Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Netha-Chrome

Netha-Chrome

Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
Vom Netzwerk:
ich hatte seinen Namen wieder vergessen, lachte: „Einmal Tracer, immer Tracer. Was Sergeant?“
    „Sie sagen es“, gab ich zur Antwort und zeigte ihm die Zähne.
    „Sie sind aber kein Tracer mehr“, warf Stavanger scharf ein. „Jetzt nicht mehr. Jetzt dienen Sie unter meinem Kommando. Wenn Ihnen das nicht passt, gehen Sie halt wieder. Ist mir egal. Aber wenn Sie hierbleiben, tun Sie was ich sage. Und ich sage Ihnen jetzt in aller Deutlichkeit: Vitali Asharow ist für uns irrelevant. Es wird keinen Trace mehr nach ihm geben!“
    „Ja, Sir“, knurrte ich, gab aber unwillkürlich durch meine Tonlage zu verstehen, dass ich mich auf keinen Fall daran halten wollte. Sydneys Blicke verrieten mir, dass sie dies sehr wohl mitbekommen hatte. Stavanger hingegen nicht. Er kannte mich eben nicht so gut wie die KI. Diese wusste, dass ich niemals die Suche nach Asharow aufgäbe, selbst wenn die Prioritäten inzwischen anders verteilt waren. Und selbst wenn Asharow keine Gefahr für den Widerstand darstellte, wovon die Anwesenden allem Anschein nach ausgingen, war ich der festen Überzeugung, dass er dennoch Ärger machen würde. Ich war mir sicher, dass er noch lebte und irgendeinen bösartigen Plan verfolgte. Das Einhorn, wie Stavanger ihn gerade so schön bezeichnet hatte, war längst reif für den Pferdemetzger. Und egal, welche Aufgaben ich in nächster Zeit im Widerstand bekäme, meine persönliche Priorität war und blieb Asharow.
    „Gut“, sagte Stavanger zufrieden. „Allerdings könnten wir ihre Tracer-Fähigkeiten für etwas anderes gebrauchen.“ Ich spitzte die Ohren.
    „Und das wäre?“
    „In Cydonia City gibt es einen Mann namens Sarajevo Pranjic. Als eher unbedeutender Wartungstechniker der Abschirmung wäre er eigentlich keine Person von Interesse. Aber Sarajevo besitzt etwas, das uns noch ziemlich nützlich werden könnte: Den Code für die Schutzschildmodulation der Stadt. Ich will also, dass Sie diesen Kerl aufspüren und sich den Code aneignen.“
    Ich schluckte hart. Stavanger verlangte von mir, mir sozusagen den Schlüssel zur Stadt anzueignen? Das konnte nichts Gutes bedeuten. Cydonia City war in Friedenszeiten durch die starke, magnetische Abschirmung gegen Meteoriteneinschläge geschützt, konnte aber im Falle eines Angriffes einen hochfrequenten Energieschutzschild hochfahren, der die Kuppel und damit die Stadt noch zusätzlich schützte. Eine unüberwindbare Wand aus Hochenergie. Käme der Widerstand in den Besitz der Modulation, wären sie in der Lage, Protonenkanonen und andere Energiegeschütze so abzustimmen, dass sie den Schild einfach durchdringen konnten. Und das wäre das Todesurteil für die Kuppel und die darunterliegende Stadt.
    „Was…was wollen Sie mit diesem Modulationscode?“, wollte ich vom Captain wissen. Dieser neigte den Kopf zur Seite.
    „Liegt das nicht auf der Hand?“ Ich schüttelte den Kopf.
    „Ich werde nicht dabei helfen, einen großangelegten Angriffskrieg gegen die Stadt zu führen, wenn Sie darauf aus sind.“
    Wieder leises Gekicher und Grunzen in der Runde. Anscheinend war ich hier der traurige Moralheld dieser Runde.
    „Momentan bin ich auf gar nichts aus, Sergeant“, entgegnete Stavanger. „Ich will nur auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Außerdem hätten wir mit diesem Code das Protektorat an den Eiern. Wäre der Widerstand im Besitz dieses Schlüssels, wären Oregon und Lesotho vielleicht bereit, in Verhandlungen zu treten.“ Der stellte sich das alles ziemlich einfach vor.
    „Und wenn sie das nicht wären?“, fragte ich.
    „Der Besitz dieses Codes würde uns mannigfaltige Möglichkeiten eröffnen. Ein Angriffskrieg, wie Sie es bezeichnen, wäre aber die letzte unserer Optionen. Das versichere ich Ihnen.“
    Ich stieß die angestaute Luft aus meinen Lungen und überlegte. Vermutlich wäre es für mich absolut kein Problem, diesen Sarajevo aufzuspüren. Vermutlich wäre es aber ein Problem, ein so großes Geheimnis aus ihm herauszubekommen. Und ob ich das überhaupt wollte, darüber war ich mir zu diesem Zeitpunkt ebenfalls noch nicht im Klaren.
    „Und wenn dieser Sarajevo den Code nicht rausrückt?“, fragte ich angespannt. „Wieweit ist der Widerstand bereit zu gehen?“
    „In diesem Falle wären Sie ermächtigt, alles zu unternehmen, was nötig ist. Notfalls legen Sie ihn um und eignen sich diesen Code post mortem an. Ihre Partnerin weiß, wie so etwas geht.“ Seine Blicke streiften Sydney. Diese lupfte ihre linke

Weitere Kostenlose Bücher