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Neubeginn in Virgin River

Neubeginn in Virgin River

Titel: Neubeginn in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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wieder hinter die Theke, und Mel sah ihm über die Schulter nach. Leise schien er kurz mit dem jungen Mann zu sprechen, der sie weiterhin anstarrte. Sein Sohn, vermutete Mel.
    „Ich weiß gar nicht, warum Sie so bissig sind“, sagte Mrs. McCrea. „Bei unserem Telefonat habe ich davon nichts bemerkt.“ Sie griff in ihre Tasche und zog Zigaretten heraus, schüttelte eine aus der Packung und steckte sie an. Daher also die raue Stimme, dachte Mel.
    „Müssen Sie jetzt rauchen?“, fragte sie vorwurfsvoll.
    „Unglücklicherweise ja“, antwortete Mrs. McCrea und nahm einen tiefen Zug.
    Frustriert schüttelte Mel den Kopf und hielt den Mund. Es war alles klar. Morgen früh würde sie wieder abreisen und diese Nacht wohl im Auto verbringen müssen. Warum sollte sie alles noch schlimmer machen, indem sie sich ständig beklagte? Hope McCrea dürfte die Botschaft inzwischen verstanden haben. Also widmete sie sich wieder dem köstlichen Eintopf und nippte an dem Brandy. Als ihr Magen voll und ihr Kopf ein wenig leichter geworden war, fühlte sie sich auch wieder etwas zuversichtlicher. Nun gut, dachte sie. Das ist schon besser. Ich werde die Nacht in dieser Bruchbude schon überleben. Weiß Gott, ich habe Schlimmeres hinter mir.
    Neun Monate war es jetzt her, dass ihr Mann Mark nach einer langen Nachtschicht auf der Unfallstation noch an einem Laden angehalten hatte, der Tag und Nacht geöffnet war. Er wollte Milch für sein Müsli kaufen. Was er erhielt, waren drei Kugeln aus kurzer Distanz in die Brust. Er war sofort tot. In einem Laden, wo er und Mel mindestens dreimal die Woche einkaufen gingen, war er in einen Raubüberfall geraten. Das hatte innerhalb von Sekunden das Leben beendet, das sie liebte.
    Im Vergleich dazu war es gar nichts, eine regenreiche Nacht im Auto zu verbringen.
    Jack brachte Miss Monroe einen zweiten Remy Martin. Eine weitere Schale Eintopf lehnte sie jedoch ab. Er blieb hinter der Theke, während sie aß, trank und Hope anzufunkeln schien, als sie rauchte. Er musste schmunzeln. Das Mädchen hatte Temperament. Und nicht nur das, sie sah auch klasse aus. Zierlich, blond, strahlend blaue Augen, ein kleiner herzförmiger Mund. Und in den Jeans ein Hintern, der einfach bewundernswert war. Nachdem die Frauen gegangen waren, sagte er zu Doc Mullins: „Herzlichen Dank. Du hättest ruhig etwas freundlicher zu dem Mädchen sein können. Hier gab’s nichts Hübsches mehr zu sehen, seit letzten Herbst Bradleys alter Golden Retriever gestorben ist.“
    „Hmm“, sagte der Arzt.
    Ricky kam hinter die Theke und stellte sich neben Jack. „Genau“, stimmte er aus vollem Herzen zu. „Mein Gott, Doc. Was ist denn mit Ihnen los? Könnten Sie nicht gelegentlich auch mal an andere denken?“
    „Komm wieder runter, Junge.“ Jack lachte und legte ihm einen Arm um die Schultern. „Sie spielt nicht in deiner Liga.“
    „Ach ja? In deiner aber auch nicht.“ Rick grinste.
    „Du kannst gehen, wenn du willst“, sagte Jack. „Heute Nacht wird wohl niemand mehr ausgehen. Und nimm deiner Großmutter etwas von dem Eintopf mit.“
    „Ja gut. Danke. Bis morgen.“
    Nachdem Rick gegangen war, beugte sich Jack zu Doc hinunter und sagte: „Wenn du ein wenig Hilfe hättest, könntest du doch öfter angeln gehen.“
    „Ich brauche keine Hilfe, danke“, war die knappe Antwort.
    „Ach, jetzt kommt das schon wieder“, sagte Jack mit einem Lächeln. Alle Vorschläge, die Hope gemacht hatte, um Doc ein wenig zu entlasten, hatte er hartnäckig abgelehnt. Gut möglich, dass Doc der sturste Dickkopf im ganzen Ort war. Obendrein war er alt, litt an Arthritis und schien jedes Jahr ein wenig langsamer zu werden.
    „Gib mir noch einen“, forderte der Arzt.
    „Ich dachte, wir hätten da eine Abmachung“, sagte Jack.
    „Dann eben einen Halben. Dieser verdammte Regen bringt mich noch um. Mir ist kalt bis auf die Knochen.“ Er sah zu Jack hoch. „Ich hab dieses leichtsinnige Mädchen im strömenden Regen aus dem Graben gezogen.“
    „Ich bezweifle, dass sie leichtsinnig ist“, sagte Jack. „So viel Glück habe ich nie.“ Jack hielt die Flasche mit dem Bourbon über das Glas des alten Mannes und schenkte ihm einen Schluck ein. Dann stellte er die Flasche aber wieder ins Regal zurück. Er achtete immer darauf, wie viel Doc trank, denn wenn er es nicht tat, könnte es leicht ein wenig überhand nehmen. Auch hatte er keine Lust, in den Regen hinauszugehen, um sicherzustellen, dass Doc heil über die Straße kam. Bei sich zu

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