Neubeginn in Virgin River
zusammen!“
„Das ist doch noch gar nichts“, meinte Jenny. „Wenn ich von der Schule nach Hause kam, baumelten immer meine Plüschtiere mit Schlingen um den Hals an meinem Bettbaldachin!“
„Sie tun gerade so, als hätten sie mir nie etwas getan“, warf Jack ein.
„Wisst ihr noch, als wir einmal alle im Wohnzimmer saßen, wir alle fünf, und Mom dann reinkam mit einem Haufen Kondome in der Hand und meinte: ,Ratet mal, was ich in der Waschmaschine gefunden habe? Jack, ich könnte mir vorstellen, dass sie dir gehören.‘“
Alle lachten wie wild, und Jack wurde ganz aufgeregt. „Ja, aber es waren nicht meine, oder? Denn meine lagen noch immer genau dort, wo ich sie hingelegt hatte! Ich habe Donna in Verdacht!“
„Ich war Feministin“, verkündete Donna.
„Mom hätte das nie geglaubt, denn Donna war ja ihr ganzer Stolz und ihre Freude!“
„Donna hat rumgevögelt!“
„Solche Geschichten mag ich gar nicht“, sagte Sam, stand aber nur auf, um sich noch ein Bier zu holen, womit er wiederum alle zum Lachen brachte.
„Ist schon in Ordnung, Dad“, beschwichtigte Donna ihn. „Jetzt muss ich ja nicht mehr verhüten.“
Als es Zeit wurde aufzuräumen und auch die Sonne schon untergegangen war, verzogen sich die Männer, und die drei Schwestern bestanden darauf, dass das Geburtstagskind und der Gast sich entspannten, während sie die Arbeit erledigten. So blieb Mel mit Brie alleine, und sie saßen bei Kerzenlicht im Hof am Tisch.
„Mein Bruder hat noch nie zuvor eine Frau mit nach Hause gebracht“, begann Brie.
„Wenn man ihn so mit seiner Familie sieht – mit all den Frauen –, kann man sich das nur schwer vorstellen. Im Umgang mit Frauen fühlt er sich vollkommen wohl. Schon vor Jahren hätte er heiraten sollen. Dann hätte er jetzt selbst eine große Familie“, sagte Mel.
„Es ist einfach nicht dazu gekommen. Dafür gebe ich den Marines die Schuld.“
„Als ich ihn kennengelernt habe, fragte ich ihn, ob er schon einmal verheiratet war, und er sagte: ,Ich war mit dem Marine-Corps verheiratet, und das war ein richtiges Biest.‘“ Brie lachte. „Haben Sie ihn schon mal in Virgin River besucht?“, fragte Mel.
„Nicht gerade oft“, antwortete sie. „Aber wir alle waren schon irgendwann einmal dort oben. Die Jungs gehen gerne mit Jack und Preacher angeln. Dad hat sogar vor, irgendwann mal zwei Wochen am Stück dort raufzufahren. Er liebt Jacks kleine Bar.“
„Jack scheint dort seine Nische, seinen Platz, an dem er glücklich sein kann, gefunden zu haben“, meinte Mel. „Ich bin erst etwas mehr als vier Monate dort, und für mich war es nicht ganz leicht, mich einzugewöhnen. Ich bin die Verhältnisse in einer Großstadt gewohnt, wo man alles haben kann, was man braucht, und das schnell. Auf dem Land aber ist das Leben ganz anders. Ich musste zwei Stunden fahren, nur um einen anständigen Haarschnitt und Strähnchen zu bekommen.“
„Was hat Sie denn nach Virgin River geführt?“
„Hmm. Die dunkle Seite der Großstadtmedizin. Ich hatte die Nase voll von Chaos und Verbrechen. Wie ich Jack schon erzählt habe, ich bin von der Notaufnahme nicht nur deswegen weggegangen, weil ich mich zur Geburtshilfe hingezogen fühlte, sondern auch, weil ich nicht mehr wollte, dass die Hälfte meiner Patienten von der Polizei angebracht werden. Bei der ersten Frau, die ich entbunden habe, lagen mehrere Haftbefehle wegen Straftaten vor, und sie wurde verhaftet, als sie in die Wehen kam. Man hat sie mit Handschellen ans Bett gefesselt, als ich sie vor der Geburt untersuchte.“ Sie machte eine kleine Pause. „Ich hatte nach einem Ort gesucht, in dem das Leben überschaubarer und leichter sein würde.“ Sie lachte. „Überschaubarer habe ich es jetzt, aber leichter? Dörfer wie Virgin River haben ihre eigenen Herausforderungen.“
„Welche denn?“
„Wenn man zum Beispiel eine Notfall-Patientin auf die Ladefläche eines Trucks heben muss und dann mit ihr einen Berg hinunterrast, während man sich verzweifelt festhält und versucht, sie ins Krankenhaus zu bringen, bevor ihr Herz zum Stillstand kommt. Mein Gott, wie habe ich mich an diesem Tag nach der großen, chaotischen Unfallstation gesehnt! Und dann kann es auch vorkommen, dass ein großer bewaffneter Grower mitten in der Nacht deine Dienste in Anspruch nehmen will … Hm, wenn Sie Jack diese Version der Geschichte erzählen, wird es eine Szene geben.“
Brie lachte. „Das weiß er nicht?“
„Nicht alle Details. Er hat sich schon
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