Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)
Ihnen das nicht egal sein?«
»Nicht ganz«,
konterte Leopold. »Da kommt nämlich gestern Abend Ihre Schwester Elfriede ins Kaffeehaus,
stellt sich vorne zu mir an die Budel und meint, ich solle den Thomas vor Ihnen
warnen, die Geschichte mit Ihnen täte ihm überhaupt nicht gut. Was soll ich denn
davon halten?«
»Meine Schwester?
Ach Gott, die soll sich lieber um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. Ich rede
ihr in ihre Männergeschichten auch nicht drein.« Simone schien jetzt ein wenig eingeschnappt.
»Mein Vorschlag: Erzählen Sie Thomas, was Sie wollen, aber lassen Sie mich damit
in Ruhe. Was wir beide miteinander tun oder nicht tun, das machen wir uns schon
selbst miteinander aus. Haben Sie sonst noch etwas auf dem Herzen?«
»Nur eine
winzige Kleinigkeit«, sagte Leopold. »Aber die Frage bietet sich förmlich an: Haben
Sie Herrn Walters näher gekannt?«
Damit hatte
Simone Bachmann offenbar nicht gerechnet. Sie schaute kurz hinaus, ob ihre Mitarbeiterin
nicht wieder hereinkommen wollte, damit dieses unangenehme Gespräch ein Ende nahm.
Aber die plauderte gerade mit einer Passantin und nahm gerade noch eine Zigarette
heraus. »Nein, überhaupt nicht«, antwortete sie schroff. »Warum …«
»Warum ich
das wissen will? Grad eben haben Sie mir bestätigt, dass ich ein neugieriger Mensch
bin. Da fragt man sich so einiges. Und was glauben Sie, warum Sie die Polizei gestern
alle so lange verhört hat? Die stellt sich dieselbe Frage wie ich: Wer bringt einen
Menschen wie Herrn Walters, der nicht gerade als übertrieben gesellig gilt, um?
Zu 99% jemand, der ihn gekannt hat, oder? Und wer kann das sein?«
»Erstens
muss es kein Mord gewesen sein, zweitens haben meine Schwester und ich für die Todeszeit
ein einwandfreies Alibi, und drittens möchte ich wissen, warum ich mir Ihre Verdächtigungen
anhören soll«, echauffierte Simone sich.
»Habe ich
gesagt, dass ich Sie verdächtige? Ich glaube nicht«, berichtigte Leopold. »Aber
diese Frage ist eben wichtig, und die Polizei wird immer wieder darauf zurückkommen,
wird der Sache auf den Grund zu gehen versuchen und immer präzisere und detailliertere
Auskünfte wollen. Haben Sie nicht daran gedacht, sich darauf ein wenig vorzubereiten?«
»Wie meinen
Sie das?«
»Wie ich
das meine? Ich habe mich gewundert, dass gestern nur zwei Leute von Ihrer Truppe
bei uns im Heller waren, wo Sie doch beim Jux und auch sonst immer beinahe vollzählig
gekommen sind. Jeder ist seiner Wege gegangen, dabei heißt es doch gerade jetzt
die Köpfe zusammenstecken, Erfahrungen austauschen und beratschlagen. Man muss wissen,
was man auf diverse Fragen antwortet, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Sie könnten
recht haben«, pflichtete Simone Leopold erstmals bei.
»Na sehen
Sie! Man muss sich nur die richtigen Fragen stellen, und ich fang halt schon einmal
damit an. Also: Wen könnte Walters vielleicht von früher gekannt haben? Denken Sie
jetzt gar nicht so sehr an sich, sondern an die anderen. Ist Ihnen etwas aufgefallen,
das da ein bisschen Licht ins Dunkel bringen könnte?«
Simone dachte
nach. »Mein Gott, das ist schwierig«, beteuerte sie. »Walters hatte zu allen ziemlich
den gleichen Draht. Außer zu Toni natürlich, die zwei konnten sich von Haus aus
nicht leiden.«
»War das
von Anfang der Proben an so?«
»Ja! Walters
hat schnell gemerkt, was für ein unzuverlässiger Kerl der Toni ist und hat dementsprechend
reagiert. Toni ist mir überhaupt nicht ganz geheuer, ein seltsamer Bursche. Aber
hinauswerfen hätte er ihn nicht dürfen, das war total unfair.«
»Und sonst?«
»Dem Stössl
hat er vieles nachgesehen, Sie können sich vielleicht denken, warum. Zu den Damen
war er manchmal eine Spur freundlicher als zu den Herren«, überlegte Simone Bachmann.
»Sonst hat es für mich nichts Nennenswertes zu erkennen gegeben, außer … oh ja,
warten Sie, da war etwas. Mit Anette Riedl ist er zeitweise eigenartig umgegangen,
besonders vorsichtig und distanziert. Nicht weil sie Schülerin ist, es sah eher
so aus, als ob er Angst vor ihr hätte. Mit ihr hat er auch am wenigsten geredet,
glaube ich. Aber ob uns das weiterhilft?«
»Genau solche
Sachen sind es, die uns weiterhelfen können«, konstatierte Leopold.
»Noch etwas
fällt mir ein«, erinnerte sich Simone. »Walters war bei seinen letzten zwei, drei
Proben auffällig schlecht drauf, noch reizbarer als sonst. Vielleicht hatte er etwas
auf dem Herzen, irgendein Problem.«
»Na, sehen
Sie! Und wenn von den
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