen doch unmöglich preisgeben. In manch einer ungewöhnlichen Lage hatte es sich schon befunden und stets den Humor dabei behalten und mit den anderen um die Wette gelacht. Aber heute versagte der Humor.
    »Sollen wir angeln helfen, Annemarie?« Eine lustige Männerstimme erklang hinter der Erstarrten. Alles Blut jagte sie ihr zum Herzen. Rudolf Hartenstein, den Fotoapparat in der Hand, mit dem er Stadtaufnahmen gemacht hatte, stand hinter ihr, daneben Annelise Bergholz, Tränen lachend über das malerische Stilleben im Neptunsbrünnle.
    Das überlebte Annemarie nicht. Ohne zu überlegen, tat sie das, was sie gleich hatte tun wollen - heidi - fort war sie!
    »Aber Annemarie, Sie tun ja grad', als ob Ihnen alle Felle davongeschwommen wären. Es sind doch halt nur Fische!« Vergeblich versuchte Rudolf Hartenstein, sie einzuholen. »Geben's mir doch wenigstens eine Hand -«
    Was - die klebrigen Eierpfoten? Das fehlte gerade noch. Annemarie beschleunigte das Tempo. Eiligst in eins der alten Giebelhäuser hinein, die Stiegen hinauf, nun kam sie in der oberen Gasse wieder im Erdgeschoß heraus. Sie kannte sich hier schon gut aus. So - ein tiefer Atemzug - sie war ihrem Verfolger entgangen.
    Was würde Frau Veronika nur sagen? Ohne Korb, ohne Ware und ohne Kinder kam sie zurück. Die sammelten noch immer Stachelbeeren auf dem Marktplatz ein. Scheu schlich sie sich an der Küche vorbei. Oben angelangt, nahm sie erst die Reinigung ihrer Hände und Kleidung vor.
    Eigentlich hatte sie sich doch mächtig dämlich benommen, daß sie auf und davon gelaufen war. Wie meistens kam Nesthäkchen erst hinterher zu dieser Einsicht.
    Gute Miene zum bösen Spiel machen und retten, was noch zu retten war, das wäre viel schlauer gewesen. Wenn sie es sich jetzt nachträglich klarmachte, so war es weniger das Erscheinen von Rudolf Hartenstein, als das Lachen seiner Kusine, das sie zur Flucht gejagt hatte. Von der wollte sie sich nicht auslachen lassen. Nein, von der nicht! Und da benahm sie sich wie ein dummes Gör und gab durch ihr Davonlaufen erst recht Grund zum Lachen.
    »Annemarie - Annemarie!« Vom Gärtchen her erklang Dr. Hartensteins Stimme.
    Sollte sie sich taub stellen?
    »Kommen's nur, Annemarie, wir haben halt alles wieder beieinand«', schallte es von neuem herauf.
    Nesthäkchen schielte durch die Gardine. Er war allein, ohne Kusine. In der Hand schwang er ein Netz mit Fischen. Vronli und Kaschperle mit Korb und Tüten, durchaus nicht schuldbewußt, sondern ganz fidel, an seiner Seite.
    Wie der Wind war Annemarie unten.
    »Was haben Sie bloß von mir gedacht -«
    »Daß es leichter ist, Medizin zu studieren, als auf dem Wochenmarkt Einkäufe zu machen«, lachte der junge Arzt. »So - da wären die Fischle, tragt's alles dem Mutterli nach oben, Kinderle. Und ein andermal seid's braver. Und Sie, Annemarie, müssen's halt jetzt auch brav sein, und zum Dank, daß ich so fleißig für Sie geangelt hab', mit mir einen Spaziergang machen.«
    »Gehen Sie denn nicht mit Ihrer Kusine Annelise?« Halb freudig, halb zaghaft klang's.
    »Nein, ich geh' halt mit der Annemarie«, lachte der junge Arzt.
    Was dachte Nesthäkchen jetzt noch an Fische, Schmarren und Stachelbeeren und an die hungrigen Freundinnen! Es schritt an Rudolf Hartensteins Seite über herrliche Höhen weit hinaus ins sonnige Neckartal.
    Und hätte sich die gute Frau Veronika nicht erbarmt, dann hätte man im Dreimäderlhaus heute hungrig zu Bett gehen müssen.

Lustige Streiche
     
    Der Schwäbische Wanderbund war wieder mal auf der »Walze«. So nannten die Schwaben ihre Sonntagsausflüge. Diesmal aber war es eine mehrtägige Wanderfahrt, die gleichzeitig Semesterschluß und Universitätsferien würdig einzuleiten hatte.
    Ein wenig verändert hatte sich der Schwäbische Wanderbund. Egerling, Ziegenhals und Steinbock fehlten. Ersterer war nach dem letzten Kolleg heim ins Dorf gezogen, um bei der Erntearbeit zu helfen. Ziegenhals und Steinbock hatten die Aufforderung, auf dem Bauernhof seiner Eltern die Ferien zu verleben und dafür bei der Ernte ebenfalls mit Hand anzulegen, gern angenommen.
    Auch die anderen waren nach Dorf Mutlangen vom Dorfschulzen eingeladen worden, der ganze Schwäbische Wanderbund solle das Erntefest mitmachen.
    Aber der hatte andere Pläne. Eine Wanderung ins Donautal hinab bis nach Ulm

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