Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Titel: Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
Vom Netzwerk:
Heller kaum mehr
zurückhalten. »Das wird unsere erste Großtat! Wir werden gleich eine dementsprechende
Einschaltung im Programmheft veranlassen: Künstlercafé Heller rettet Nestroy-Jubiläumsaufführung.
Und du, mein Schatz, bist wieder einmal der Held!«
    Herr Heller
wusste noch immer nicht, wie ihm geschah. »Muss das sein?«, gab er kleinlaut von
sich, verkrampft einen Läufer in seiner Hand haltend.
    »Wir könnten
es auch mit Fritz Stössl in einer Doppelrolle versuchen«, überlegte Pribil. »Aber
ich fürchte, das wird eine zu große Belastung für ihn. Für Sie ist das allerdings
leichter als eine Partie Schach. Es handelt sich nur um ein paar Sätze.«
    »Mein Schatz
macht das schon, machen Sie sich keine Sorgen. Wenn es um die Kultur geht, sind
wir allzeit bereit«, versicherte Frau Heller. Dabei klopfte sie ihrem Mann ermutigend
auf die Schulter.
    Pribil erhob
sich mit einem »Dankeschön!« von seinem Platz, überreichte Herrn Heller die nötigen
Textseiten und machte ein paar Bemerkungen dazu. Dann verschwand er in Richtung
Toilette.
    Leopold
sah sich die Sache aus den Augenwinkeln von der Kaffeemaschine aus an. Plötzlich
stand Elfriede Bachmann an der Theke vor ihm. Es kam nicht oft vor, dass ihn der
Blick einer anderen Person verunsicherte, aber diesmal war das der Fall. Es war
ein prüfender, fordernder und zugleich verführerischer Blick von ungeheurer Intensität.
»Ich möchte gleich zahlen – beide Getränke«, tat sie kund. »Das soll Sie aber nicht
zu irgendwelchen falschen Schlüssen verleiten, hören Sie? Auch nicht die kleinen
Streicheleinheiten von vorhin. Wir Schauspieler sind sehr sensible Menschen. Wir
brauchen das.«
    »Schauen
Sie, bei uns im Kaffeehaus sieht und hört man so einiges«, entgegnete Leopold. »Man
kann nicht alles davon vergessen, aber man redet nicht darüber.«
    »Und da
ist noch etwas, ganz im Vertrauen: Sagen Sie Ihrem Freund, dem Herrn Korber, dass
er sich nichts mit meiner Schwester anfangen soll. Es ist nicht gut für ihn, glauben
Sie mir!« Es schien ihr einen großen Genuss zu bereiten, Leopold unverwandt anzustarren.
Sie verzog den Mund zu einem leichten, spöttischen Lächeln. Leopold spürte jetzt
auch wieder den süßlichen Duft ihres Parfums.
    Er wollte
noch etwas erwidern, doch da kam Peter Pribil bereits von der Toilette zurück. »Also
dann, auf Wiedersehen«, verabschiedete sich Elfriede Bachmann mit einem letzten
Augenkontakt. »Wir kommen auf jeden Fall nach wie vor vorbei, auch wenn wir ab Montag
im Haus der Begegnung proben.«
    »Schönen
Abend, der Herr, küss die Hand, die Dame«, säuselte Leopold, der immer noch ein
wenig irritiert wirkte.
    Herr Heller
schien allmählich die Macht seines Schicksals zu begreifen. »An Verbrecher soll
i spüln«, murmelte er kopfschüttelnd. »Als ob davon ned genug herumlaufen täten.«
     
    *
     
    »Schluss für heute, Leopold«, verkündete
Frau Heller. »Es war zwar einiges los, aber ich denke, Sie haben die Sache doch
einigermaßen gut überstanden.«
    Leopold,
der gerade die Billardtische absaugte, blickte kurz auf. »Lieber wär mir halt schon,
wenn der Herr Waldbauer wieder da wäre«, meinte er.
    »Am Montag
kommt er ohnedies«, beruhigte ihn Frau Heller. »Dann haben Sie wieder ein bisschen
mehr Freiheiten. Ich weiß, dieser angebliche Mord an Herrn Walters beschäftigt Ihr
kriminalistisches Gemüt. Ich muss Ihnen gestehen, dass mich die Sache nicht mehr
so interessiert, seit ich in Herrn Wondratschek einen kongenialen Partner gefunden
habe. Aber, mein Gott, wenn Sie noch die eine oder andere Zimmerstunde brauchen
…«
    »Gleich
morgen, Frau Chefin!«
    »Wie bitte?«
    »Nur eine
Stunde in der Früh. Ich komme statt um neun dann um zehn. Es ist halt wegen dem
Urlaub im August. Wenn ich schon wohin fahren soll, möchte ich mich vorher noch
ein wenig umschauen.«
    »Ist das
wirklich notwendig? Sie haben doch zum Beispiel Ihren Freund Daniel am Stubenbergsee.
Oder Ihre Tante Agnes im Waldviertel. Sie ist ein ganz reizender Mensch und würde
sich bestimmt freuen, wenn Sie ein paar Tage bei ihr verbringen würden.«
    Leopold
zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht! Klingt alles nicht sehr verlockend. Man muss
alle Möglichkeiten ausschöpfen. Vielleicht will ich ja doch einmal ins Ausland.«
    »Sie und
ins Ausland. Das möchte ich wirklich einmal sehen«, zeigte sich Frau Heller belustigt.
»Aber bitte, nehmen Sie sich morgen die eine Stunde. Ich möchte ja, dass Sie sich
gut erholen. Mein Rat: Steigern

Weitere Kostenlose Bücher