Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Netha-Chrome

Netha-Chrome

Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
Vom Netzwerk:
Bei ihm hatte man ohnehin noch nie wirklich gewusst, wo er stand. Mal war er für die MDA im Einsatz, mal für den MSS. Der Kerl war die Wanderhure der marsianischen Agentenwelt.
    „Sie hatten ihre Chance, Washington“, knurrte ich ihn an. „Sie hatten damals die Chance, mit uns zu kommen und alles zu erklären. Jetzt ist es ein wenig spät, finden Sie nicht?“
    „Ich denke, dass der Zeitpunkt genau richtig ist“, erwiderte er.
    „Nachdem Sie auch das letzte bisschen Vertrauen in Sie verschenkt haben? Also ich finde den Zeitpunkt mehr als mies! Damals hätte ich Ihnen vielleicht noch irgendetwas geglaubt. Aber jetzt?“
    „Ich konnte Ihnen damals im Hotel nicht alles erklären. Ich…“ Er stockte und schluckte hörbar. „Ich habe damals einen Fehler gemacht, der mich fast den Kopf gekostet hat. Die Terraner wollten Asharow um jeden Preis haben, doch das habe ich mit meiner eigenmächtigen Handlung verhindert und somit das Vertrauen der Terraner in uns mächtig in den Sand gesetzt. Glauben Sie mir, hätte ich die Möglichkeit gehabt, Ihnen damals alles zu erklären, hätte ich es getan. Aber es ging nicht. Doch jetzt bin der Meinung, dass wir langsam reinen Tisch machen müssen. Sie waren ein sehr guter Soldat und ein noch besserer Sergeant. Wir brauchen jemanden wie Sie auf unserer Seite, wenn es losgeht. Deshalb haben wir Sie hierhergeholt. Wir mussten Ihnen die Augen für die Wahrheit öffnen.“
    Ich ruderte vollkommen verwirrt mit den Armen in der Luft. Es war zwar schön anzuhören, dass der Kerl mit sich selbst und seinen Taten haderte, aber erkenntnisreich war das nicht. Im Gegenteil.
    „Also, warten Sie mal! Moment! Könnten wir mal am Anfang anfangen und nicht irgendwo in der Mitte?“
    Washington holte leise Luft.
    „Gut, also alles auf Anfang“, sagte der Agent und lächelte gequält. „Omega-Theta hat Sie und Sydney von einem Programm befreit, dass…“
    „Kenn ich schon“, unterbrach ich ihn schroff. „Verstehe ich zwar immer noch nicht ganz, aber egal. Weiter!“
    „Sie fragen sich, wie das alles zusammenhängt? Dazu muss ich weit ausholen.“
    „Nur zu“, sagte ich und breitete die Arme aus. „Wie Sie sehen, haben wir momentan nichts anderes vor. Oder Sydney, haben wir was anderes vor?“
    „Nein. Ich habe alle unsere Termine bis auf weiteres abgesagt.“
    „Ich liebe diesen KI-Humor“, lächelte ich, ohne meine fordernden Blicke vom Agenten abzuwenden. „Also, fangen Sie an, Washington! Wo zum Henker sind wir hier und was führt ihr MDA-Jungs jetzt wieder im Schilde?“
    Washington verschränkte die Arme hinter dem Rücken und begann, durch den kleinen Raum zu tigern wie ein Professor in einem Hörsaal.
    „Sie befinden sich momentan in einem unterirdischen und weit verzweigten Kellersystem, der von Red Stone kontrolliert wird, einer Widerstandsbewegung, die sich dem Kampf gegen das Protektorat und seinem Unrechtssystem verschrieben hat.“
    „ Red Stone ?“, fragte ich verwirrt. „Den Namen habe ich noch nie gehört.“
    „Der ist auch ziemlich neu“, antwortete Washington mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. „Wir fanden es einfach nicht passend, uns weiterhin Marsian Defense Agency zu nennen. Zumal die Agency nach dem Blackout wohl endgültig zerschlagen wird. Das Protektorat hat unser zweigleisiges Spiel leider durchschaut und versucht nun mit allen Mitteln, uns abzusägen. Ich kann mir vorstellen, dass sie der Öffentlichkeit bereits irgendwelche erfundenen Beweise für unsere Mittäterschaft am Blackout präsentiert haben. Aber…“
    „Moment“, unterbrach ich ihn und die folgenden Worte platzten unter schwer zu unterdrückendem Gelächter heraus. „Die MDA soll eine Resistance-Bewegung sein?“
    „Ja…“
    „Seit wann?“, wollte ich ungläubig wissen.
    „Schon seit längerer Zeit.“
    „Ich lach mich tot“, gab ich trocken zurück. Washington legte einen nur schwer zu deutenden Gesichtsausdruck auf.
    „Sie glauben mir nicht?“ Das klang mehr nach einer Feststellung als nach einer Frage. Langsam musste ich wirklich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen.
    „Interpretieren Sie diesen Spruch, wie Sie wollen. Deuten Sie Ihn von mir aus als ein ‚Ich glaube Ihnen kein Wort’. Oder als ‚Lecken Sie mich am Arsch’. Das bleibt ganz Ihnen überlassen.“
    „Arkansas“, sagte Washington ruhig. „Denken Sie doch mal nach. Lassen Sie mal alles revuepassieren, was Sie bislang in Erfahrung gebracht haben. Nach dem Ressourcenkrieg wurden wir

Weitere Kostenlose Bücher