Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Netha-Chrome

Netha-Chrome

Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
Vom Netzwerk:
Benzinfeuerzeug auf, kramte ihre letzte Marlboro aus der Tasche und zündete sie an. Rauchen war im Schulgebäude strengstens untersagt, aber was kümmerte Jules das? Sie fragte sich sowieso langsam, wieso sie sich das alles noch antat. Schule! Sie war neunzehn und hatte ja wohl ein Recht zu schlafen wann, wie und wo auch immer sie wollte! Eigentlich war sie nur noch hier, weil Tante Yuki es so wollte. Nun gut, eigentlich war sie nicht ihre Tante. Sie wäre angesichts ihrer jugendlichen Schönheit auch nicht für ihre Tante durchgegangen. Zumindest nicht bei Menschen, die ein wenig Verstand besaßen. Für die Ämter aber reichte ihr Tante-Spiel allemal, sodass es keinen Ärger gab, weil beide unter einem Dach wohnten, seit Jules Eltern tot waren. Yuki war eigentlich nur eine alte Freundin der Familie, besser gesagt ihrer Eltern, und hatte Jules zu sich geholt, als diese zur Vollwaise wurde. Jules nannte sie seit frühester Kindheit an Tante, und nur schwer konnte sie es sich abgewöhnen. Doch langsam musste sie es, zumindest in der Öffentlichkeit. Denn inzwischen war Jules neunzehn und jemanden Tante zu nennen, der genauso alt aussah wie sie selbst, fänden manche Leute seltsam.
    „Hey Jules!“ Sie zuckte zusammen und verschluckte sich etwas am Rauch ihrer Zigarette, als eine ihr sehr vertraute, freundliche Stimme von hinten an ihr Ohr drang. Sie drehte auf dem Absatz ihrer schweren schwarzen Motorradstiefel um und blickte in zwei kaffeebraune Augen.
    „Hast du mich erschreckt“, keuchte sie und strich sich durch ihr pechschwarzes, kurzgeschnittenes Haar. Der dunkelhäutige Typ, der sich von hinten an sie herangeschlichen hatte, hob entschuldigend die Hände vor sich und grinste breit.
    „Sorry, wusste gar nicht, dass Frau Cool so schreckhaft ist.“ Jules schob sich die Zigarette in den Mundwinkel und wischte durch Geromes lockiges braunes Haar.
    „Ich geb` dir gleich Frau Cool, du Zottel!“
    „Zottel?“
    „Ja, Zottel-Gerome. Oder wie nennen dich die Achter?“ Gerome zog seine buschigen Augenbrauen herunter und verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Langsam hasse ich die Unsitte auf dieser Schule, jedem x-beliebigen Penner einen Spitznamen zu verpassen“, grummelte er und sein verstohlener Blick blieb an Jules Zigarette kleben. „Hast du auch eine für mich?“ Jules neigte den Kopf, nahm einen tiefen Zug, ließ die Zigarette dann auf den Boden fallen und zertrat sie.
    „Nööö…“
    „Manchmal bist du ein Biest, Jules.“ Sie lächelte breit und künstlich.
    „Ich weiß…“
    „Viel Spaß beim Luftschnappen“, wünschte er dann etwas eingeschnappt und trollte sich den Gang entlang.
    Gerome war zusammen mit Jules Freundin Nicki in der Parallelklasse. Er war cool, dass musste Jules zugeben. Dennoch behandelte sie ihn zumeist schlecht. Und er hatte ja auch irgendwie recht. Sie war ein Biest. Manchmal. Und manchmal mochte sie es auch ein Biest zu sein, denn es lag nun mal in ihrer Natur, ein Biest zu sein. Und schließlich hatte sie es sich ja nicht ausgesucht, einen Dämon in sich zu tragen, denn das war wirklich vererbt! Dieses Biest in sich hatte sie von ihrer Mutter, einem reinrassigen Dämon. Der machte ihr oft genug das Leben schwer, half ihr aber natürlich auch manchmal, sich von Menschen zu distanzieren, von denen sie überzeugt war, dass eine gewisse Distanz doch gar nicht so schlecht sei. Wie zu diesem Gerome. Er mochte sie, dass hatte Jules von ihrer besten -und leider auch einzigen- Freundin Nicki erfahren. Jules allerdings konnte mit ihm nicht sonderlich viel anfangen.
    Der Pausengong dröhnte durch den Flur und ließ Jules zusammenzucken. Eine Pause von einer Pause tat ganz gut! Und jetzt durfte sie ja auch offiziell rauchen, wenn sie denn jemanden fände, der ihr eine Kippe sponserte.
    Der Schulhof füllte sich langsam. Die Raucher stapften in die Raucherecke, die Kiffer bezogen ihr Lager genau gegenüber und bauten ihre Tüten im Schutze einer großen, tausendjährigen und stolzen Eiche, die dem ganzen Schulhof Schatten spendete. Die restliche Schülerschar des Städtischen Frankfurter Gymnasiums verteilte sich ebenfalls auf dem Gelände. Jules stand eine kurze Zeit noch etwas unentschlossen da und sondierte ihre Ziele. Joint schnorren bei den Kiffern, oder es bei einer normalen Zigarette belassen? Sich während der Schulzeit die Sinne mit Gras zu benebeln half ziemlich gut, den langweiligen Unterricht hinter sich zu bringen. Es konnte einen aber auch in Schwierigkeiten

Weitere Kostenlose Bücher