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Netha-Chrome

Netha-Chrome

Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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oder so nicht von den Ermittlungen ausschließen, auch wenn ich es gerne wollte. Das Protektorat will, dass ich die besten Leute auf den Fall ansetze, und Sie sind nun mal der beste Tracer, der hier herumläuft.“ Ich verneigte mich vor ihm.
    „Danke für die Blumen.“
    „Nach alledem, was Sie verzapft haben, wird es nicht leicht, sie weiterhin ermitteln zu lassen. Laut Gesetz müsste ich Ihre Tracer-Lizenz für mindestens ein Jahr einbehalten. Aber das kann ich nicht tun. Die Regierung will so schnell wie möglich Ergebnisse sehen. Zumal dieser Scheißkerl damit gedroht hat, den Stream ein zweites Mal lahmzulegen, wenn seine Forderungen nicht erfüllt werden.“
    „In achtundvierzig Stunden“, murmelte ich. „Wir haben nicht viel Zeit, um einen erneuten Blackout zu verhindern.“
    „Sie sind ja heute genauso schlau wie Ihre Partnerin“, zischte der First Agent.
    „Das hat sie von mir“, entgegnete ich mit aufgesetztem Lächeln.
    „Sehen Sie sich das Video von mir aus nochmal an“, schnaufte Catanzano und befahl der Büro-KI, das Bekenner-Video mittels Holo-Board abzuspielen. Über seinem Schreibtisch erschien nun die schwarze Silhouette dieses Omegas. Anders als auf den Werbeboards konnte ich hier sehr viel mehr Einzelheiten erkennen. Er hatte sein Erscheinungsbild geschwärzt, aber irgendetwas war daran seltsam. Die Ränder waren merkwürdig ausgefranst und es schien, als hätte sich da jemand nicht allzu viel Mühe gegeben. Ich neigte den Kopf und schaute den First Agent an.
    „Ist das Video fehlerhaft?“, fragte ich und deutete auf die ausgefransten Ränder des Geschwärzten.
    „Nein, dieser Typ hat das alles anscheinend gänzlich ohne die Hilfe von Computern getan.“ Ich hob eine Augenbraue.
    „Ohne die Hilfe von Computern?“
    „Unsere Leute aus der Bildbearbeitungsabteilung haben sich das Video bereits vorgenommen. Sie haben versucht, die Bildebenen zu zerlegen und so an die wahre Gestalt des Bekenners zu kommen. Ohne Erfolg. Und auch die Synth-Stimme wurde nicht am Computer bearbeitet. Wir vermuten, dass er es mit einem altmodischen, analogen Gerät verzerrt hat. Der Scheißkerl scheint genauso skrupellos wie clever zu sein. Wir haben absolut keine Möglichkeit, irgendetwas aus diesem Video herauszufiltern.“
    Ich brummte missmutig.
    „Eine Hacker-Gemeinde, die ein Bekenner-Video dreht, das nicht mit Hilfe eines Computers entstanden ist? Finden Sie das nicht merkwürdig?“
    „Nein, nur ziemlich clever“, knurrte Catanzano. „Deshalb brauche ich noch cleverere Agenten. Und zurzeit habe ich da leider nicht viel Auswahl. Unsere Abteilung besteht aus einer Notbesetzung, die wenigen Agenten, die noch einigermaßen klar denken können, musste ich auf die Straße schicken, um die Ordnung wieder herzustellen. Ich habe denen das gesagt, aber sie wollten unbedingt, dass sich unsere Abteilung damit rumärgert. Als gäbe es nicht genug MSS-Abteilungen, die das erledigen könnten!“
    Ich verstand zwar immer noch nicht, wieso nur die Abteilung für Cyberkriminalität ermitteln sollte, immerhin handelte es sich bewiesenermaßen um einen außergewöhnlichen und systemweiten Anschlag. Aber ich hatte die marsianische Bürokratie ohnehin noch nie verstanden. Der Anschlag ging auf das Konto der Hacker, und somit viel das in unseren Bereich. Und bei Zuständigkeiten zogen die Behörden sehr gerne ganz dicke, rote Linien. Egal, wie außergewöhnlich die Vorkommnisse waren und wie notwendig es momentan wäre, dass sich alle Abteilungen an den Ermittlungen beteiligten.
    „Na ja, Sie haben sehr clevere und fähige Leute“, grinste ich und streckte die Arme aus.
    „Eine KI und ein krimineller Tracer ohne Gedächtnis? Toll! Das sind wunderbare Aussichten.“
    „Wenn wir Ihnen nicht gut genug sind, können wir auch wieder gehen“, antwortete ich. Catanzano warf die Hände in die Luft.
    „Nein, so habe ich das nicht gemeint. Sie sind momentan die einzigen Agents, die ich überhaupt darauf ansetzen kann. Zudem bin ich der leisen Hoffnung, dass dieser Kerl die Wahrheit gesagt hat und sie diese Amnesie wirklich nicht hervorrufen wollten und etwas dagegen unternehmen.“ Hört, hört. Der misanthropische Choleriker suchte die guten Absichten eines anscheinend völlig durchgeknallten Hacker-Terroristen. Verzweiflung?
    „Das bezweifle ich“, warf Sydney kühl ein und sprach mir damit aus der Seele. „Ich könnte mir vorstellen, dass Netha-Chrome in der Lage ist, temporär gelöschte Dateien auf den

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