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Nestor Burma in der Klemme

Nestor Burma in der Klemme

Titel: Nestor Burma in der Klemme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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im Haus?“
    „Zement hinterläßt Spuren. Thévenon wollte nicht
unbedingt überall eine Zementspur legen. Das eigentliche Versteck — das der
Goldbarren — befindet sich demnach ganz in der Nähe des
Alibi-Fliegenfänger-Verstecks.“
    „Hm... Dann werden wir wohl jeden Stein umdrehen
müssen, den Boden aufreißen, die Decke ankratzen...“
    „Nein, nein“, beruhige ich meinen Freund. „Wir
wollen doch nicht die klassische Wühlarbeit der Jungs vom Quai des Orfèvres
imitieren! Die würden nämlich haargenau so vorgehen, wenn der Gott
der Goldschmiede sie hierher geführt hätte... was Thévenon natürlich
wußte.“
    „Verstehe“, seufzte Covet. „Überlegen wir also
weiter. Sie strapazieren heute ganz schön meine grauen Zellen!“
    „Und Sie Ihre Batterien“, gab ich zurück und
zeigte auf seine Taschenlampe. „Knipsen Sie das Ding aus. Wir brauchen kein
Licht, um erleuchtet zu werden.“
    „Und unseren Mund finden wir auch im Dunkeln“,
lachte Covet.
    Er knipste die Lampe aus, griff zur Flasche und
nahm einen ordentlichen Schluck. Dann setzte er sich auf einer der wackligen
Kisten in Denkerpose.
    Nach und nach gewöhnten sich unsere Augen an das
Halbdunkel. Erstaunlich, was der graue Tag zu bieten hatte. Plötzlich drang
Sonnenlicht durch das Kellerfenster: Die Frühlingssonne hatte sich durch die
Wolken gekämpft und warf ein gestreiftes Rechteck auf den Kellerboden. Zwischen
den Streifen bewegte sich ein schwarzer Punkt. Ich sah zum Kellerfenster hoch.
Eine Spinne war dabei, zwischen den Gitterstäben ihr Netz zu spinnen.
    „Wie viele Goldbarren waren das noch mal?“
fragte ich Marc. „Vier, wenn Sie die meinen, die fehlten. Die kann man lei...“
    „Zylindrisch?“
    „Ja. Aber...“
    Das Messer in der Hand, stürzte ich zum Fenster.
Wie wild kratzte ich an einem der Gitterstäbe herum. Die Spinne ergriff
freiwillig die Flucht. Eine Schicht Dreck sprang ab, dann eine Schicht Farbe.
    Golden blinkte das Edelmetall in der Sonne.

18

Die Tatwaffe
     
    Marc Covet setzte mich vor der Agentur ab. Auf
der Fahrt hatte er keinen Piep von sich gegeben. Die vier Goldbarren hatten auf
ihn dieselbe Wirkung wie vier gezielte Hammerschläge auf den Kopf.
    „Ich fahr in die Redaktion“, murmelte er, als
wir uns verabschiedeten. „Da kann ich duschen. Vielleicht holt mich das wieder
ins Leben zurück.“
    Ich konnte seiner Wassertherapie nur zustimmen.
    Oben warteten Hélène und Reboul bereits auf
mich. Pierre Friant hatte den vereinbarten Bericht geschrieben. Reboul hatte
endlich mit dem Ohrenzeugen aus der Rue Monsigny gesprochen, einem gewissen
Thiry. Der Mann hielt sich zu unserer Verfügung. Ich trug meinem Mitarbeiter
auf, ihn für heute abend hierher zu bestellen. Hélène sagte, Laurent Gaillard
müsse jeden Augenblick kommen. Laurent Gaillard! Meine Sekretärin sprach den
Namen in einem ganz anderen Ton aus als den von Pierre Friant. Der elegante
Detektiv war ihr offensichtlich ins leuchtende Auge gesprungen. Ich sagte ihr,
sie solle ihren heimlichen Schwarm zu mir reinschicken, sobald er aufkreuze.
Dann ging ich in mein Büro.
    Nach einer Viertelstunde unterbrach das Klingeln
des Telefons meine Grübeleien.
    „Hallo!“ brüllte Marc Covet am anderen Ende der
Leitung. „Die Flics haben uns soeben wissen lassen, daß Madame Bourguet die
Unbekannte im Taxi war.“
    „Ach! Hat mein Brief an Faroux gewirkt?“
    „Sieht so aus. Da gibt es aber noch was...“
    „Was?“
    „Sie werden mir vorwerfen, daß ich Ihren Triumph
von heute morgen schmälern will. Aber Ihre Idee war so brillant, daß Sie einen
kleinen Dämpfer vertragen können.“
    „Das reicht als Vorspann“, fiel ich ihm ins Wort.
„Kommen Sie zur Sache! Hab noch über andere Dinge nachzudenken.“
    „Ach ja? Also... nicht immer sind Ihre
Grübeleien von Erfolg gekrönt. Was zum Beispiel diese Madame Bourguet
betrifft... Bei der haben Sie total danebengehauen! Die Flics haben inzwischen
ermittelt, daß der Revolver, mit dem Barton erschossen wurde, nichts mit der
Waffe der Selbstmörderin zu tun hat. Die Gutachten sind eindeutig: dieselben
Kaliber, aber verschiedene Charakteristika der Projektile. Außerdem hat sich
die Tote am 17. nicht aus ihrem Haus fortbewegt. Mindestens fünf glaubwürdige
Zeugen haben das ausgesagt. Was sagen Sie nun, Burma?“
    „Daß nur derjenige, der nichts macht, nichts
falsch macht.“
    „Sie reden wie meine Großmutter! Die hat auch
immer gesagt...“
    Was Covets Vorfahren gesagt

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