Neubeginn in Virgin River
Baby und legte es ins Bett. Sie toupierte ihr Haar, legte ein wenig Lippenstift auf und war schnell fertig für einen vermutlich ziemlich langweiligen Abend, wenn auch immerhin einen Abend mit ein paar freundlichen Gesichtern. Es wurde halb acht, bis Chloe eingeschlafen war und sie gehen konnte. „Ich werde nicht lange bleiben“, versprach sie Doc.
„Ich habe nicht vor, irgendwohin zu gehen“, meinte er. „Von mir aus können Sie bis morgen früh durchtanzen.“
„Werden Sie mich auch rufen, wenn Sie mich brauchen? Hier im Dorf gibt es selten einmal eine Party“, sagte er. „Sie sollten die Gelegenheit nutzen. Ich weiß, wie man Windeln wechselt und ein Baby füttert. Das mache ich schon sehr viel länger als Sie.“
Als sie Jacks Bar betrat, stellte sie fest, dass das Lokal beinahe voll war. Die Jukebox, die normalerweise so gut wie nie spielte, lieferte die Hintergrundmusik. Country natürlich. Jack und Preacher standen hinter der Theke, und Ricky kümmerte sich um die Tische. Sie sah sich nach Joy um.
„Es tut mir leid, dass ich erst jetzt komme, Joy. Das Baby wollte heute Abend einfach nicht einschlafen.“ Sie zog ihren Pullover aus und schnüffelte kurz daran. „Ich glaube, er riecht etwas käsig.“
„Ach was, alles bestens – und es ist auch noch reichlich Essen übrig geblieben. Nehmen Sie sich einen Teller.“
An einer Wand hatte man einige Tische zusammengeschoben und darauf Schüsseln und Kasserolen mit allerlei Gerichten aufgereiht, die alle köstlich aussahen. In der Mitte stand ein Blechkuchen, der fast ganz mit Kerzen bestückt war. Nachdem Mel sich etwas Essen auf den Teller geladen hatte, kamen Leute auf sie zu geschlendert, um Hallo zu sagen und ein wenig zu plaudern. Sie begrüßte Fish Bristol, der sich in der Gegend als Angler einen Namen gemacht hatte, und seine Frau Carrie. Dann Harv, den man jeden Morgen in der Bar antreffen konnte. Er verlegte für die Telefongesellschaft die Kabel in diesem Gebiet, aber ehe er sich auf den Weg machte, frühstückte er bei Jack. „Ich kann doch meine Frau nicht bitten aufzustehen, nur um mir das Frühstück zu machen“, erklärte er lachend. Mel sah Liz, die versteckt in einer Ecke saß und sich fürchterlich zu langweilen schien. Ihre langen, wohlgeformten Beine hatte sie übereinandergeschlagen, und sie trug einen Rock, der so kurz war, dass er kaum ihr Höschen bedeckte. Mel winkte ihr zu und entlockte Liz ein schwaches Lächeln. Dann wurde Mel einem Schafzüchter und seiner Frau vorgestellt, Buck und Lilly Anderson. Buck war groß und dünn und hatte schütteres Haar; Lilly dagegen klein und rund mit rosigen Wangen. „Gibt es irgendwas Neues von dem Baby?“, fragte sie.
„Gar nichts“, verneinte Mel.
„Ist sie ein braves Kind?“
„Oh Gott ja, sie ist ein Engel.“
„Und es hat sich noch niemand gemeldet, der sie adoptieren will?“
„Bisher haben wir noch nicht einmal etwas vom Sozialamt gehört“, antwortete Mel.
Connie kam mit einer Freundin herüber, die sie Mel vorstellen wollte: „Mel, das ist Jo Fitsch. Sie lebt mit ihrem Mann am Ende der Straße – das größte Haus dort.“
„Ich freue mich, Sie endlich kennenzulernen“, sagte Jo. „Niemand hier hat mit einer so hübschen jungen Frau gerechnet. Wir …“
Bevor Jo ihren Satz beenden konnte, stellte sich ein Mann neben sie, der seinen Arm um ihre Taille legte, seinen Drink im Glas schwenkte und zugleich Mel von oben bis unten mit frechem Blick musterte. „So, so, … das ist also unsere kleine Krankenschwester? Ohhh, Schwester, mir geht es gar nicht gut!“, bollerte er los und brach dann in ein dröhnendes Lachen aus.
„Mein Mann, Nick“, stellte Jo ihn vor, und wenn Mel sich nicht irrte, klang sie leicht nervös.
„Hallo, wie geht’s?“, begrüßte Mel ihn höflich und fand, dass er wohl etwas zu viel getrunken hatte. „Das ist alles einfach köstlich“, wandte sie sich an Connie.
„Also Schwester Melinda, wie gefällt Ihnen denn unser kleines Dorf?“, wollte Nick wissen.
„Nennen Sie mich bitte einfach Mel“, forderte sie ihn auf. „Es ist großartig hier. Sie müssen sehr glücklich sein.“
„Jawoll“, polterte er und ließ seinen aufdringlichen Blick nicht von ihr. „Wir haben wirklich Glück gehabt. Wo muss ich mich denn für eine Untersuchung anmelden?“ Und wieder lachte er über seinen eigenen Witz.
Da fiel es ihr wieder ein – Jo Ellen und dieser Ehemann. Er war der Kerl. Hope hatte gesagt, dass er sich von mehr als
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