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Neubeginn in Virgin River

Neubeginn in Virgin River

Titel: Neubeginn in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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er ihn führen könnte, nicht infrage kam.
    Das vornehme Leben war ihm nicht fremd. Auch seine Schwestern lebten in dieser Welt. Sie und ihre Ehemänner waren gebildete, erfolgreiche Leute. Und sie hatten alles darangesetzt, um die besten Schulen für ihre Töchter zu finden, damit es ihnen später ähnlich ging. Donna, mit fünfundvierzig die Älteste, war Dozentin am College und mit einem Professor verheiratet. Danach kam Jeannie mit dreiundvierzig Jahren. Sie war Wirtschaftsprüferin, verheiratet mit einem Bauunternehmer. Mary, siebenunddreißig, war Pilotin bei einer privaten Luftfahrtgesellschaft und mit einem Immobilienmakler verheiratet. Sie waren es, die auf den richtigen Country-Club Wert legten. Seine jüngste Schwester Brie – zwar die rechthaberischste von allen, aber die, die er am meisten liebte – war Bezirksstaatsanwältin, verheiratet mit einem Kriminalbeamten. Er, Jack, war der Einzige in der Familie, der sich zum Militärdienst verpflichtet hatte. Damals war er noch ein Junge gewesen, der gerade die Highschool absolviert hatte und fand, dass seine Begabung im Bereich körperlicher Herausforderung und militärischer Strategie lag.
    Er fragte sich, ob Joey wohl recht damit hatte, dass Mel unmöglich auf Dauer hier glücklich sein könnte, in diesem schäbigen kleinen Ort, voller Rancher und Arbeitertypen und ohne einen Fünfsternekoch im Umkreis von dreihundert Meilen. Vielleicht war sie ja einfach zu erhaben für dieses hinterwäldlerische Leben. Aber dann tauchte vor seinem inneren Auge ein Bild von der Mel auf, in die er sich verliebt hatte. Sie war natürlich und unverdorben, frech und hart im Nehmen, nicht verklemmt und leidenschaftlich. Und dickköpfig. Vielleicht machte er sich ja viel zu früh ein falsches Bild von ihr – er hatte ihr ja noch kaum eine Chance gegeben. Immerhin war es möglich, dass sie hier etwas fand, das sie liebte.
    Tagsüber sah er sie überhaupt nicht. Er blieb die ganze Zeit in der Bar, für den Fall, dass sie auf ein Sandwich oder eine Tasse Kaffee hereinschauen würde, was sie aber nicht tat. Es war schon fast sechs, als sie sich endlich sehen ließ. Bei ihrem Eintreten hatte er sofort dieses Gefühl, das ihm neuerdings so vertraut geworden war – Verlangen. Ein Blick auf ihre engen Jeans reichte, und schon litt er Qualen. Nur mit großer Willenskraft konnte er verhindern, dass sein Körper reagierte.
    Es waren Gäste anwesend – die Gruppe, die fast immer zum Abendessen kam, und ungefähr sechs Angler von außerhalb. Auf dem Weg zum Tresen begrüßte Mel alle, die sie kannte. Dann schwang sie sich auf einen Barhocker und lächelte Jack an. „Ich hätte nichts gegen ein kaltes Bier.“
    „Schon unterwegs.“ Er zapfte eins für sie. Diese Frau, dachte er, die wirklich noch aussah wie ein Mädchen und ein Bier bestellte, keinen Champagnercocktail –, das passte doch nun wirklich nicht in das Bild, das er sich eben noch von ihr gemacht hatte. Nein, die Country-Club-Szene, Diamanten und Wohltätigkeitstanzveranstaltungen passten nicht zu Mel. Erleichtert lächelte er sie an.
    „Was ist?“, fragte sie.
    „Ich freue mich nur, dich zu sehen, Mel. Möchtest du was essen?“
    „Nein, danke. Heute Morgen hatten wir unerwartet viel zu tun, deshalb habe ich gegen drei für Doc und mich etwas zu essen gemacht. Ich habe keinen Hunger. Ich will nur das Bier hier genießen.“
    Die Tür ging auf, und Doc Mullins kam herein. Vor zwei Monaten hätte er sich noch ans andere Ende des Tresens gesetzt. Jetzt nicht mehr. Er war zwar noch immer so griesgrämig wie irgend möglich, aber er setzte sich auf den Hocker links neben Mel, und Jack schenkte ihm einen Bourbon ein. „Abendessen?“, fragte er den Arzt.
    „Später“, antwortete Doc.
    Wieder öffnete sich die Tür, und Hope trat ein. Endlich hatte sie ihre Gummistiefel gegen Tennisschuhe ausgewechselt, die aber genauso schmutzig waren. Sie nahm rechts neben Mel Platz. „Oh, wie gut, dass Sie nicht schon wieder beim Essen sind“, meinte sie und zog eine Packung Zigaretten aus ihrer Tasche. „Jack!“, rief sie und meinte damit die Bestellung ihres Jack Daniels.
    „Jack pur“, erklärte Jack beim Einschenken.
    Hope blies den Rauch aus. „Nun, wie hat Ihrer Schwester der Aufenthalt bei uns gefallen?“
    „Danke, sie hatte eine schöne Zeit. Auch wenn sie den Zustand meines Haaransatzes bedenklich fand.“
    „Bringen Sie doch diesen alten Kauz hier dazu, Ihnen einen freien Tag zu geben. Dann fahren Sie rüber nach

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