Neubeginn in Virgin River
Ich war auch immer so gekleidet, bevor ich an einen Ort gezogen bin, wo man schon in guten Jeans overdressed ist. Du hättest mal meinen Schrank in L. A. sehen sollen. Er war riesig und quoll trotzdem über.“
Er schob ihr T-Shirt nach oben und zog es ihr über den Kopf. „Mir gefällt, was du gerade anhast. Genauer gesagt, ich finde dich schon in diesem Tanga overdressed.“
„Jack, hatten wir nicht vereinbart, dass wir es im Haus deines Vaters nicht tun würden …?“
„Nein, du hast gesagt, dass du es nicht wolltest.“ Er streifte ihr den Tanga ab. „Ich hingegen denke, ich sollte es noch einmal mit diesem G-Punkt versuchen …“
„Oh Gott“, sagte sie und wurde schwach. „Wir sollten es lassen. Du weißt doch, wie es mit uns ist …“
Er beugte sich über sie und grinste sie verschmitzt an. „Soll ich dir eine Socke für den Mund holen?“
Susan Stone bekam ihren Jungen im August. Mit dreitausendsechshundert Gramm war er ein kräftiges Kind. Sie war ins Valley Hospital gegangen, hatte eine überwältigende Geburt gehabt und war schon vierundzwanzig Stunden später wieder zu Hause. Mel hatte eigentlich vor, sie mit dem Baby eine Zeit lang allein zu lassen, aber sowohl John als auch June riefen an und drängten sie, schon am nächsten Sonntagnachmittag zu kommen, wo das Baby nicht einmal eine Woche alt sein würde.
Jack wollte nicht zurückstehen und übernahm das Bier und die Zigarren.
Für eine Frau, die gerade eine Geburt überstanden hatte, war Susan recht fit, aber sie blieb auf der Couch sitzen, neben sich das Kinderkörbchen, und ließ ihre Freunde antanzen. Wie auf dem Lande üblich, brachten die Frauen Essen mit, sodass die frischgebackenen Eltern sich nicht mit Kochen belasten mussten. Überrascht beobachtete Mel, wie so kurz, nachdem ein Baby angekommen war, eine festliche Stimmung aufkam und sich die angenehme Atmosphäre eines offenen Hauses verbreitete. Noch ein weiteres Paar war dort anwesend, eine hochschwangere Julianna Dickson und ihr Mann Mike. John legte Julianna einen Arm um die Schultern und wandte sich an Mel. „Sie ist schon legendär, denn sie konnte scheinbar nie auf den Arzt warten. Einmal haben June und ich es geschafft, bei einer ihrer Geburten dabei zu sein. Das war beim letzten Baby, und es war pures Glück. Sie entbindet innerhalb von fünfzehn Minuten. Das hier ist Nummer sechs. Morgen werden wir sie aufnehmen und die Geburt einleiten.“
„Nicht, dass das Baby hört, was du sagst“, warnte Julianna. „Du weißt doch, was dann immer passiert.“
„Vielleicht sollten wir lieber gleich rübergehen.“
„Oder du bindest dich an mir fest und legst eine Hand auf meinen Bauch.“
Bei Kaffee und Kuchen scharten sich die Frauen im Wohnzimmer um Susan. John hob das Kind aus seinem Körbchen und zeigte es herum. Da Jim schon Baby Jamie auf dem Arm trug, hielt John den Jungen Jack hin. Bereitwillig nahm Jack ihn auf die Arme und gurrte das kleine Bündel an.
Mel beobachtete ihn, und ihr wurde warm ums Herz.
„Für einen Junggesellen kannst du das ziemlich gut“, lobte John ihn.
„Nichten“, sagte er nur.
„Immerhin acht“, fügte Mel hinzu.
Jack rüttelte es ein wenig, und das Baby brach in lautes Heulen aus. „Schätze, du bist wohl doch nicht so gut“, meinte John.
„Jack hat alles richtig gemacht. Er hat Hunger“, sagte Susan und streckte die Arme nach dem Baby aus.
„Also gut, jetzt wird gestillt“, sagte John. „Womit wollen wir uns inzwischen beschäftigen?“
Jack zog die Zigarren aus seiner Brusttasche, und sofort ertönte dankbares Gebrumm. Auch Jim reichte Jamie an June weiter und ließ die Frauen und Babys im Haus, während er mit den anderen Männern nach draußen ging, um sich eine Zigarre zu genehmigen.
„Sie werden stinken“, meinte Julianna.
„Bis zum Himmel“, bestätigte June.
„Zumindest sind wir sie mal eine Weile los.“ Susan legte das Neugeborene an die Brust, und Mel sah sehnsüchtig dabei zu. „Mel, wie war es in Sacramento? Bei Jacks Familie?“, fragte Susan, während sie ihr Baby stillte.
„Oh, sie sind fantastisch“, antwortete sie und riss sich aus ihrer Träumerei. „Vier Schwestern, die sämtliche Geheimnisse ausplaudern, auch solche, die er vielleicht doch lieber für sich behalten hätte. Und acht Nichten, alle wunderschön und alle verliebt in ihren Onkel Jack. Es war köstlich. Aber erzähl mal du, Susan, wie war die Geburt? Hattest du wieder Rückenwehen, wie
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