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Nesthäkchen 08 - Nesthäkchens Jüngste

Nesthäkchen 08 - Nesthäkchens Jüngste

Titel: Nesthäkchen 08 - Nesthäkchens Jüngste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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einen Beifall ich haben werde. Wenn du tüchtig klatschst, werden deine Hände schon warm werden.« Hochschüler und Hochschülerinnen erschienen im Künstlerzimmer. Sie mußten doch sehen, wie eine von ihnen sich an einem so schicksalsschweren Tage ausnahm. »Hartensteinchen spricht ihrer Mutter Mut zu - gerade umgekehrt ist die Sache hier wie sonst.« Die Mitschüler nahmen Frau Hartenstein mit in den Saal, damit diese ihr Küken nicht etwa noch mit ihrem Lampenfieber ansteckte.
    Die übrigen Künstler, ein ungarischer Geiger mit einem schwer auszusprechenden Namen und ein Pianist mit wildem Haarbusch, erschienen mittlerweile. Der Geiger stimmte sein Instrument. Der Pianist fuhr sich nervös durch seinen Haarschopf. Sie waren aufgeregter als die junge Dame, die zum ersten Mal das Podium betreten sollte. Professor Lange sah nach seinem Schützling, schaute ihr prüfend in das vergnügte Gesicht und nickte beifällig: »So ist's recht.« Mit ihm kamen Klavierbegleiter und Notendreher. Margarida steckte den Krauskopf in das Künstlerzimmer, küßte die Freundin zärtlich und drückte ihr einen Busch dunkelroter Rosen - zu dieser Jahreszeit etwas Märchenhaftes - in die Hand. Es war ein ständiges Kommen und Gehen in dem Künstlerzimmer. Der eine, nach dem Ursel ausschaute, erschien nicht. Aber ein großer Strauß zartlila Orchideen wurde für Fräulein Ursula Hartenstein abgegeben. Eine Karte war nicht dabei. Dessen bedurfte es auch nicht. Ursel wußte, wer allein der Spender der kostbaren Blüten sein konnte. Sie löste eine von ihnen aus dem Strauß und befestigte sie an ihrem Kleid. Ein süßer, fremdländischer Duft entströmte der Blüte.
    Konzertprogramme wurden gebracht. Zum ersten Mal sah Ursel ihren Namen gedruckt. Also so sah das aus, wenn man berühmt wurde. Oh, sie wollte den Namen zu Ehren bringen!
    Was für einen süß berauschenden Duft die Orchideenblüte ausströmte - sicher bekam sie Kopfweh davon. Die Blüte wurde von ihrem Kleide gelöst und dafür eine von Margas dunklen Rosen vorgesteckt.
    Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Das Klingelzeichen ertönte. Der Pianist betrat das Podium, fuhr sich einige Male erregt durch die Mähne und begann ein Klavierkonzert.
    Die erste Beifallssalve - der schwarze Haarschopf fiel nach vorn, der Pianist verneigte sich dankend.
    Und schon erschien Ursel. Einen Augenblick - nur einen kurzen Augenblick wurde es ihr beklommen zumute. Dann schaute sie mit großen Blauaugen auf die schwarze Menschenmenge vor sich. War das ulkig, so ein Konzertsaal aus der Vogelperspektive des Podiums. Da saßen ja all ihre Lieben, nein, wie blaß die kleine Muzi ausschaute! Die Großmama lächelte ihrem Liebling unmerklich zu. Daneben Hanne in dem ererbten Schwarzseidenen mit feierlich gefalteten Händen wie in der Kirche. Da waren die Schulfreundinnen Edith und Ruth, aufgeregt und stolz. Die Hochschüler alle, Fräulein Neudorfs säuerliche Miene. Marga nickte ihr lebhaft zu; Vronlis freundliches Gesicht neben den blitzenden Brillengläsern des Schwagers; alle, alle waren da. Wo aber steckte Milton?
    Vergeblich spähte Ursel nach seinem scharfgeschnittenen bronzefarbenen Gesicht- da kamen die ersten Töne zum »Heideröslein« vom Flügel her:
    »Sah ein Knab' ein Röslein stehn -«
    »War so jung und morgenschön -«
    Wie bezaubert hingen all die Augen an den Lippen der jungen Sängerin. Zwei Augen, zwei tiefschwarze Augen saugten ihren Anblick förmlich in sich hinein. Gleich einer Hypnose empfand die Sängerin den zwingenden Blick jener Augen, da - sah sie ihn. Ganz hinten, in einer der letzten Reihen.
    »Knabe sprach: 'Ich breche dich,
    Röslein auf der Heiden'.
    Röslein sprach: 'Ich steche dich,
    Daß du ewig denkst an mich'»
    Aller Trotz, alles Aufbäumen gegen eine fremde, stärkere Gewalt kam in den Tönen zum Ausdruck.
    »Und ich will's nicht leiden!«
    Da hatte sie den Blick aus dem Bann jener dunklen Augen gelöst.
    »Und der wilde Knabe brach 's Röslein auf der Heiden«
    Gebrochen war er, der wilde Trotz. Herzblut fühlte man in den Tönen.
    »Half ihm doch kein Weh und Ach,
    Mußt es eben leiden.
    Röslein, Röslein, Röslein rot,
    Röslein auf der Heiden.«
    Wie Tränen perlten die Töne von Ursels Lippen. Tief senkte sie den Kopf. Stille. Keine Hand rührte sich. Ein jeder der Zuhörer lebte den Seelenschmerz, der aus der schlichten Weise klagte, mit. Und dann brach es plötzlich gewaltig los - ein nicht endenwollendes Beifallsklatschen.
    Erschreckt hob

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