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Nesthäkchen 09 - Nesthäkchens und ihre Enkel

Nesthäkchen 09 - Nesthäkchens und ihre Enkel

Titel: Nesthäkchen 09 - Nesthäkchens und ihre Enkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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Donner zugleich. Marietta fuhr erschreckt zusammen.
    Der Kranke hatte die Augen geöffnet. Sein Blick traf die junge Enkelin. »Ursele«, sagte er kaum hörbar. Aber Marietta hatte verstanden. Sie verstand, daß der erfahrene Arzt sich seines bedenklichen Zustandes bewußt war, daß die Sehnsucht nach seinem fernen Kind ihn quälte. »Die Mammi kommt - sie ist bald hier«, flüsterte sie beruhigend zurück, seine Hand streichelnd.
    Auch die Großmama hatte das sich entfesselnde Unwetter draußen emporgeschreckt. Marietta ging zur Küche, etwas Milch für den Kranken zu wärmen. Frau Trudchen hatte die halbe Nacht aufgesessen, um zur Hand zu sein. Nun hatte auch sie sich niedergelegt. Marietta war auf sich selbst angewiesen. Sie dachte an jenen Tag in den Tropen, wo sie vergeblich versucht hatte, für Lottchens Mutter ein Feuer zu entzünden. Aber merkwürdig - das Gas wollte nicht brennen, obwohl sie es mit dem Gasanzünder versuchte, obwohl sie mehr als ein Dutzend Streichhölzer daran verschwendete. O Gott, wie ungeschickt und unbrauchbar sie war; nicht einmal etwas Milch konnte sie wärmen.
    Draußen tobte das Wetter, Blitz auf Blitz, Schlag auf Schlag. Prasselnd ging der Regen hernieder. Drinnen weinte Marietta mit dem Himmel um die Wette, teils aus Angst vor dem Leuchten, Flammen und Knattern da draußen, teils über ihre eigene Unzulänglichkeit. So fand sie die Großmama. Wie stets brachte sie Hilfe. Das Gas brannte jetzt, denn Marietta hatte nicht daran gedacht, den Haupthahn zu öffnen. Die Tränen trocknete ihr gütiger Zuspruch.
    »Du brauchst Ruhe, Kind, du bist übermüdet, von der Sorge und Aufregung überreizt.« Wie wohlig empfand das junge Mädchen ihre Fürsorge, als die Großmama sie nun liebevoll auf das Sofa legte. Fest hatte sie sich vorgenommen, die Nacht durchzuwachen, aber kaum lag sie, da schlief sie auch schon. Die Jugend forderte ihr Recht. Am nächsten Morgen, als Marietta erwachte, strahlte wieder Sonne am Himmel. Sonne strahlte ihr aus den Augen der neben ihrem Lager stehenden Großmama entgegen. »Es geht besser, mein Herz. Er selbst hat es mir gesagt. Und er versteht mehr als alle anderen Ärzte.«
    Freilich, als Marietta den Großpapa dann später so bleich, mit vor Schwäche geschlossenen Augen in den Kissen ruhen sah, erschien ihr die Freude verfrüht. Das sah doch noch gar nicht nach Genesung aus. War es nicht ihre Pflicht, die Mutter von der Erkrankung des Großvaters in Kenntnis zu setzen? Der Großpapa sehnte sich nach seinem fernen Kinde. Und sie selbst, die Mammi, wenn sie zu spät käme, wenn sie ihren Vater nie mehr wiedersah?
    Während drin im Krankenzimmer der Geheimrat seiner Frau mit schwachem Lächeln die Hand hinstreckte: »Meine gute Alte, solch arge Sorge hab' ich dir halt gemacht. Aber bis zum Herbst muß das widerspenstige Herz parieren. Ehe ich mein Ursele nit wiedergesehen hab', mach' ich nimmer Schluß!« - Inzwischen ging bereits ein Telegramm über das große Wasser, das die ferne Tochter an das Krankenlager des Vaters rief. Hans Hartenstein hatte die Ferienreise mit seiner Familie um eine Woche verschoben, bis der Vater außer Gefahr war. Nun wollte er Anita und Marietta, da aus der geplanten Kissinger Reise vorläufig nichts werden konnte, in das Ostseebad Warnemünde mitnehmen.
    Die Großmama war durchaus einverstanden mit dieser Lösung der Ferienfrage. Ja, es war ihr eine große Beruhigung, die Kinder so gut versorgt zu wissen. Für die blasse Marietta war der Aufenthalt am Meer nach den schweren Tagen besonders wünschenswert. Überdies sollten sie einen Abstecher zum Gut ihres Bruders in Lüttgenheide machen. Vielleicht konnte man sich sogar später dort treffen, wenn sich ihr Mann erst wieder erholt hatte.
    Die Großmama hatte die Rechnung ohne den Wirt oder vielmehr ohne ihre Enkelin gemacht. Marietta war nicht dazu zu bewegen, mitzufahren. Allem Bitten und Drängen Anitas entgegen. Zum ersten Mal zeigte sie selbständigen, festen Willen. »Ich habe nicht Lust zu reisen. Ich habe jetzt gar nicht Ruhe zu sein an anderes Ort. Die lieben Großeltern brauchen mich hier.«
    »Der Großpapa wird werden gesund ohne dir. Du bist Egoist, Jetta, du denkst nur an dich selber, nicht an deine Schwester. Es macht mir kein Vergnügen, zu gehen auf Reise ohne dir.« Anita sprach laut und heftig.
    »Pst, Kinder, Ruhe - der Großpapa schläft!« Beschwichtigend steckte die Großmama in die lebhafte Debatte der beiden den Kopf zur Tür hinein.
    »Siehst du, es ist viel

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