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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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auf die dahinfliegende Marslandschaft unter uns, konnte aber nichts erkennen. Außer rotem Sand.
    „Nein. Was soll ich sehen?“
    Stavanger grinste überheblich. „Nichts. Und es ist gut, dass Sie nichts sehen. Das bedeutet, dass die Tarnung einwandfrei funktioniert.“
    Er lachte heiser, und als der Gleiter absackte und zum Sinkflug ansetzte, hielt er sich ebenfalls ein einem Griff an der Wand fest. Ich hatte meinen Griff den ganzen Flug über nicht ein einziges Mal losgelassen und umklammerte ihn jetzt fester, als der Gleiter zu vibrieren begann.
    „Was ist jetzt los?“, fragte ich.
    „Wir hängen jetzt am Leitstrahl der Basis“, antwortete Stavanger. „Ohne diesen würden wir den Hangar verfehlen.“
    Ich starrte aus dem Fenster. Ich konnte gar nichts erkennen. Keinen Leitstrahl und auch keinen Hangar. War wohl ein gutes Zeichen.
    Plötzlich wurde es schlagartig dunkel und eine rote Notbeleuchtung sprang an. Der Gleiter vibrierte noch einmal sanft, dann gab es einen dumpfen Schlag. Wir hatten aufgesetzt. Aus dem kleinen Fenster konnte ich nun sehen, dass wir wirklich im Inneren eines Schiffes zu sein schienen. Die Wände um uns herum waren typisch dunkelgrau, grelle Leuchtstoffröhren erhellten die Umgebung. Ich fühlte mich ein wenig wie im Bauch eines Wals, der uns ohne vorherige Ankündigung verschluckt hatte. Die Jungs wussten wirklich, wie man sich tarnt. Wenn selbst die Getarnten schon nicht bemerkten, was vor sich ging.
    Die Luke vor uns öffnete sich automatisch. Stavanger stellte sich direkt daneben auf und deutete uns mit einer ausholenden Geste, das Kanonenschiff zu verlassen.
    „Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Flug?“, flachste er. Unerträglich flachen Humor hätte ich Stavanger gar nicht zugetraut. Eigentlich hatte ich ihm eine absolute Humorlosigkeit attestiert, als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Damals, als wir noch seine „Gäste“ in einem, zur geheimen MDA-Basis umgebauten, Hotel waren.
    „Na ja, geht so“, knurrte ich und verließ den Gleiter als Erster. Die Luft im Hangar war kalt und gut gefiltert, stank aber dennoch nach Metall und Maschinenöl. Doch im Gegensatz zum Underwelth hatte ich hier keine Bedenken, einen tiefen Atemzug zu tätigen . Auch wenn dieses Schiff hier nur noch ein halbes war, so wie Toluca gesagt hatte, die Lebenserhaltungssysteme arbeiteten und filterten jeden noch so unbedeutenden Giftstoff aus der Luft heraus. Nicht einmal den ansonsten allgegenwärtigen Marsstaub fand man hier drinnen.
    In einer Ecke waren Mechaniker mit der Wartung eines Energiekonverters beschäftigt, in der anderen Ecke des Hangars bestückte gerade ein Trupp Soldaten eine uralte TC14 mit zwei Protonenwerfern. Ich hob meine Augenbrauen. Ein Angriffsflieger der TC-Klasse mit Protonenwerfern auszustatten empfand ich als gewagt. Ich war zwar kein Kampfpilot, aber selbst ich als dummer Infanterist wusste, dass dies früher schon, als die Dinger noch aktiv flogen, zu diversen Unfällen geführt hatte. Die Energieleiter einer TC waren absolut inkompatibel mit den Steuerelementen einer Protonenkanone. Anscheinend waren diese Jungs hier aber davon überzeugt, dass sie eine Lösung für das Problem hatten. Vielleicht war es ihnen aber auch einfach nur egal, ob das Ding dem erstbesten Piloten unterm Arsch explodierte. Not machte eben nicht nur erfinderisch, sondern auch in vielen Fällen gleichgültig.
    Hinter mir traten nun auch Sydney, Toluca und Stavanger aus dem Gleiter. Ein Soldat kam auf uns zu. Er trug, genau wie Stavanger, den schwarzen Kampfanzug eines MDA-Einsatzagenten und hatte kurze blonde Haare. Wie erstarrt blieb er vor unserer Gruppe stehen und salutierte Richtung Stavanger.
    „Sir?“
    Stavanger schob sich an mir vorbei und salutierte ebenfalls kurz und zackig.
    „Corporal Manitoba. Das hier sind unsere Neuankömmlinge. Sergeant Arkansas Johnston und Private Sydney…“ Er geriet ins Stocken und drehte sich zur KI um. „Haben Sie einen Nachnamen, den ich in unsere Datenbank eintragen kann, Sydney?“
    „Nein, lediglich eine Bezeichnung“, erwiderte diese und schielte zu mir herüber. Um ihre Bezeichnung hatte bislang ein großes Geheimnis gemacht. Es schien ihr einst ein wenig peinlich gewesen zu sein, als ich sie danach gefragt hatte. War wohl so ein KI-Ding, das ich nicht verstand. Und auch nicht verstehen musste.
    „Verraten Sie sie mir?“, fragte Stavanger. Sydney verzog ihre Mundwinkel, als hätte sie in eine Zitrone gebissen.
    „Unix One-Eight-Seven

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