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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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offene Duschzelle, ein breites Bett, ein Fenster nach draußen und eine Sitzecke. Ich vermutete, dass man mir ein Quartier für die höheren Offiziere zugewiesen hatte. Selbst auf Kriegsschiffen war es inzwischen üblich, dass die obere Kommandoebene größere und luxuriösere Unterkünfte bewohnen durften als die Unteroffiziere und einfachen Crewmitglieder. Ein Schiff dieser Größe war nicht selten monatelang im All unterwegs, da konnte man die Besatzung nicht ausnahmslos in trostlosen Zwei-Quadratmeter-Zellen unterbringen. Das konnte schnell die Moral der Mannschaft untergraben. Meutereien und Raumkoller auf Langstreckenraumschiffen waren zwar mit steigenden Annehmlichkeiten in den selbigen zurückgegangen, blieben aber immer noch ein großes Problem. Ich vermutete deshalb, dass selbst die Quartiere der einfachen Besatzungen immer noch besser ausgestattet waren als die Wohnzellen im Underwelth.
    Auf dem Bett lag bereits eine Kampfuniform der MDA, als hätte Stavanger uns schon lange zuvor erwartet. Vielleicht war dies aber auch einfach nur so üblich auf dieser Schiffsbasis. So wie man in Hotels das kleine obligatorische Präsent auf dem Kopfkissen vorfand.
    Ich nahm den zweiteiligen Anzug hoch. Ein Rangabzeichen fand ich nicht, erinnerte mich aber daran, dass Stavanger und die anderen Soldaten ihre Abzeichen als metallene Anstecker am Kragen trugen, nicht als gestickte Ausführung, so wie es schon seit mehreren hundert Jahren bei der Armee üblich war. Es gab Dinge, die änderten sich eben nie. Und der Widerstand war ja auch keine reguläre Armee, eher eine paramilitärische Truppe.
    Ich zog mich aus und legte meinen stinkenden Staubmantel in eine Klappe in der Wand. Es war eine Mikrowellen-Reinigungseinheit, und trotz dass diese kleinen Helferlein jede Art von Textilien bis auf ihre Zellularebene zu reinigen vermochten, bezweifelte ich, dass der Fäkalgestank jemals wieder verschwinden würde. Aber ich wollte mich irgendwie nicht von meinem Staubmantel trennen. So entsorgte ich lediglich meine Hose und mein Hemd im Müllschlucker direkt nebenan und hoffte, dass die Reinigungseinheit nicht nur den Dreck, sondern auch den Gestank aus dem Mantel entfernen konnte.
    Kurz bevor ich das Teil einschaltete, zuckte ich zusammen, riss die Tür auf und wühlte das MPH und den Rest meines Pillenvorrats aus den Taschen. Die Pillen verstaute ich unter meinem Kopfkissen; bis auf eine, die ich sofort einnahm. Das MPH hielt ich derweil in der anderen Hand. Eine Weile starrte ich das kleine Plättchen an, als wartete ich darauf, dass es zu mir sprach. Fast wünschte ich, es könne sprechen. Denn dann könnte es mir sagen, ob ich es wirklich benutzen sollte. Noch war ich skeptisch, ob ich dem Ganzen trauen konnte. Und wenn ich erst einmal skeptisch war, wurde es schwer, mich zu überzeugen. Selbst wenn diese supertollen Plaquelings auf mich hätten einreden können.
    Ich steckte das MPH erst einmal zu den Pillen unter mein Kopfkissen und sprang unter die Dusche. Das Gefühl des warmen Wassers, das meine Haut massierte, war eine unglaubliche Wohltat nach alledem, was ich hinter mich gebracht hatte. Als ich fertig geduscht und in meine neue Uniform geschlüpft war, schlich ich mich aus dem Quartier und klopfte bei Sydney an, deren Tür verriegelt war. Das zeigte ein kleines rotes Lämpchen neben dem Türpaneel an. Durch die Spracherkennung genügte der Tür aber ein leises „Herein“ der KI, um die Verriegelung zu deaktivieren.
    Ich betrat ihr Quartier. Dieses war noch ein Stück größer als meines und lag durch eine gedimmte Ambiente-Beleuchtung in einem angenehmen Halbdunkel. Ich schwenkte meinen Blick nach links und entdeckte die KI in einer kleinen Badewanne, ihren Körper bedeckt von Unmengen an Badeschaum.
    „Du hast hier eine Badewanne?“, fragte ich erstaunt.
    Sydney, die gerade dabei war, etwas Badewasser über ihr Bein laufen zu lassen, lächelte mich an.
    „Du etwas nicht?“
    „Nein, nur eine Dusche. Und außerdem ist mein Quartier nicht ganz so groß wie dieses hier. Wieso belegt ein Private das Quartier eines hochrangigen Offiziers?“
    Sydney zuckte mit den Schultern.
    „Vielleicht steht Stavanger auf mich“, mutmaßte sie mit ironischem Unterton in der Stimme. Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Was hast du ihm angeboten, mein Schräubchen?“
    „Schräubchen? Im Ernst?“
    Ich neigte meinen Kopf zur Seite und lächelte schelmisch.
    „Magst du keine Kosenamen?“
    „Nein. Ich sehe auch keinen

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