Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Netha-Chrome

Netha-Chrome

Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
Vom Netzwerk:
durch die Lautsprecher.
    „Noch eine Minute!“
    Ich ließ BAS die Minute herunterzählen und mir den Countdown anzeigen. Wozu, wusste ich nicht. Vielleicht wollte ich genau sehen, wann ich starb.
    „Wir brauchen nicht viele Soldaten dafür“, entgegnete Debrecen überheblich. „Nur ein paar Handlanger. Und die finden wir unter den Marsianern. Die Asharow-Guerilla ist in seinen Glanzzeiten mit perfiden Mitteln zum Erfolg gekommen, nicht mit großen Schlachten. Während sich Marsianer und Terraner also gegenseitig zerfleischen, werden wir zuschlagen.“
    Der Kerl war bekloppt! Vielleicht lag es am Adrenalin, das durch seine Adern rauschte. Vielleicht war er so besessen von Asharow und seinen Reden, dass er die Realität völlig aus den Augen verloren hatte. Wie auch immer, er würde nicht vernünftig werden. Er würde sich auch nicht ergeben.
    Langsam trat ich einen Schritt zurück und schielte aus dem Fenster. Immer mehr Kanonen wurden auf uns gerichtet. Erstickte Schreie der Passagiere. Sie alle waren schon tot. Sie wussten es nur noch nicht. Und wenn ich mir nichts einfielen ließ, waren Sydney und ich ebenfalls tot!
    „ Ark?“, rief mich Sydneys Stimme in Gedanken.
    Ich setzte mich zurück auf meinen Sitz, ergriff die Sixton , ohne das Debrecen etwas davon spitzbekam und schaute dann die KI an. Auch ihre Sinne waren bis zum Zerbersten gespannt.
    „Syd? Ich stehe jetzt auf und verpasse dem Kerl eine Kugel“, antworteten meine Gedanken. Die KI schaute mich entgeistert an.
    „Du riskierst den Tod seiner Geisel…und deinen ebenfalls.“
    „Wenn ich nichts tue, sind wir alle tot!“
    Ich hatte keine Zeit mehr. Keine Zeit, mit der KI zu diskutieren. Die Sixton lud, als ich meinen Finger auf den Abzug legte. Binnen Bruchteilen von Sekunden hatte ich mein Targeting-System aktiviert. Ich wusste natürlich nicht, ob es funktionierte. Es konnte sein, dass der Kerl mich zuerst umlegte, wenn ich mich mit meiner Waffe erhob. Aber wir hatten keine andere Chance. In dem Augenblick, in dem die Zeit für Debrecen ablief, würden die Soldaten mit ihren Frontgeschützten das Feuer auf den Rover eröffnen. Denen war es egal, wie viele Opfer es dabei gäbe. Debrecen hatte sie angegriffen. Und griff man einen von ihnen an, griff man alle an. So tickten Soldaten nun mal. Überall und zu jeder Zeit. Denn wo ein Angreifer war, gab es auch noch mehr. Die Jungs da draußen waren auf feindlichem, unbekanntem Territorium. Die konnten nichts riskieren. Ob sie Zivilisten beseitigten mussten, spielte keine Rolle. Es galt alleine der Selbstschutz, der jeden hier im Rover umbrächte, wenn ich nichts unternahm.
    20 Sekunden!
    Die Anzeige meines Nano-Bosses schrie mich in roten Ziffern an. Ich visierte Debrecen an und umfasste den Griff meiner Waffe. Ich hielt kurz Blickkontakt mit Sydney und schnellte dann hoch. Ich zielte auf Debrecen und bevor dieser seine Waffe in meine Richtung reißen konnte, traf ihn meine Kugel mitten auf der Stirn. Blut und Hirnmasse spritzten aus seinem Hinterkopf und sprenkelten die Scheibe des Rovers. Die Passagiere schrien panisch und die blonde Geisel sackte ohnmächtig zusammen. Fast im selben Augenblick, in dem der Körper des Sturmtrupplers auf dem Boden aufschlug, sprang der Fahrer des Rovers aus seinem Sitz und hechtete mit erhobenen Armen durch die Tür nach draußen.
    „Nicht schießen!“, rief er den Soldaten zu. „Der Schütze ist tot! Wir…“
    Weiter kam er nicht, denn ein entsetzlicher Kugelhagel aus den Gewehren der UDS-Soldaten prasselte auf den armen Mann nieder und riss seinen Körper in Fetzen. Die übrigen Passagiere gingen hinter ihren Sitzen in Deckung, seltsamerweise schrie nun niemand mehr. Die Angst dieser Menschen lähmte sie. Und auch ich brauchte eine kurze Zeit, um zu registrieren, was da gerade passiert war.
    Ich riss meine Blicke herum und starrte aus den Sichtfenstern, als die ersten Geschosse auf der Scheibe zerplatzten. Kleine Glassplitter flogen umher, trotz dass das dicke Panzerglas einiges an Feuer abwehren konnte.
    „Ark! Runter!“, schrie Sydney und zog mich am Ärmel zu sich runter, denn auch die KI hatte Deckung hinter ihrem Sitz gesucht. Wie ein tosendes Gewitter hagelten nun tausende von Gewehrkugeln auf die Außenhaut des Rovers ein. Es klirrte und schepperte, doch glücklicherweise kamen nur wenige Geschosse durch. Eines fand seinen Weg und durchschlug den Brustkorb eines älteren Mannes, der schräg gegenüber von uns Zuflucht unter seinem Sitz gesucht hatte.

Weitere Kostenlose Bücher