Neubeginn in Virgin River

Titel: Neubeginn in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr

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vier Jahre lang verheiratet. Ich glaube, was Mark am meisten auszeichnete, war sein Mitgefühl für andere und sein Sinn für Humor. Er konnte jeden zum Lachen bringen. Und er war genau die Sorte Arzt, die man auf einer Notfallstation braucht, wenn Patienten und Angehörige mit viel Einfühlungsvermögen behandelt werden müssen. Unsere ganze Familie hat ihn sofort ins Herz geschlossen, und seine gesamte Belegschaft hat ihn verehrt.“
    Jack war sich nicht bewusst, dass er auf der Unterlippe kaute.
    „Ich könnte dir nicht sagen, worin er nicht perfekt war“, fuhr sie fort.
    „Ach bitte, streng dich an, Joey. Du würdest jemandem einen riesigen Gefallen tun, wenn du ein oder zwei Dinge erzählen könntest, die ihn etwas weniger perfekt erscheinen lassen.
    Sie lachte über ihn. „Also, dann lass mal sehen. Natürlich hat er Mel sehr geliebt und er war ein guter Ehemann, aber er hat immer gesagt, dass die Unfallstation seine erste Frau sei. Das ist bei Ärzten ja häufig der Fall. Und ich glaube auch nicht, dass es viel mehr war als eine leichte Irritation. Mel war schließlich Krankenschwester und wusste Bescheid. Dennoch haben sie wegen seiner langen Arbeitszeiten gestritten und darüber, dass er sogar dann ins Krankenhaus ging, wenn er gar keinen Dienst hatte. Es war auch vorgekommen, dass sie sich zum Essen oder zu einem Kinobesuch verabredet hatten und er dann nicht auftauchte. Oder dass er früher wegging und sie dann ein Taxi nach Hause nahm.“
    „Aber so ist das nun mal“, sagte Jack. Die Marines ließen ihre Familien zurück, um im Ausland für ihr Land zu arbeiten. Während ein Teil von ihm sich wünschte, dass Mel ihren Mann dafür gehasst hätte, weil er sie so oft wegen seiner Arbeit allein ließ, brachte der andere Teil in ihm Respekt auf für eine Frau, die den Lauf der Welt kannte und sich dabei tapfer hielt.
    „Ja, ich denke auch nicht, dass es ihre Ehe gefährdet hat, jedenfalls nicht wirklich. Manchmal war Mark so mit seiner Arbeit beschäftigt, dass ganze Gespräche völlig an ihm vorbeiziehen konnten. Mel sagte, sie hätte manchmal das Gefühl, mit einer Wand zu reden. Aber natürlich entschuldigte er sich dann und versuchte, es wiedergutzumachen. Ich bin mir sicher, sie wären ihr Leben lang verheiratet geblieben, wenn er nicht gestorben wäre.“
    „Also komm schon, Joey. Hat er nicht zu viel getrunken, sie geschlagen, sie betrogen?“, fragte er so hoffnungsvoll, dass Joey lachen musste.
    Sie griff in ihre Handtasche, zog eine Brieftasche heraus und durchsuchte die Fotos darin, bis sie eins gefunden hatte, auf dem Mel und Mark zu sehen waren. „Das hier wurde ungefähr ein Jahr vor seinem Tod aufgenommen“, erklärte sie und reichte Jack das Foto über den Tresen.
    Mark hatte den Arm um seine Frau gelegt und beide lächelten – sorglos. Ihre Augen glänzten, seine ebenfalls. Ein Arzt und eine Krankenschwester. Ein strahlendes, erfolgreiches Paar, dem die Welt zu Füßen lag. Marks Gesicht war Jack bekannt, da er ja das Bild neben Mels Bett gesehen hatte. Aber jetzt, wo er mehr über ihn wusste, betrachtete er Mark mit anderen Augen. Mark sah nicht schlecht aus –und dies war der einzige Kontext, in dem Jack sich erlauben würde, einen anderen Mann in dieser Weise einzuschätzen. Kurzes, gepflegtes braunes Haar, ovales Gesicht, gute Zähne. Auf dem Foto musste er siebenunddreißig sein, aber er wirkte viel jünger. Er sah den vielen jungen Marines nicht unähnlich, die Jack in den Kampf geführt hatte.
    „Ein Arzt“, sinnierte Jack, während er das Bild weiter anstarrte.
    „Nun lass dich um Gottes willen nicht davon einschüchtern“, sagte Joey. „Mel hätte leicht auch selbst Ärztin sein können. Sie hat einen Bachelor-Abschluss in Krankenpflege und eine Zusatzausbildung als Oberschwester und Hebamme. Ihr Hirn ist größer als mein Hintern.“
    „Ja“, sagte er. Dass Joeys Hintern nicht groß war, war schließlich nicht der Punkt, um den es ging.
    „Wie jedes Paar hatten sie ihre Streitereien“, fuhr Joey fort. „Der Urlaub förderte immer das Schlimmste in ihnen zutage – sie konnten sich nie einigen. Wenn er Golf spielen wollte, dann wollte sie an den Strand. Gewöhnlich landeten sie dann irgendwo, wo er golfen und sie sich an den Strand legen konnte. Das mag sich ja wie ein vernünftiger Kompro-miss anhören, bis auf eins: Sie haben wenig Zeit miteinander verbracht. Das hat Mel immer total genervt. Und wenn sie total genervt ist, ist sie unerträglich“, fügte sie