Neubeginn in Virgin River
Kopf.
„Aber sie sieht mir die ganze Zeit auf den Hosenschlitz.“
Sie kicherte. „Jedenfalls nicht alles“, lenkte sie ein. „Die schönsten Sachen habe ich für mich behalten.“
„Ist es dir gut gegangen?“, erkundigte er sich besorgt. „Keine weiteren Tränen?“
„Alles bestens.“ Sie lächelte.
„Ich vermisse dich schon jetzt, Mel.“
„Es waren doch nur zwei Tage …“
„Ich habe dich schon nach zwei Stunden vermisst.“
„Du wirst mir wohl eine Menge Ärger machen, was? Anspruchsvoll, imposant, unersättlich …“
Seine Antwort war ein heißer Kuss, mit dem er ihren Mund verschloss. Gerne gab sie ihm nach und zog ihn eng an sich. Ah, dachte sie. So ein wunderbarer, starker, aufregender Mann. Am liebsten hätte sie nie mit dem Küssen aufgehört, aber schlussendlich löste Jack sich von ihr.
„Ich muss gehen“, sagte er mit heiserer Stimme. „Entweder das, oder ich schleppe dich in den Wald.“
„Weißt du was, Jack? Mir gefällt es hier immer besser.“
Er gab ihr einen Kuss. „Deine Schwester ist prima.“ Er gab ihr noch einen. „Sieh zu, dass du sie loswirst.“ Damit gab er ihr einen Klaps auf den Hintern, drehte sich um und ging zu seinem Truck.
An der Fahrertür wandte er sich noch einmal um und schaute Mel an. Er stand lange dort. Dann hob er langsam die Hand zum Abschied. Und Mel winkte zurück.
Am nächsten Morgen fegte Jack gerade die Veranda, als er sah, wie Mel und Joey aus Does Haus kamen und sich neben Joeys Wagen umarmten. Dann ging Mel ins Haus zurück, und zu seiner Überraschung kam Joey zur Bar herüber.
„Ich fahre wieder nach Hause“, teilte sie ihm mit. Seit dem gestrigen Abend duzten sie sich. „Ich dachte ich könnte dich noch um einen Kaffee bitten, bevor ich losfahre. Mel hat heute Morgen ein paar Patienten, sonst wäre sie mitgekommen. Wir haben uns bereits verabschiedet.“
„Ich spendiere dir auch gerne ein Frühstück“, bot er an.
„Danke, ich habe schon etwas gegessen. Aber deinen Kaffee wollte ich mir nicht entgehen lassen. Und ich wollte dich noch kurz sprechen und mich von dir verabschieden.“
„Kaffee kommt sofort“, sagte er, lehnte den Besen an die Wand und hielt ihr die Tür auf. Sie schwang sich auf einen Barhocker, und er ging hinter den Tresen an die Kaffeemaschine. „Es war schön, dich kennenzulernen, Joey Und dass wir ein wenig Zeit miteinander verbringen konnten.“
„Danke, gleichfalls. Vor allem aber möchte ich dir dafür danken, was du für Mel getan hast. Dass du dich um sie gekümmert und auf sie aufgepasst hast …“
Auch er schenkte sich einen Becher ein. „Ich glaube, du weißt – dass du mir dafür nicht danken musst. Es stand nicht in meiner Absicht, damit irgendjemandem einen Gefallen zu tun.“
„Das ist mir klar. Und doch … Nur dass du es weißt. Es ist für mich leichter, sie hier zurückzulassen und zu wissen, dass sie nicht ganz allein ist.“
Am liebsten hätte er ihr erzählt, dass er sich noch nie in seinem Leben so gefühlt hatte. Völlig entflammt, irrsinnig verliebt, bereit, eine Menge Risiken einzugehen, wenn Mel ihm nur eine einzige Chance gab. Er verkniff es sich aber und sagte nur: „Sie wird nicht allein sein. Ich werde die Dinge im Auge behalten.“
Joey trank ihren Kaffee in kleinen Schlucken und schien mit irgendetwas zu kämpfen. „Jack, es gibt da etwas, das du immer im Kopf behalten solltest. Nur weil die Krise jetzt überwunden scheint, bedeutet das noch nicht … Also, es könnte schon noch einiges auf sie zukommen, mit dem sie zu kämpfen haben wird.“
„Erzähl mir von ihm“, bat Jack.
Joey zuckte zusammen: „Wieso?“
„Weil es möglicherweise noch lange dauert, bis ich Mel nach ihm fragen kann. Und weil ich es gerne jetzt wüsste.“
Sie holte tief Luft. „Nun, du hast jedes Recht, dich nach Mark zu erkundigen. Wir alle haben ihn geliebt. Es war, als hätten wir einen Bruder verloren. Und wir haben seinen Tod nur deswegen verkraftet, weil wir nicht so zerbrechlich sind wie Mel.“
„Er muss ja ein toller Kerl gewesen sein.“
„Viel mehr als das.“ Sie nahm noch einen Schluck Kaffee. „Mark war achtunddreißig, als er starb, das heißt, er war zweiunddreißig, als er Mel kennenlernte. Sie sind sich im Krankenhaus begegnet. Er war der Chefarzt auf der Unfallstation und sie die Oberschwester der Spätschicht. Sie haben sich gleich ineinander verliebt, sind ein Jahr später zusammengezogen, haben nach einem weiteren Jahr geheiratet und waren dann
Weitere Kostenlose Bücher