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Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Titel: Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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Eltern und seiner Schwester Elli nebst Familie noch nicht genug. Also wer geht nach Grotgenheide und wer nach Lüttgenheide? Wollen wir ausknobeln?« »Ist nicht nötig, Klaus«, sagte Ilse da rasch zu ihrer eigenen Verwunderung. Es war ihr, als ob eine ganz andere aus ihr spräche. »Ich würde sehr gern in Grotgenheide wohnen.«
    »Du?« Das kam Klaus doch überraschend. Er hatte eigentlich an die beiden alten Damen, an die Großmama und die Mutter gedacht, die gewiß gern mit ihrer Tochter und Schwester Tante Kätchen, von der sie sonst getrennt lebten, zusammen sein würden. Aber daß die Ilse sich selbst dazu erbot, das war doch ...
    »Na schön, wie Sie wollen, mein verehrtes Fräulein. Marlene muß dann natürlich auch mit nach Grotgenheide. Eine Trennung wäre euer beider Tod. Also, Peter, dann verlade man dein Jungvieh. Diesmal pluckst du mir die Rosinen aus dem Kuchen, alter Junge.« »Gut, daß du da oben auf deinem Kutschbock thronst, Klaus, sonst würden wir dir das Jungvieh anstreichen«, rief Marlene mit lachender Entrüstung. »Du hast gar kein Verständnis für Komplimente. Steig ein, Fräulein Doktor.« In dem Lüttgenheider Gefährt summte es wie in einem Bienenstock. Die Kindermäulchen standen nicht still.
    »Eine Windmühle!« Vronli war begeistert. »Haach, die vielen Blumen, können wir nicht mal anhalten und pflücken?«
    »Ontel Tlaus, die Peitse is mein seine, und die ßöne Fädeleine muß Hansi auch triegen, und die Hottebrrfädchen hören auch Hansi ...«
    »Nee, mein Junge, vorläufig lebe ich ja selber noch; wenn ich mal tot bin«, lachte der Onkel.
    »Denn s-terb mal dleich doll tot.« Hansi wollte zu gern selbst kutschieren. Klaus lachte von Herzen über seinen zärtlichen Neffen, und der Ärger über den Strich, den Ilse ihm soeben durch seine Rechnung gemacht hatte, verflog. Er zeigte den Damen mit Landmannsstolz das fette Weideland, die reichen Waldungen, die man durchfuhr, und die goldenen Kornfelder, die günstigen Ertrag versprachen. So lebhaft es in dem Schimmelwagen zuging, so einsilbig war die Unterhaltung in dem Grotgenheider Wagen mit den beiden Füchsen. Jede der beiden Kusinen hing ihren Gedanken nach. Marlene hatte die Empfindung, daß der blonde Mann da vorn sie geradewegs in das Glücksland hineinkutschierte. War das ein Duften und Blühen, ein Sonnenglanz ringsum.
    Ilse saß mit gerunzelten Brauen und zusammengepreßten Lippen da. War sie von allen guten Geistern verlassen gewesen, daß sie sich nach Grotgenheide gemeldet hatte? Total unzurechnungsfähig war sie in jenem Augenblick gewesen. Klaus hatte sie damit einen Streich spielen wollen, und sich selbst verdarb sie dadurch den schönen Ferienaufenthalt, während er lachend mit einem Scherz über solch eine Kleinigkeit zur Tagesordnung überging.
    »Das ist das Schloß Lüttgenheide, und dort drüben hinter dem Erlengrund sieht man das rote Dach von Grotgenheide. Es liegt keine zwanzig Minuten davon. Von dort aus ist es nur eine halbe Stunde bis zum Meer hinunter.« Peter Frenssen wies mit dem Peitschenstiel über das Ackerland.
    Da hielten die Wagen. Ilse sah ein graues, massiges Herrenhaus, von Rosen umrankt. Also hier, dachte sie, wie schön, wenn du hier wohnen könntest. Hast es dir selbst verscherzt.
    Klaus sprang elastisch vom Kutschbock.
    »Willkommen auf Lüttgenheide, möget ihr zur guten Stunde hier einkehren!«
    Die Magd erschien knicksend, wischte sich die Hand umständlich an der Schürze und reichte sie dann den Damen. Ein Knecht belud sich mit dem Gepäck. Die Kinder summten bereits munter wie Insekten umher. Klaus trat zu dem zweiten Wagen. »Also auf gute Nachbarschaft!« rief er fidel. Und dann leiser, nur Ilse verständlich: »Das ist das Ilsenheim ... es wartet noch immer!«

Was die Schwalbe sang
     
    Das Meer rauschte. Schaumgekrönte Wellenköpfchen sprangen übermütig an den Strand, um die Wette mit braungebrannten Kinderbeinchen, die unter hellem Jauchzen vor ihnen Reißaus nahmen. Unermüdlich wie das Meer, erneuerten sie tagtäglich dieses Spiel. Öfters kam es auch vor, daß sich die Damen ebenfalls am Strande wie die Kinder tummelten. Allerdings zur Unzufriedenheit des moralischen Hansi. Als Annemarie zum erstenmal Schuhe und Strümpfe ausgezogen hatte und mit ihren Küken am Strand entlang sprang, meinte Hansi: »Mutti, mit danz Nackefüße dehste pazieren? O Muttißen, wie tannst du diß da ßämen!«
    Annemarie aber schämte sich durchaus nicht, sondern ging nach wie vor barfuß

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