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Nestor Burma in der Klemme

Nestor Burma in der Klemme

Titel: Nestor Burma in der Klemme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Pfeife!) „Ich habe
die Waffe der Polizei geschickt.“
    „Anonym“, erinnerte Covet ihn mit erhobenem
Zeigefinger.
    „Laß es gut sein“, sagte ich zu meinem Freund
und stand auf. „Darauf kommen wir demnächst zurück, wenn Monsieur uns seine
Moralpredigt über Berufsehre hält. Jetzt machen wir am besten ‘ne Mücke. Ich
wüßte nicht, was wir hier noch erfahren könnten...“
    Als wir wieder in dem geliehenen Wagen saßen,
bemerkte der Journalist:
    „Hoffentlich kommen die Engländer bald und
schmeißen ‘n paar Bömbchen auf dieses Nest. Hoffentlich! Wie der Kerl mich
ankotzt!“ Für einen Zeitungsmenschen hat Marc einen erstaunlichen Sinn für
Sauberkeit. „Und wohin geht’s jetzt?“ fragte er seufzend.
    „Zur Banque de France natürlich! Ich
hoffe, Sie haben noch nicht verlernt, wie man aus einer Haarnadel einen
Schlüssel macht.“
     
    * * *
     
    Der Keller war alles andere als geräumig.
Gestapeltes Holz, etwas Kohle, zwei alte Kisten und staubige Flaschen genügten,
um ihn vollzustellen. Durch ein vergittertes Kellerloch fiel schwaches Licht
aus dem ungepflegten Garten herein.
    Marc Covet ließ den Schein seiner Taschenlampe
in alle Ecken wandern. Das von Thévenon angelegte, von Jander ent- und dann
wieder verdeckte Versteck war nicht zu übersehen.
    „Meinen Sie, das Zeug liegt hier rum?“ fragte
Covet skeptisch.
    „Oh nein!“ rief ich lachend. „Da drin war nur
der Revolver. Nichts als der Revolver. Es durfte gar nichts anderes
drinliegen!“
    „Sie reden wie Sherlock Holmes“, sagte mein
Freund grinsend. „Ein gutes Zeichen! Noch ‘n paar Sprüche von Ihnen, und die
Goldbarren fressen mir aus der Hand... Ich bin sicher, Sie zaubern die Dinge
gleich aus den Flaschen da...“ fügte er hinzu, als er sah, daß ich mich mit
meinem Korkenzieher-Messer an einer der staubigen Flaschen zu schaffen machte.
    Kurz darauf tranken wir einen Wein, der gar
nicht mal so übel war.
    „Apropos Sprüche“, nahm ich den Gesprächsfaden
wieder auf. „Einer davon hätte Sie bei unserem traurigen Staatsbürger eben
eigentlich stutzig machen müssen. Ein Gedanke, den ich vor mich hingebrummt
habe, um zu hören, wie dumm er klang. Wissen Sie, was ich meine?“
    „Moment...“ Seine Denkerstirn legte sich in
Falten, sein Zeigefinger strich über die Schnapsnase. „Ich glaub, da war was...
ja... Ich hab’s! Irgend etwas über das gefährliche Beweisstück... Daß es hier
im Keller sicherer wär als im Fluß oder so. Fand ich ziemlich unlogisch.“
    „Warum?“
    „Tja...“
    „Hier, trinken Sie noch ‘n Schluck! Dann denkt
es sich schneller.“
    Ich reichte ihm die Flasche. Der Wein tat seine
Wirkung.
    „Weil es ausgesprochen dämlich ist“, sagte
Covet, „ein so entscheidendes Beweisstück an dem Ort zu verstecken, an dem man
sich selbst versteckt hat. Man muß doch damit rechnen, daß die Flics ausgiebig
rumschnüffeln, wenn sie durch Zufall rauskriegen, wo man sich verkrochen hat...
Ein Teich, drei Kilometer von hier, wär bestimmt sicherer gewesen als dieser
Tresor.“
    „Bravo, Covet!“ lobte ich den allesschluckenden
Journalisten. „Weiter!“
    „Nein, im Moment hab ich nichts mehr zu bieten.“
    „Aber auf eine Frage antworten, das werden Sie
doch wohl noch können, oder?“
    „Kommt auf die Frage an.“
    „War Thévenon dämlich?“
    „Ja, genau!“
    „Genau, was?“
    „Er war alles andere als dämlich.“
    „Genausowenig wie ich. Hier der Beweis:
Kriminelle kennen sich mit Alibis aus. Es gibt verschiedene Arten von Alibis.
Dieser Tresor hier ist zum Beispiel eins. Lassen sie es mich erklären: Während
seines erzwungenen Aufenthalts in Bois-le-Roi hat Thévenon eine Idee, wie er
die Goldbarren vor möglichen Durchsuchungen retten kann. Nehmen wir an, er
braucht dafür Zement. Er besorgt sich welchen und tut das, was zu tun ist. Nun
besteht aber die Gefahr, daß sein Zementkauf bekannt wird und alles verrät. Die
Flics sind hartnäckig. Mit viel Geduld stolpern sie früher oder später über das
Versteck. Man muß sie also irreführen, ihnen einen Köder anbieten, der den Kauf
und Gebrauch von Zement erklärt. Dadurch wird ihre Neugier befriedigt und ihr
Schwung gebremst. Der Köder muß etwas Wichtiges sein, etwas, das so viel
Aufwand rechtfertigt. Zum Beispiel ein wichtiges Beweisstück!“
    „Dann liegen die Barren also doch hier rum?“
rief Covet aufgeregt und machte eine kellerumfassende Geste.
    „Wir haben allen Grund, das anzunehmen.“
    „Und warum nicht irgendwo

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