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Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Titel: Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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anderen auch noch der eine oder andere etwas Auffälliges bemerkt
hat, sind wir ja schon auf dem richtigen Weg, und es ergibt sich schön langsam ein
Bild, was da so alles gelaufen ist bei unserem lieben Herrn Kalbfleisch .«
    Leopold
sprach das letzte Wort langsam und mit Genuss aus. Simone Bachmann errötete gerade
so viel, dass ein aufmerksamer Beobachter es bemerkte. »Kalbfleisch«, wiederholte
Leopold. »Das war der richtige Name von Herrn Walters. Wussten Sie das nicht?«
    »Nein!«
Simone Bachmann fuhr sich nervös über ihr glattes, mittellanges blondes Haar.
    »Na, das
kann man sich doch denken, dass ein Künstler anders heißt, als er sich titulieren
lässt«, versuchte Leopold, ihr auf die Sprünge zu helfen, während ihre Kollegin
wieder bei der Türe hereinkam. »Aber ich will Sie nicht länger aufhalten. Eine letzte
Frage noch: Hat Herr Walters, wenn ich ihn weiterhin so nennen darf, irgendwann
seit Beginn der Proben eine Unterredung mit Ihnen gesucht, wollte er Sie bezüglich
einer bestimmten Sache ansprechen?«
    »Nein, bestimmt
nicht«, erwiderte Simone Bachmann nun schnell und ungeduldig. Sie war sichtlich
froh, nicht mehr allein mit Leopold zu sein.
    »Danke,
das war’s auch schon. Auf Wiedersehen.« Leopold deutete mit der Hand einen Abschiedsgruß
an, hielt aber kurz noch einmal inne. »Ein paar Prospekte wenn ich mir mitnehmen
dürft«, bat er. »Man weiß ja nie, ob’s einen nicht doch irgendwohin verschlägt.«
     
    *
     
    Das Café Heller lag noch ein wenig
verschlafen da. Es schien, als könne es sich nicht entscheiden, ob es erwachen und
den neuen Tag begrüßen sollte. Die morgendlichen Gäste sahen so aus, als hätten
sie in ihrer kauernden Stellung schon die ganze Nacht hier verbracht und ihre Augen
erst zu Kaffee und Kuchen wieder geöffnet. Der Rauch, der von dem einen oder anderen
Tisch aufstieg, wirkte wie sich langsam hebender Morgennebel.
    »Eh nix
los«, murmelte Leopold beruhigt, als er eintrat, und fragte sich, ob er sich wohl
wieder einiges von seiner Chefin wegen der in Anspruch genommenen Zimmerstunde anhören
würde müssen. Erst jetzt bemerkte er den an der Theke lehnenden Oberinspektor Juricek.
»Servus, Leopold«, hörte er da auch schon den bekannten Gruß. »Beinah wär ich wieder
gegangen. Jetzt bist du schon in aller Früh außer Haus. Seltsame Sitten reißen da
ein.«
    »Servus,
Richard. Ich hab noch schnell was erledigen müssen«, entschuldigte Leopold sich.
    »Na, dann
mach mir halt einen zweiten Kaffee. Einen großen Braunen«, brummte Juricek. »Ich
will ja gar nicht fragen, was das schon wieder für eine Erledigung war.«
    »Ich möcht’s
gar nicht für mich behalten«, vertraute Leopold seinem Freund an, nachdem er sich
rasch umgezogen hatte und nunmehr in seiner gewohnten Dienstkleidung hinter der
Theke stand. »Ich war vorne im Reisebüro, bei Simone Bachmann. Hab mich dort ein
bisschen erkundigt, weil wir im August geschlossen haben und ich dann so gar nichts
zu tun habe.«
    »War’s nur
das, was dich dort hingezogen hat?« Juricek, der seinen Sombrero diesmal aufbehalten
hatte, grinste und zeigte dabei sein überholungsbedürftiges Gebiss.
    »Nein, es
hatte auch andere Gründe«, gab Leopold zu. »Es war auch wegen Thomas. Du weißt ja,
er ist vorgestern mit Simone da hinausgeschwommen.«
    »Was er
nur zu gerne verheimlichen möchte.«
    »Er ist
in diese Simone ganz vernarrt. Du kennst ihn ja und weißt, was sich da anbahnt.
Also, kurz gesagt, ihre Schwester Elfriede war gestern Abend noch bei uns und hat
mich gewarnt. Sie meint, Simone würde Thomas nur ausnützen.«
    »Aha«, nickte
Juricek beiläufig. Er schlürfte dabei seinen Kaffee.
    »Deswegen
habe ich mit ihr gesprochen«, erklärte Leopold. »Wie die Sache wirklich ausschaut,
ist natürlich nicht herausgekommen. Aber eins sag ich dir: Die zwei Schwestern sind
beide keine Kinder von Traurigkeit. Elfriede hat gestern Peter Pribil dabeigehabt,
und wenn du mich fragst, haben die beiden etwas miteinander.«
    Juricek
zog die Augenbrauen hoch. »Pribil ist verheiratet«, gab er zu bedenken.
    »Ist das
nicht egal in der heutigen Zeit? Thomas hat auch eine mehr oder minder fixe Freundin
und kann’s nicht lassen. Jedenfalls ist meine Meinung, dass es hinter den Kulissen
bei dieser Theatertruppe ganz schön zugeht. Sodom und Gomorrha. Nestroy hätte das
nicht treffender in Szene setzen können.«
    »Aber erzählen
tun sie uns natürlich nichts von ihren kleinen Unregelmäßigkeiten«, stellte

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