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Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Titel: Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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verabschiedet hatte: »Auf Fitajehn, auf Fitajehn, Ontel Bubumann!«
    Dann eilten sie mit Flochen voraus zur Straßenbahn; denn Hansi hörte bereits immerzu die Puffpuffbahn »ßreien«.
    Annemarie hatte es weniger eilig. Die blickte immer wieder zurück nach ihrem grünen Nest, immer wieder in Rudis gute, graue Augen.
    »Rudi, ich bin das größte Kamel der Welt, daß ich von dir und unserm lieben Heim fortfahre. Wären nicht die Kinder, ich bliebe hier.« Sie schmiegte sich in seine Arme. Die hielten sie fest, ganz fest. »Schämst dich nicht, Weible, tust halt, als wären wir noch Brautleut' ,und sind doch ein altes Ehepaar. Und mein fideles Strohwitwertum nach bald acht Jahren gönnst mir nimmer, gelt?« So scherzte er, um nicht zu zeigen, daß ihm die erste Trennung von seiner Annemarie auch näherging, als es üblich war. »Schau, Herzle, jetzt mußt gehen. Der Hansi und die Puffpuffbahn schreien schon um die Wette. Grüß unsere Küken noch mal und die Herren von Lüttgen- und Grotgenheide. Und denk nur nit zurück. Hier wird schon alles ...« » ... schiefgehen«, vollendete Annemarie lachend. »Bleib gesund, schreib mir ausführlich. Und wenn ich dir gar zu sehr fehle, dann holst du mich wieder, ja? Das versprichst du mir.«
    »Eingebildetes Frauli! Denkt halt, sie sei der Mittelpunkt, die Sonne, um die sich alles dreht. Also nun aber los! Sechs Stück Handgepäck hast, zähl gut nach. Zwei Taschen, ein Köfferchen und drei Kinder. Den Gepäckschein für den großen Koffer hab' ich dir gegeben. Also grüß dich Gott, mein Lieb.«
    Den allerletzten Kuß. Dann jagte Annemarie hinter ihren aufgeregten Sprößlingen her. »Flößen sagt, es is höschte Eisenbahn«, empfing sie Hansi vorwurfsvoll. »Hösche Eijebahn«, echote Ursel hinterdrein.
    Es war wirklich höchste Eisenbahn. Denn als man endlich am Bahnhof anlangte - die Straßenbahn war natürlich noch nie so langsam gefahren wie heute - ja, da stand schon der Onkel Hans, nicht weniger aufgeregt als sein kleiner Neffe.
    »Ihr denkt wohl, es wird für euch ein Extrazug eingelegt? Annemie, du wirst doch niemals Pünktlichkeit lernen. Rasch ... rasch ... in drei Minuten geht der Zug. Alle sind schon auf dem Bahnsteig und haben nur mit Mühe die Plätze für euch freihalten können.«
    Im Eilzugtempo ging es den Bahnsteig entlang: Klein-Ursel auf dem Arm von Onkel Hans; Hansi, der mit seinen dicken Beinchen nicht so schnell mitkam und etwas gezerrt werden mußte, laut schimpfend in dem Menschengewühl: »Ssreckliß is sa das, so'n Hadau auf die olle Puffpuffbahn!«
    Aber schließlich saßen sie doch alle noch vor Abgang des Zuges in ihrem Abteil. Urmütterchen atmete auf. Sie hatte nicht mehr geglaubt, daß Annemarie es schaffen würde. Frau Braun und die praktische Ilse übernahmen die Verstauung des Gepäcks und der Kinder. Während Annemarie, obwohl der Schaffner schon »Einsteigen« gerufen hatte, doch unbedingt noch ihrem Vater einen Abschiedskuß geben und der alten Hanne die Hand drücken mußte. »Hanne, sorgen Sie für meinen Mann ...«
    »Da kann Frau Annemiechen janz unbesorgt sind. Leben Se man janz Ihre Erholung, jehn Se alles aus 'm Wg, der Herr Dokter wird schon nich Hungers sterben.« »Opapa ... Opapa mittommen«, klang es jammernd aus dem Fenster, während der Zug sich in Bewegung setzte. Grenzenlos enttäuscht waren die Kinder, daß der liebe Opapa, der soviel mit ihnen anstellte, von der ollen Puffpuffbahn nicht mitgenommen wurde. Man hatte ein Abteil für sich. Und das war gut. Fremden wären die lebhaften Kinder doch wohl für die Dauer auf die Nerven gefallen. Omama und die Freundinnen fanden es dagegen entzückend, die lieben Kinderchen mal den ganzen Tag genießen zu können.
    Der Genuß war zweifelhaft. Nachdem man sich genug darüber gefreut hatte, wie »ßön die Puffpuffbahn ßreien« konnte, nachdem die Rattermusik des Zuges mit allen Variationen nachgeahmt worden war, ging man auf Entdeckungsreisen aus. Da war vor allem ein Türchen zu einem kleinen Nebenraum, das die Begeisterung der Kinder hervorrief. Hansi war von diesem Türchen nicht fortzubekommen. Ununterbrochen mußte er das Türchen öffnen und schließen. Erst der große Futterkorb, den Hanne so reichlich gepackt hatte, als ginge es nach Amerika, vermochte Hansi in ähnlicher Weise wie das Türchen zu fesseln.
    Ursel zeigte ihren Ordnungssinn und suchte alle Zigarrenstummel, alle fettigen Papiere, die frühere Reisende in dem Abteil zurückgelassen hatten, gewissenhaft

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