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Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Titel: Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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Juricek
fest. »Na schön. Gibt es sonst noch etwas?«
    »Einstweilen
nicht«, markierte Leopold den Unwissenden.
    »Dann werde
ich dir noch kurz von der Obduktion berichten. Deswegen bin ich ja eigentlich hier«,
sagte Juricek, seine Tasse leerend. »Die Todeszeit dürfte stimmen. Ganz genau lässt
sich das leider nicht mehr feststellen, das haben Wasserleichen so an sich. Aber
wenn wir von dem ausgehen, was wir bisher erfahren haben, ist wohl der späte Freitagabend
am wahrscheinlichsten. Zusätzlich fand sich eine große Menge Alkohol im Blut von
Walters. Er dürfte stockbesoffen gewesen sein, als er starb. Das wirft wieder die
Frage auf, ob wir es mit einem gewaltsamen Tod zu tun haben.«
    Leopold
ärgerte sich. Schon wieder wollte Juricek seine schöne Mordtheorie ins Wanken bringen.
»Er ist umgebracht worden«, schleuderte er giftig über die Theke. »Was denn sonst?
Sein Gewand ist verschwunden, und nackt durch den halben Bezirk gelaufen wird er
ja nicht sein.«
    »Ich gebe
zu, dass ein Mord die wahrscheinlichste Variante ist, aber ganz ausschließen dürfen
wir einen Unfall oder Selbstmord nicht.«
    »Hatte er
etwa einen Herzinfarkt?«
    »Nein, er
ist ertrunken.«
    »Na also.
Erstens die Sache mit dem Gewand. Das muss ja jemand beseitigt haben, oder? Das
heißt für mich, dass jemand bei Walters war. Selbstmord können wir also ausschließen,
noch dazu, wo es nicht nötig war, so weit hinauszuschwimmen. Und ein Unfall? An
der seichten Stelle? Mit jemandem in der Nähe? Das widerspricht aller Logik. Viel
wahrscheinlicher ist, dass jemand mit ihm hinaus- oder ihm nachgeschwommen ist.
Den betrunkenen Mann so lange unterzutauchen, bis er keine Luft mehr bekommen hat
und ertrunken ist, war an besagtem Platz keine Schwierigkeit. Jeder hätte das durchführen
können, jung oder alt, Mann oder Frau.«
    »So ist
er also deiner Meinung nach gestorben, der Herr Kalbfleisch .« Juricek sprach
das Wort langsam und mit Genuss aus, wie schon Leopold Simone Bachmann gegenüber.
Leopold, der sich in seine letzten Ausführungen richtig hineingesteigert hatte,
stutzte.
    »Du hast
schon richtig gehört, Leopold«, fuhr Juricek nach einer kurzen Pause fort. » Kalbfleisch ist der eigentliche Name von Herwig Walters. Laut Wondratschek. Eigentlich hätte
ich mir diese Information von dir erwartet.«
    Jetzt bekam
Leopold einen knallroten Schädel. Er überlegte. »Gut, ich hab’s gestern vom Wondratschek
gehört«, gab er zu. »Aber es war ein wahnsinnig anstrengender Tag. Ich hab vor lauter
Arbeit nicht gewusst, wo vorne und wo hinten ist. Dann hab ich’s vergessen. Wann
hätte ich es dir denn sagen sollen?«
    » Vorhin «,
betonte Juricek, und er sah dabei gar nicht mehr freundlich drein. »Vorhin, als
ich dich gefragt habe, ob’s noch was zu melden gibt. Aber da hast du natürlich keinerlei
Anstalten gemacht, auch nur irgendetwas in der Richtung anzudeuten. Du hast mir
die Sache also bewusst verheimlicht.«
    »So kann
man das nicht sagen«, verteidigte sich Leopold.
    »Wie denn?
Dass das alles keine Verkettung unglücklicher Umstände ist, weiß ich, dazu kenne
ich dich viel zu gut. Da steckt Methode dahinter. Leopold, es geht mir nicht darum,
dass ich die Sache sowieso von Wondratschek erfahren habe, was relativ einfach war.
Es geht mir darum, dass du im Alleingang ermittelst, anstatt dich dem großen Ganzen
unterzuordnen. Das ist kein Spiel, bei dem der gewinnt, der als Erster ins Ziel
hüpft. Da gilt es, gemeinsam ein Verbrechen aufzuklären.«
    »Endlich
gibst du zu, dass es sich um einen Mord handelt«, konnte sich Leopold nicht verkneifen
zu sagen.
    »Sei doch
ruhig«, fuhr Juricek ihn ganz gegen seine Gewohnheiten an. »Bei so einer Sache muss
man Vertrauen zueinander haben können. Ich bin enttäuscht von deinem Vorgehen. Wenn
du nur endlich mit deinem aberwitzigen Wettkampfdenken aufhören würdest und bereit
wärst zu kooperieren.«
    Leopold
versuchte, seinen Freund zu verstehen. Natürlich, die Polizei stand unter Druck,
musste Ergebnisse liefern. Wahrscheinlich war Richard Juricek deswegen so nervös
und ungeduldig, wie er ihn sonst nicht kannte, und hatte vergessen, dass ihm Leopold
in der jüngsten Vergangenheit einige Täter sozusagen auf dem Serviertablett präsentiert
hatte. Da konnte man nichts machen, schließlich hatte jeder das Recht auf Launen.
Er beschloss, Juricek gegen seine ursprüngliche Intention die Sache mit den anonymen
Bekennern mitzuteilen und ihm die Telefonnummer zu geben, um ihn wieder

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