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Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Titel: Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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Sie sich nicht immer in Ihre kriminalistischen Abenteuer
hinein. Sie kommen schön langsam in ein Alter, wo Sie mit Ihren Kräften haushalten
müssen. So, und jetzt geben Sie bitte noch die Zeitungen aus ihren Haltern und räumen
Sie sie weg.«
    Leopold
überhörte geflissentlich die letzten Bemerkungen seiner Chefin und tat, wie ihm
geheißen. Dabei fiel ihm noch einmal das Blatt mit der Werbeeinschaltung für den
Verein ›Confessions Anonymous‹ in die Hände. Er schüttelte den Kopf. Was es alles
gab! Ob es wirklich mit dem angeblich knapp bevorstehenden Weltuntergang zusammenhing,
dass solche zweifelhaften Unternehmungen jetzt florierten?
    Instinktiv
las er sich das Inserat noch einmal durch. Dann nahm er kurz den Zettel heraus,
auf dem er im Probenraum Walters’ Notizen aufgeschrieben hatte. Nein, er täuschte
sich nicht. Es war dieselbe Telefonnummer: 271 22 73.
    Herwig Walters
hatte also mit hoher Wahrscheinlichkeit bei den ›Anonymen Bekennern‹ angerufen.

11
     
    »Der Vernünftige sieht im Fortjagen
nur eine Einladung, zu einer günstigeren Zeit wiederzukommen.« (Nestroy)
     
    Das Reisebüro war klein, aber hell
und wirkte freundlich. Das musste es wohl, um die Menschen zu Reisen in die große,
weite Welt zu verführen. An den Wänden konnte man die günstigsten Preise und Last-Minute-Angebote
zu all den vielen Orten, wo man immer schon hinfahren wollte, lesen. Daneben machten
Poster mit den farbenprächtigsten Bildern Appetit auf einen Urlaub. Es waren solche
Fotos, von denen Leopold das Meer kannte.
    Eine brünette
Dame Mitte 30 produzierte ihr bestes Samstagvormittagslächeln, um ihn zu sich zu
locken. »Nein, danke«, winkte Leopold ab. »Ich warte lieber auf Ihre Kollegin.«
    Simone Bachmann
war noch dabei, eine Kundschaft zu beraten. Nach einigen Minuten Geduld hatte sie
aber Zeit für ihn. »Ach, Herr Leopold, der Ober aus dem Kaffeehaus. Haben Sie plötzlich
Lust aufs Reisen bekommen?«, fragte sie. Ihre Freundlichkeit wirkte ein wenig unterkühlt.
    »Ob ich
richtige Lust habe, weiß ich nicht«, entgegnete Leopold. »Ich habe mir nur gedacht,
ich könnte einmal nachschauen, wo man überhaupt hinfahren kann.«
    »Also, die
Möglichkeiten sind praktisch unbegrenzt«, gab Simone Auskunft. »Sie können fahren,
wohin Ihr Herz begehrt. Kroatien, Griechenland, Türkei wären klassische Ziele, aber
es geht natürlich auch weiter weg: Malediven, Dominikanische Republik …«
    »Und ein
bisserl näher? In Österreich vielleicht?«, erkundigte Leopold sich vorsichtig.
    »Kann ich
Ihnen auch etwas vermitteln. Tirol, Kärnten oder Salzburg? Oder einen kleinen Wellnessurlaub?
Was darf ich Ihnen anbieten?«
    »Ich weiß
nicht, ich bin halt noch so unentschlossen. Wo würden Sie denn hinfahren? Ans Wasser,
nehme ich an.«
    »Vielleicht.
Sehr sicher sogar.« Plötzlich verzog Simone Bachmann ihr Gesicht. »Sie spielen wohl
auf mein nächtliches Bad mit Ihrem Freund Thomas Korber an? Wie dumm ich doch bin.
Es geht Ihnen gar nicht darum, auf Urlaub zu fahren. Ausfratscheln wollen Sie mich.
Sie waren ja schon vorgestern so nett, Thomas und mir nachzuspionieren. Was für
ein reizender Mensch, habe ich mir damals gedacht.«
    Die Kollegin
hatte beschlossen, eine kleine Pause zu machen und war nach draußen gegangen, um
eine Zigarette zu rauchen. »Seinen Sie mir nicht bös, ich mach mir halt manchmal
Sorgen um meinen Freund«, gestand Leopold, als er merkte, dass sie jetzt alleine
waren. »Besonders, wenn er nachts mit Frauen unterwegs ist.«
    »Sie sind
ja noch rückständiger als die meisten rückständigen Eltern. Muss Thomas Sie immer
fragen, was er darf und was er nicht darf? Warum lassen Sie ihn nicht alleine entscheiden?«
    »Weil ich
ihn kenn«, bemerkte Leopold knapp.
    »Nein, weil
Sie ein Kümmerer sind. Sie glauben, sich um alles und jeden kümmern zu müssen. Und
weil Sie sonst niemanden haben, trifft es eben hauptsächlich Thomas. Schrecklich
neugierig sind Sie natürlich auch noch. Eine gesunde Mischung, alle Achtung. Und
was wollen Sie jetzt von mir?«
    »Schauen
Sie, mein Freund ist halt einer, der sich sehr leicht verliebt, und dann gleich
bis über beide Ohren. Ich habe das Gefühl, dass das jetzt bei Ihnen wieder der Fall
ist. Und da wollte ich nur wissen, ob Sie es halbwegs ernst meinen.«
    Simone Bachmann
konnte sich jetzt nicht mehr zurückhalten. Sie begann, laut und prustend zu lachen.
»Nein, wirklich! Wie der Vater eines pubertierenden Jünglings. Das ist ja schon
beinahe rührend. Kann

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