Netha-Chrome
hingegen war bereits wach und schlüpfte in ihren Kampfanzug, als ich die Augen öffnete.
„Wir sollten langsam los“, sagte sie als sie bemerkt hatte, dass ich erwacht war.
„Nette Begrüßung“, murmelte ich verschlafen, schälte mich aus dem Bett und taperte ins Bad. Meine neue Uniform lag vollkommen durchnässt und zerknittert auf dem Boden vor der Badewanne. „Scheiße!“
„Ich habe noch eine Ersatzuniform im Schrank“, sagte Sydney vergnügt, als ich den nassen Wäscheknäuel vom Boden aufklaubte. Ich schaute an ihr herunter.
„Wird mir nicht passen“, knurrte ich, packte mein Bündel und schlich über den Flur in mein eigenes Quartier. Ich hatte glücklicherweise ebenfalls eine Ersatzuniform in meinem Schrank, und so schien das kleine Malheure dann doch noch gut zu enden.
Kaum hatte ich mich in die neue Uniform gezwängt, drängte Sydney von draußen auch schon, ich solle mich beeilen.
Während wir dann über die Flure hetzten, fiel mir ein, dass uns Stavanger überhaupt nicht gesagt hatte, wo in diesem verdammten Schiff der Briefing-Room war. Glücklicherweise liefen uns schon zu so früher Stunde ein paar Soldaten über den Weg, die wir nach dem Weg fragen konnten. Sichtlich vergnügt über zwei Neulinge, die völlig außer Atem und sichtbar gezeichnet von einer sexuell durchzechten Nacht wie Kraut und Rüben ausschauten, gaben sie uns bereitwillig Auskunft. Sydney hatte den sehr viel besseren Orientierungssinn, also folgte ich der KI wie ein braves Hündchen.
Der Briefing-Room lag auf Deck 1, direkt neben der Kommandobrücke. Als wir eintraten, hatten die anderen Offiziere bereits an einem halbrunden Tisch platzgenommen. Ich zählte genau zehn. Den Rangabzeichen an ihren Krägen nach zu unterteilen war keiner unter ihnen, der höher gestellt war als ein Captain. Wenn das alles war, was der Widerstand an Führungsoffizieren zu bieten hatte, verstand ich langsam, wieso sie einen unbedeutenden Sergeant wie mich brauchten.
Toluca indes war nicht anwesend, obwohl er am Tag zuvor angekündigt hatte, auch hier zu sein, um für die Hacker zu sprechen. Ich beschloss, nach dem Briefing mal nach ihm zu sehen.
Captain Stavanger stand in Front vor einer riesigen Holotafel. Als er uns erblickte, verschränkte er die Arme vor der Brust und bedachte uns mit einem strafenden Blick.
„Sergeant! Private! Wie nett, dass Sie uns auch noch beehren. Es ist neun Minuten nach sechs!“
„Ich weiß“, gab ich lapidar zur Antwort, suchte mir den nächsten freien Stuhl und ließ mich schwungvoll hineinfallen. Sydney nahm wort-, und grußlos am anderen Ende des Halbrundes Platz.
Stavanger seufzte und schüttelte kaum merklich den Kopf.
„Eigentlich hatte ich mir von einem weiteren Offizier in unseren Reihen positive Auswirkungen auf die militärische Disziplin in unserer Truppe erhofft. Anscheinend tritt aber das genaue Gegenteil ein.“
„Ich werde mich bemühen, mich in nächster Zeit militärisch zu disziplinieren“, wandte ich ein und konnte mir kaum ein Lächeln verkneifen.
„Halten sie das hier etwa für ein dämliches Spiel, Sergeant Arkansas?“, knurrte Stavanger. „Glauben Sie etwa, nur weil wir keine reguläre Armee sind, habe ich keine Befehlsgewalt? Und dass sie sich auch keiner militärischen Rangordnung unterwerfen müssten?“
„Nein, Sir“, gab ich dann etwas kleinlauter zu. „Ich…muss mich nur noch an die Umstände gewöhnen. Tut mir leid.“
Sydney schaute leicht irritiert zu mir herüber. So kleinlaut kannte sie mich nicht. Ich kannte mich selbst nicht so. Aber Stavanger hatte Recht. Wenn das alles hier funktionieren sollte, dann musste ich mich an die Regeln halten. Und war ich nicht selbst zuvor zu der Erkenntnis gelangt, dass im Widerstand eine militärische Grunddisziplin herrschen musste? Wir standen einer Macht gegenüber, der man alles zutrauen musste. Das Protektorat war zu allem fähig, dass hatte ich am eigenen Leibe erfahren. Das Regime täte alles dafür, um den Widerstand zu zerschlagen und ihre Macht zu festigen; um einen Krieg gegen Terra zu provozieren und ein für alle Male die Verhältnisse im Sonnensystem zu regeln.
„Gut“, sagte Stavanger und die leichte Wut in seiner Stimme war auch schon wieder verklungen. „Dann darf ich Ihnen jetzt die Offiziere des Widerstandes vorstellen.“
Meine Blicke machten die Runde, als Stavanger jeden einzelnen Offizier mit Namen und Rang vorstelle. Es waren Soldaten aus unterschiedlichsten Heeresteilen. Drei First
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