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Netha-Chrome

Netha-Chrome

Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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erwartet.
    „Ich meine, hat es sich gut angefühlt? Hat es sich richtig angefühlt? Haben Sie…irgendetwas…empfunden?“ Ich hatte keine Ahnung, wie ich es ausdrücken sollte. Wie konnte ich ihr erklären, wie sich ein Kuss anfühlen musste? Was er bewirken sollte um sich richtig anzufühlen?
    „Ich empfand es als…“ Sie stockte und schien die richtigen Worte zu suchen. „Sehr angenehm. Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich ihn genossen. Bedeutet das also, dass es sich richtig angefühlt hat?“
    „Ich schätze schon“, murmelte ich. Sydney legte ein seichtes Lächeln auf.
    „Dann war es richtig.“ Das war keine Frage sondern eine Feststellung. Ich schüttelte langsam den Kopf und beschloss, es dennoch als Frage zu betrachten.
    „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Wir sind Partner, Sydney. Ich bin ein Mensch, Sie sind eine künstliche Intelligenz. Das Protektorat hat solche Beziehungen nicht umsonst verboten. Menschen und Maschinen sollten nicht in einer Beziehung leben. Schon alleine deshalb nicht, weil aus solchen Beziehungen keine Kinder entstehen können, die den Fortbestand der Marsianer sichern.“
    „Ich verstehe“, sagte Sydney leise und senkte ihre Blicke, als sei sie enttäuscht und traurig ob meiner Reaktion. „Sie haben KIs noch nie sonderlich gemocht. Aber ich verstehe dann nicht, wieso Sie das Risiko einer Verhaftung eingegangen sind und eine solche Form der Zuneigungsbekundung gewählt haben.“
    Ich kaute auf meiner Lippe herum. Darauf wusste ich nichts zu sagen. Ich musste mir dessen selbst erst einmal klar werden.
    „Wir sollten das Ganze einfach vergessen“, sagte ich dann und schaute die KI durchdringend an. „Wir müssen das Ganze vergessen.“
    „Vergessen? Ich habe meine Erinnerungen gerade erst wieder reorganisiert.“
    „Das sagt man doch nur so, Sydney“, schmunzelte ich, obwohl es mir schwerfiel. „Ich meine damit, dass wir einfach so tun, als wäre es nicht passiert. Wir tun so, als hätte es diesen Kuss nie gegeben. Das ist nur zu unserem Besten.“
    Ich schluckte hart als ich bemerkte, wie schwierig das werden würde. Eigentlich wollte ich gar nicht vergessen. Ich wollte herausfinden, was an den tief verborgenen Gefühlen dran war. Ich wollte mir klar darüber werden, ob ich tatsächlich etwas für Sydney empfand. Aber ich wusste, dass ich mich dadurch auf gefährlich dünnes Eis wagte. Die Bruchstücke meiner Erinnerung verrieten mir, dass ich vor Agenten der MDA eine Dekrets-Verletzung begangen hatte, indem ich Sydney geküsst hatte. Die marsianische Obrigkeit verstand in solchen Dingen absolut keinen Spaß. Ich schien also mächtig Glück gehabt zu haben, dass ich noch hier war, anstatt irgendwo in einem Hochsicherheits-Weltraumknast zu verrotten.
    Die KI schaute mich an. Ihre Augen glänzten. Sie wollte etwas sagen, verkniff es sich dann aber und nickte nur.
    „In Ordnung. Wir vergessen es. Sie haben Recht. Wir würden damit gegen ein Protektorats-Dekret verstoßen.“
    Wieso nur hatte ich das Gefühl, dass sie enttäuscht darüber war? Früher wäre diese KI die erste gewesen, die mich auf die Illegalität dieses Kusses aufmerksam gemacht hätte. Und jetzt schien es so, als wäre sie sofort bereit, gegen das neueste Protektorats-Dekret zu verstoßen. Was ging also in diesem Moment in Sydney vor sich? Ich hätte alles dafür gegeben, in sie hineinzuschauen und zu verstehen, wie diese ganz besondere KI tickte. Wie sie damit umging und was sie darüber dachte. Waren in ihr vielleicht ebenfalls Gefühle gewachsen, die sie genauso wenig deuten konnte wie ich?
    „Gut“, sagte ich und atmete tief durch. „Dann sollten wir uns jetzt auf unseren Fall konzentrieren.“ Die Agentin nickte erneut, und wir setzten unseren Weg nach draußen fort.
    „Das dürfte diesmal nicht leicht werden. Wir haben keine Anhaltspunkte oder eine Spur, die wir aufnehmen könnten. Nur ein Video. Das ist nicht viel.“
    „Sie haben recht, viel können wir damit wirklich nicht anfangen. Aber es zeigt uns zumindest einen Anfang. Dieser Omega-Typ gehört Netha-Chrome an. Dem MSS ist nicht zufällig bekannt, wo diese Typen hausen?“ Sydney schüttelte den Kopf. Auf diese Frage hatte ich auch keine Antwort erwartet. Wenn der MSS etwas wüsste, hätte man Sydney und mich nicht hinzugezogen, sondern wäre gleich mit einem Sondereinsatzkommando losgaloppiert, um den Kerlen den Garaus zu machen.
    „Nein. Das MSS weiß im Grunde genommen überhaupt nichts über Netha-Chrome.“
    „Nicht einmal

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