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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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schlimm genug, dass sich zwei Menschen so kaltherzig und distanziert anreden, nur weil sie sich über ihre Gefühle zueinander nicht klar werden können.“ Mir entglitten fast sämtliche Gesichtszüge als ich bemerkte, dass er damit Sydney und mich meinte. Ich schaute meine Partnerin an, und auch die schien zu verstehen.
    „Ich bin kein Mensch“, begann die KI und hob ihre Hände. „Außerdem hegen wir keine…“ Die Digitale Intelligenz begann zu lachen.
    „Ach, Sydney. Du brauchst deine Gefühle für Arkansas nicht zu leugnen. Nicht hier. Hier seid ihr beiden unter Freunden und vor Repressalien des Protektorates sicher. Und was das Menschsein anbelangt: Ist das nicht alleine eine Frage der Definition? Ist der Besitz eines Körpers aus Fleisch und Blut wirklich die Grundvorrausetzung dafür, sich Mensch nennen zu dürfen? Oder ist es der intelligente Geist, der Emotionen hervorruft? Definiert sich das Menschsein vielleicht nicht nur alleine durch den freien Geist, der in jemandem steckt? Du bezeichnest dich immer noch als Maschine. Aber kann eine Maschine wirklich Gefühle empfinden? Kann sie jemanden lieben, so wie du es tust? Ich denke nicht. In dir steckt mehr Menschlichkeit als in den Unmenschen, die sich brüsten, sich einzig und alleine Mensch nennen zu dürfen. Nichts für ungut, Arkansas.“ Ich sah die Gestalt an und lächelte müde.
    „Falls du vorhattest, mich in irgendeiner Art und Weise zu beleidigen, musst du schon etwas früher aufstehen, Bürschchen.“ Abgesehen davon hatte ich eh nur die Hälfte von dem, was der Kerl gerade gesagt hatte, so richtig verstanden.
    „Nein. Es lag nicht in meiner Absicht, dich zu beleidigen. Du bist ein guter Mensch, Arkansas Johnston, auch wenn du es nicht immer wahrhaben willst. Deine Gefühle für Sydney sind ehrlich und rein, das kann ich sehen. Genauso ehrlich und rein wie Sydneys Gefühle für dich. Nun müsst ihr beide euch nur noch von den Fesseln des eindimensionalen Denkens losmachen.“
    Ich konnte aus den Augenwinkeln erkennen, wie Sydney tatsächlich leicht errötete. Und auch wenn ich vielleicht immer noch ein wenig skeptisch darüber war, ob sie Liebe genauso empfinden konnte wie ein Mensch, Scham empfand sie auf jeden Fall. War es denn dann tatsächlich so abwegig, dass sich diese KI in mich verguckt hatte? Ich empfand etwas für sie, das war mir inzwischen bewusst. Und ich hätte es mir selbst sofort eingestanden, aber die Unsicherheit darüber, ob sie ebenfalls so empfinden konnte, hatte mich bislang zurückgehalten. Und damit meine ich nicht das Abspulen irgendwelcher vorgegebenen Standardreaktionen. Wenn sie empfand, wenn sie in der Lage war zu lieben, wie definierte sie es?
    Ich schaute Sydney an, die etwas beschämt zu Boden sah und nicht zu wissen schien, wie sie darauf reagieren sollte. Ich hätte in diesem Moment weiß Gott was dafür gegeben, in sie hineinschauen und verstehen zu können, was gerade in ihr ablief. Wie es ablief.
    Um diese, für Sydney wie auch für mich, etwas peinliche Nummer nicht unnötig in die Länge zu ziehen beschloss ich, die Sache zu intervenieren.
    „Also schön, äh, Omega-Theta wie auch immer. Könnten wir jetzt mit diesem Esoterik-Gequatsche aufhören? Mir wird das nämlich langsam zu bunt. Ich will Antworten! Was machen wir hier, was ist mit uns passiert und wo zum Henker steckt Toluca?“
    Die Digitale Intelligenz breitete entschuldigend ihre Arme aus. „Ich bin abgeschweift, tut mir leid.“
    „Ja, ziemlich weit sogar“, knurrte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Omega-Theta lächelte.
    „Ich hatte ja keine Ahnung, dass Ihnen dieses Thema peinlich ist.“ Ich entließ die angestaute Luft aus meinen Lungen.
    „Ist es nicht!“, log ich. „Aber ich denke, Sydney und ich haben eine Erklärung für das Ganze hier verdient. Und keine Analyse unserer Gefühle füreinander. Wenn ich Analysen über meine Gedanken oder Gefühle wünsche, suche ich einen Psychologen auf!“
    „Du hast Recht. Wir haben euch ja schließlich zu einem ganz anderen Zweck hierhergeholt. Und ich bin erfreut darüber, dass es funktioniert hat.“
    „Was hat funktioniert?“, fragte Sydney.
    „Ich habe euch mit Hilfe eines Erasers von einem sehr hinterlistigen Manipulations-Programm befreit. Eure Gedanken sind nun frei. Ihr seid frei!“
    Omega schaute uns an. Ich runzelte die Stirn und wartete darauf, dass er fortfuhr und seine knappe Erklärung erklärte, denn Sinn ergab das für mich nicht. Als er aber keinerlei

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