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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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einem sonst auch anders übrig als Optimismus? Wir waren ab sofort Feinde des allmächtigen Protektorates, meine beste Freundin sah mich als Terroristen an und würde mich auf der Stelle den Behörden ausliefern, wenn sie die Chance bekäme. Der Widerstand wies zwar, entgegen meiner früheren Einschätzung, einige gute militärische Strukturen auf, war aber hoffnungslos unterlegen. Und unsere Geheimwaffe Omega schwirrte irgendwo in den Annalen des Streams umher. Oder existierte schon gar nicht mehr.
    Toluca blieb nun unvermittelt vor dem Quartier Nummer 2/8 stehen.
    „Okay, hier bin ich untergebracht. Wir sehen uns morgen beim Briefing.“
    „Bist du auch eingeladen?“, stutze ich. Es klang ein wenig abschätzig, ohne dass ich es wollte. Toluca sah mich dementsprechend an.
    „Ich bin zwar kein Soldat und werde auch nie einen militärischen Rang innehaben, aber ich bin wichtig für den Widerstand. Ich spreche für die Hacker. Zumindest für das, was von ihnen noch übrig ist. Also ja, ich bin eingeladen.“
    „Tut mir leid“, versuchte ich mich zu entschuldigen. „Ich wollte nicht…“
    „Bis morgen, Ark“, würgte mich Toluca ab und verschwand in seinem Quartier. Ich war stehengeblieben, während Sydney und der Corporal weitergegangen waren. Also schloss ich zu ihnen auf. Wir gingen noch eine ganze Weile durch die langen Gänge des Schiffes und fuhren dann mit einem altertümlichen Paternoster mehre Decks nach oben.
    „Wie groß ist dieses verdammte Schiff eigentlich?“, murmelte ich, als wir auf Deck sechszehn ankamen. Manitoba lächelte mich an, nicht ohne ein wenig Stolz.
    „Die Liberty ist eine Fregatte der Cascade-Klasse. Sie ist über siebenhundert Meter lang und hat achtzehn Decks.“
    Ich schob respektvoll die Unterlippe vor.
    „Habt ihr schon mal daran gedacht, dass ein solches Schiff in kampffähigen Zustand enorm bedeutungsvoll für den Widerstand wäre?“, fragte ich dann.
    „Natürlich. Aber um sie wieder in die Luft zu bringen bedürfte es einiger Teile, die es auf dem Mars einfach nicht gibt.“
    „Das hat mir Stavanger auch schon erzählt“, antwortete ich. „Habt ihr denn keine gewitzten Techniker, die sich etwas zusammenschustern können?“
    Manitoba neigte den Kopf zur Seite.
    „Mh, ja vielleicht. Wir hatten unter anderem schon mit dem Gedanken gespielt, einige Geschäfte mit terranischen Raumpiraten zu machen.“
    „Und?“
    „Stavanger und die anderen haben das abgelehnt. Wäre zu gefährlich. Man kann Raumpiraten nicht trauen.“
    Ich nickte und beschloss, mit dem Captain bei Gelegenheit nochmals darüber zu reden. Klar konnte man Raumpiraten nicht trauen, aber wem konnte man in der heutigen Zeit wirklich noch vertrauen?
    Manitoba blieb vor einem Quartier mit der Bezeichnung 16/9 stehen. Deck 16, Raum 9. Ganz einfach. Und dennoch würde ich wohl einige Zeit brauchen, um mich auf diesem Schiff zurechtzufinden. Wenn jeder Gang und jedes Deck sich so sehr glichen, wurde die Orientierung irgendwann mal schwierig. Auf Anhieb hätte ich den Weg zu Tolucas Quartier nicht wiedergefunden, praktische und wegweisende Bezeichnungen hin oder her.
    „Ihnen wird Quartier 9 zugeteilt, Sergeant. Dem Private gehört Quartier 10 nebenan.“
    Ich sah Sydney an und unsere Blicke trafen sich.
    „Ähm, gibt’s hier kein Doppelquartier?“, fragte ich den Corporal. Dieser schaute mich an, als wäre ich eine Kuh mit sechs Eutern.
    „Sie sind nicht auf einem Ausflugsdampfer, Sergeant. Aber wenn Sie und der Private sich, na ja Sie wissen schon, dann wird hier niemand einen Hehl draus machen, wenn Sie sich gegenseitig besuchen.“ Er zwinkerte mir zu, salutierte und ging seines Weges.
    „Das kann ja was werden“, seufzte ich leise. Sydney kam mir langsam näher, nahm meine Hand und gab mir einen flüchtigen Kuss. Ich grinste. „Wofür war der denn?“
    „Nur so“, sagte sie achselzuckend, nur um dann sofort die Miene zu verziehen. „Du stinkst! Du solltest dich unter die Dusche stellen und deine Klamotten wegwerfen.“
    Ich neigte meinen Kopf zur Seite und zog meine Augenbrauen herunter.
    „Du wirst lachen, aber das hatte ich auch vor. Übrigens riechst du nicht besser.“
    Sie ließ von mir ab.
    „Sehen wir uns dann gleich?“, hauchte sie und legte einen lasziven Gesichtsausdruck auf.
    „Unbedingt.“
    Unsere Blicke blieben noch eine Weile aneinander kleben, dann begaben wir uns beide auf unsere Quartiere.
    Schlecht ausgestattet waren diese nicht, wie ich feststellte. Es gab eine

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