Netha-Chrome
müssen. Was zum Teufel war da gerade geschehen?
„Ark, ich…“
„Wir leben noch?“, unterbrach ich die KI entgeistert. „Wieso zum Henker leben wir eigentlich noch?“
„Ich glaube, das muss ich dir erklären“, sagte Sydney. Ich riss meine Augenbrauen hoch.
„Ich bitte darum.“
„Uns hat ein Kraftfeld geschützt, das…“
„Ein Kraftfeld? Was für ein gottverdammtes Kraftfeld? Wo zum Teufel kam da gerade ein gottverdammtes Kraftfeld her? Gottverdammte Kraftfelder tauchen doch nicht einfach so aus dem Nichts auf. Ich meine…ich…“
„Ganz ruhig, Ark. Du hyperventilierst“, versuchte mich die KI zu beruhigen. Ich atmete tief aus. Der Schmerz benebelte mich, doch ich schaffte es, meine Atmung abzuflachen.
„Okay“, japste ich. „Kraftfeld. Woher?“
„Aus meinen neuen, modifizierten Energiezellen. Diese können ein multienergetisches Körperkraftfeld mit einem Gesamtenergieausstoß von Sechs Komma Fünf Terajoule erzeugen. Ich habe es etwas ausgedehnt, um uns beide zu schützen. Leider hat es nicht gereicht, um die anderen Passagiere im Rover ebenfalls zu schützen.“
„Modifi…“, stotterte ich und konnte gerade nicht so recht glauben, was ich da hörte. Aber ich musste es glauben, schließlich stand ich hier vor Sydney und hatte die Explosion eines Zehn-Tonnen-Rovers überlebt. Und das mittendrin, quasi in der ersten Reihe. „Wie…wer…wer hat deine Energiezellen modifiziert? Wann?“
„Sergeant Oakland war so freundlich und hat diese kleine Modifikation in der Nacht vor unserer Abreise durchgeführt“, antwortete sie leichthin, als wäre die Tatsache, dass sie inzwischen als nahezu unzerstörbarer Cyborg durch die Weltgeschichte rannte, nicht weiter erwähnenswert.
„Und wann, zum Teufel, wolltest du mir davon erzählen?“
„Ich hatte es bis gerade eben für nicht erwähnenswert gehalten“, gab sie achselzuckend zurück. Ich grinste aufgesetzt, auch wenn es mir momentan recht schwerfiel, und winkte dann ab.
„Ach, ist ja auch total unwichtig“, sagte ich voller Zynismus.
„Siehst du?“
Ich rollte mit den Augen. Eigentlich hatte ich geglaubt, Sydney verstünde Zynismus inzwischen, aber da hatte ich mich anscheinend schwer getäuscht.
„Ich hätte nur gerne vorher gewusst, dass ich nicht sterben muss“, brummte ich durch meine zusammengebissenen Zähne. „Ich weiß ja nicht, ob du eine Ahnung hast, wie sich echte Todesangst anfühlt, aber…“
„Das habe ich“, warf die KI ein. „Ich hatte ebenfalls Angst. Schließlich wusste ich nicht, ob dieser Schutzschild unser Überleben sichern würde. Aber er hat es getan und darüber sollten wir froh sein.“
„Na ja“, murmelte ich und hielt meinen verbrannten und inzwischen höllisch schmerzenden Arm hoch. „So ganz hat es dann wohl doch nicht funktioniert, mh?“
„Du bist auch mit nichts zufrieden“, knurrte die KI zurück. „Wir waren gerade im Inneren einer Explosion. Auch wenn dieser Schutzschild einen enormen Energieausstoß hat, ist er nicht undurchdringlich.“
„Schon gut, schon gut“, sagte ich, nickte ihr zu und beschloss, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Sie hatte Recht. Wir lebten. Und nur das zählte.
Meine Blicke suchten nun meinen Mantel, der glimmend im Sand lag. Ich tastete danach, ohne die Deckung zu verlassen und durchsuchte die Taschen. Das verdammte MPH war zwar noch da, aber ziemlich verkohlt, und das Glitzern im Inneren war verschwunden. Scheinbar hatte es die Explosion nicht überlebt. Hunderttausende von Krediten in den Marssand gesetzt. Wunderbar!
Ich warf es also weg und kramte weiter in der Manteltasche. Ich hatte zu allem Überfluss fast alle meine Schmerztabletten bei der Flucht verloren. Eine einzige Morphin-Kapsel war noch übrig.
Langsam entfernten sich die UDS-Rover. Ich versuchte mich auf die Seite zu drehen, um das Morphin zu schlucken. Jede Bewegung schmerzte wie tausend Messerstiche, aber es gelang mir. Nur lange würde das Schmerzmittel mich nicht betäuben. Sydney hatte Recht. Ich brauchte Hilfe, und das ziemlich schnell. Die verbrannte Haut hing in schwarzen Fetzen an mir herunter, meine ganze rechte Hälfte wurde langsam taub. Noch bevor das Morphin wirken konnte, schütze sich mein Körper vor den unfassbaren Schmerzen selbst und schüttete so viel Adrenalin aus, dass ich für den Augenblick gar nichts mehr spürte.
Ich hob langsam den Kopf. Wir waren mitten im Nirgendwo. Die Basis lag in Richtung Süden. Doch wo genau, konnte ich nicht sagen. Aus
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