Netzwerk des Boesen
regnen begann, sagte Regan zu Fahy: »Und, was jetzt? Zurück nach China Wharf?«
»Vergiss es«, meinte Fahy. »Wir schauen uns noch einmal bei diesem Roper um. Ich bin es leid, nur herum zuhängen und Däumchen zu drehen. Wer weiß, vielleicht tut sich ja was.«
»Okay, ich bin dabei. Sollen wir zuerst Dermot und Tod Bescheid sagen?«
»Damit wir uns wieder einen Anschiss einhandeln?«
»Stimmt auch wieder. Also, dann mal los.« Regan trat an die Bordsteinkante und winkte einem Taxi.
Zur selben Zeit saß Roper am Regency Square immer noch vor seinen Computermonitoren, als sein Handy klingelte.
»Ich bin’s, Sean. Wie geht’s?«
»Ich bin müde, überanstrengt und hocke schon seit ei ner Ewigkeit vor diesem verfluchten Kasten. Ich brauche eine Pause«, stöhnte Roper.
»Wie wär’s, wenn ich vorbeikomme, und wir gehen zu sammen auf ein Bier?«
»Das hört sich gut an.«
Roper, der sich sofort ein wenig besser fühlte, angelte in seiner Hosentasche nach einem Päckchen Zigaretten und musste feststellen, dass die Packung leer war. Er fluch te genervt. Nach seinen schrecklichen Verletzungen hat ten ihn eine ganze Menge Drogen am Leben erhalten, und Tabak war seine Hauptstütze geworden. So ging es vielen Soldaten in seiner Situation, und die Sucht hatte ihn fest im Griff. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich an der Ecke Zigaretten zu holen.
Er rollte zur Haustür, öffnete sie und merkte erst jetzt, dass es regnete. Missmutig nahm er den Schirm aus dem Schirmständer in der Halle, drückte einen der Knöpfe an seinem Rollstuhl, der die Tür elektronisch hinter ihm schloss, fuhr die Rampe hinunter auf den Gehsteig und spannte den Schirm auf. Ihm war, als segelte er, seltsam erfrischt, den Bürgersteig entlang zu dem kleinen Laden an der Ecke, wo Mr. Khan eigens für ihn vor einer der beiden Türen eine Rampe hatte installieren lassen, um ihm seine Einkäufe zu erleichtern.
Mr. Khan, ein großer, bärtiger Araber mit einem brei ten Lächeln und einem ausgeprägten Cockney-Akzent, begrüßte Roper herzlich. »Was ist Ihnen denn heute aus gegangen, Major?«
»Zigaretten«, sagte Roper. »Die alten Sargnägel. Ich nehme gleich eine ganze Stange.«
»Vielleicht sollten Sie versuchen, das Rauchen sein zu lassen«, schlug Khan vor, während er die Zigaretten aus dem Regal zog und Ropers Geld entgegennahm.
»Um länger zu leben, meinen Sie, in meinem Zu stand?« Roper verstaute die Stange Zigaretten in einer Seitentasche des Rollstuhls. »Das bringt doch nichts.«
Khan lächelte unverdrossen weiter, denn er mochte Roper irgendwie. »Aber, aber, Major, so trübselig zu sein, das sieht Ihnen gar nicht ähnlich.«
»Da haben Sie Recht. Ab jetzt werde ich den Herrn Fröhlich mimen.«
Während er mit seinem Rollstuhl umdrehte, fiel Khan ein: »Ach, heute Vormittag war ein Mann hier, der mich fragte, ob ich wüsste, wo Sie wohnen.«
»Tatsächlich?«
»So ein irischer Kauz. Ulster, würde ich sagen, wissen Sie, was ich meine? Die haben irgendwie einen besonde ren Akzent, nicht wahr?«
Roper, seit zwanzig Jahren Veteran der irischen Ausei nandersetzungen und damals der beste Bombenentschär fer, gefror das Lächeln im Gesicht. »Das stimmt, ja. Was wollte er denn von mir?«
»Hat er nicht gesagt. Wollte nur wissen, ob ich Sie kenne. Das Komische ist nur, dass ich ihn vor nicht allzu langer Zeit schon einmal hier mit einem anderen Mann gesehen habe. Und der klang, als käme er aus der gleichen Ecke.«
»Danke«, sagte Roper. »Ich werde die Augen offen halten.«
Er rollte hinaus auf den Gehsteig, spannte seinen Schirm auf und holte ein Handy aus der Jackentasche, um Dillon anzurufen.
»Wo bist du?«
»Schon auf dem Weg zu dir, in einem Taxi. Lausiger Verkehr.«
»Ich wollte dir nur sagen, dass ich ein Problem haben könnte. Mein freundlicher Ladenbesitzer hier an der Ecke Mr. Khan, du kennst ihn, hat mir gerade erzählt, dass man sich nach mir erkundigt hat.«
»Und wer soll das gewesen sein?«
»Zwei Männer, nordirischer Akzent. Ich habe da einige Spuren hinterlassen, Sean.«
»Wo bist du jetzt?«
»Draußen auf der Straße, auf dem Heimweg.«
»Bleib ganz ruhig und geh hinein. Ich werde in zehn Minuten bei dir sein. Bist du bewaffnet?«
»Natürlich.«
»Guter Mann.«
Roper beendete das Gespräch und rollte den Gehsteig
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